An der Atlantikküste südwärts

, ,
Die Königstädte der Alawiden – Meknès und Rabat

Nach unserem Grenzübertritt bei Sebta (Ceuta) folgen wir der N13 südwärts nach Tetouan, um dort auf der N2 westlich Richtung Tanger zu fahren, bis wir irgendwann links auf die R417 in südwestlicher Richtung nach Larache abbiegen.

Das Navigationssystem hat noch die Europakarte geladen, so dass wir in Marokko praktisch ohne Navi unterwegs sind.

Bei den ungewohnten Verkehrsverhältnissen und einem anderen Straßenbild (dickere Strassen auf der Straßenkarte, können real auch schmaler sein!), zweifeln wir dann schon, ob die Abzweigung noch kommt oder wir schon längst daran vorbei sind.

Wir kommen aber ohne Umwege nach Larache.

Kaum sind wir am Campingplatz, stehen Mike und Sue aus Kanada vor uns, die wir seit Tarifa kennen. Schön, dass wir euch hier wieder treffen!

Auf dem Platz wechseln wir Euros in Dirhams, da man hier laut Reisehandbuch die meisten Dirhams für den Euro bekommt.

Von Larache bieten sich als nächste Stationen Rabat oder Meknès an. Wir entscheiden uns für Meknès und verabschieden uns wieder von den Kanadiern, die nach Rabat wollen.

Der N1 folgen wir südwärts bis Souk-el-Arba-du-Rharb, um dann auf der R413 über Sidi-Kacem nach Meknès zu fahren. Meknès ist also die erste der vier Königsstädte, die wir besuchen.

Der Weg zum Campingplatz ist relativ leicht zu finden, führt aber durch die Ville Imperiale. Wir zweifeln, ob wir durch das zweite, der über 400 Jahre alten Tore passen.

Es ist zwar der Weg zum Campingplatz, aber selbst die großen Wohnmobile sind normalerweise niedriger als wir.

Der den Königspalast bewachende Soldat bestätigt den Weg zum Campingplatz und meint, dass wir durchfahren sollen.

Wir trauen der Sache nicht ganz! Just in dem Moment fährt ein Omnibus durch. Nix wie hinterher – geht doch!

Vom Campingplatz gehen wir durch die »Ville Imperiale« entlang der langen Mauern in Richtung Medina.

Dabei beobachten wir Störche auf den Ruinen des Königspalastes.

Zwischen »Ville Imperiale« und Medina steht das beeindruckende Mausoleum Mulay Ismails.

Selbstverständlich dürfen der Platz Place el Hedim und das wohl berühmteste Tor Marokkos – das Bab El Mansour – bei unserer Besichtigung nicht fehlen. Vom »Place el Hedim« machen wir einen Abstecher in den naheliegenden Suq.

Direkt neben dem Campingplatz besichtigen wir die riesigen Getreidespeicher und die Ruinen der Pferdeställe des Mulay Ismail, in denen 12.000 Pferde gleichzeitig untergebracht werden konnten.

Der Führer erklärt, dass jeweils vier Pferde an einem Pfeiler angebunden waren. Macht also 3.000 Pfeiler! Das Dach ist während des großen Erdbebens von Lissabon (1755) eingestürzt.

Nebenan befindet sich ein riesiger »Pool« (ca. 400 m x 100 m x 4 m), der den 500 Frauen Moulay Ismails zum Baden zur Verfügung stand.

Unser Führer widerspricht den Aussagen mancher Reisebücher und meint, dass der Pool auch als Wasserversorgung für die Pferde und für die landwirtschaftliche Bewässerung verwendet wurde.

Wegen des schlechter werdenden Wetters wollen wir nicht weiter zur Königsstadt Fes, sondern an die Küste nach Rabat, der nächsten Königsstadt. Diesmal nehmen wir die kostenpflichtige und schnelle Autobahn.

Kurz vor Rabat geraten wir in derart starke Regenschauer, dass sofort das Wasser auf den Straßen steht. Als wir uns dem Campingplatz in Sale nähern, stehen ca. 10 Wohnmobile hintereinander auf der Fahrbahn.

Wir denken, dass sich eine Reisegruppe sammelt und fahren langsam daran vorbei. Vorne angekommen sehen wir, dass die durch eine leichte Senke führende Straße komplett überflutet ist.

Es ist schwer abzuschätzen, wie tief das Wasser ist. Aber tiefer als einen Meter ist es bestimmt nicht. Wir kommen spielend durch.

Das Wetter wird schlechter, es regnet stark, Sturm kommt auf, Dächer auf Nachbargebäuden werden abgedeckt und wir fragen uns, wann der Campingplatz absäuft.

Der »Reisefunk« meldet, dass der Fährbetrieb mit Spanien eingestellt wurde. Dann wird das Wetter von Tag zu Tag besser und wir können unsere Besichtigungstour starten.

Von Sale gelangen wir zu Fuß auf der Brücke »Pont Mulay Al Hassan« über den »Qued Bou Regreg« nach Rabat.

Wir besichtigen das Wahrzeichen von Rabat, den Tour Hassan (Hassanturm), und das Mausoleum Mohammed V.

Mit dem Bau des Hassanturms wurde im 12. Jh. begonnen. Hier sollte die weltweit größte islamische Moschee gebaut werden, und der Hassanturm sollte das zugehörige Minarett werden.

Die Arbeiten wurden jedoch nie vollendet. Ursprünglich war eine Höhe von 80 m geplant, wobei nur eine Höhe von 44 m erreicht wurde.

Recht eindrucksvoll ist auch die »Kasbah des Quadias«, von der wir bequem in den nahegelegenen Suq gelangen.

Bevor wir Rabat in Richtung Casablanca verlassen, bunkern wir im Marjane nochmals die Lebensmittel, die unterwegs nicht so leicht zu bekommen sind.

Dazu gehören auch ein paar Flaschen marokkanischen Rotweins und Bier, da im Marjane alkoholische Getränke verkauft werden dürfen.

»We rode in the morning, Casablanca to the west,
On the Atlas mountain foothills leading down to Marrakesh …
We could wait no more, in the burning sands on the ride to Agadir. …«

Wer erinnert sich nicht an diese berühmten Zeilen von Mike Batt, die uns bei unserer Fahrt vorbei an Casablanca wieder einfallen! Schnell ist der Song auf dem MP3-Player gefunden.

Allerdings führt unser »Ride To Agadir« nicht ins Landesinnere über Marrakech, sondern der Küste entlang über El Jadida mit seinen langen Sandstränden.

In El Jadida waren 250 Jahre lang die Portugiesen und bauten die Medina zur Festung aus.

Eine unterirdische Zisterne, die schon zu Filmaufnahmen verwendet wurde, stammt ebenfalls aus dieser Zeit.

In El Jadida treffen wir wieder auf Mike und Sue aus Kanada.

Dann geht es weiter über Safi nach Essaouria. Ca. 20 km östlich von Essaouria verbringen wir schöne Tage auf dem herrlichen Campingplatz Le Calme, der inmitten eines 3 ha großen Walds von Arganienbäumen liegt.

Essaouria ist ein ehemaliges Piratennest, bekannt für seine portugiesische Festung, die Purpurinseln und für Holzeinlegearbeiten. Wir machen eine Stadtbesichtigung, die uns auch durch den lebhaften Suq führt.

Dabei besuchen wir natürlich auch ein Geschäft, in dem die berühmten Holzeinlegearbeiten verkauft werden. Hier entdecken wir einige wirklich schöne Möbel und andere Gebrauchsgegenstände aus Holz.

Kurz vor Agadir wollen wir auf dem angeblich besten Campingplatz in Marokko, dem Atlantica Parc, ein paar Tage stehen.

Der sehr touristische Platz bietet alle Versorgungsmöglichkeiten, einschließlich sauberem und geräumigen Internetcafe mit flotter Anbindung.

Hier lassen wir auch von dem Künstler Rachid Nabil die »Gecko«-Aufkleber am Fahrzeug durch handgemalte Bilder ersetzen.

So, nun geht es weiter nach Agadir und dann Richtung Westsahara.

Ach so: Mit einem hat sich Mike Batt geirrt:

»We will suffer no intrusion from the infidels of France.«

Er wusste damals nicht, dass »Rapido« und »Pilote« halb Frankreich mit Wohnmobilen versorgen werden. Und die sind alle hier! Franzosen – überall Franzosen. Frankreich muss wie ausgestorben sein!

Bilder

„Der Sinn des Reisens besteht darin,
unsere Phantasien durch die Wirklichkeit zu korrigieren.
Statt uns die Welt vorzustellen, wie sie sein könnte,
sehen wir sie, wie sie ist.“
(Samuel Johnson, 1696-1772)