Erfoud, Merzouga, Erg Chebbi, Meski, Midelt, Azrou

Das Erg Chebbi ist ein ca. 40 km langes und etwa 10 km breites Dünengebiet mit den höchsten Sanddünen Marokkos.

Unser heutiges Ziel ist die kleine Oase Merzouga, die 60 km südöstlich von Erfoud direkt an den höchsten und eindrucksvollsten Dünenfeldern des Erg Chebbi liegt. Unmittelbar vor der Abfahrt in Erfoud bemerken wir Wasser im Heckstauraum.

Also doch! Darauf hatten wir ja schon gewartet, da die Wasserpumpe seit wenigen Tagen öfters nachpumpt. Bei einer Überprüfung konnten wir jedoch keine feuchten Stellen finden und haben deshalb die Pumpe selbst für den Druckverlust verantwortlich gemacht.

Bei SHELL in Erfoud lassen wir noch unseren leeren Nebentank füllen und fahren dann über Rissani auf der N13 nach Merzouga.

Aufgrund unseres »Wasserproblems« wollen wir an einer Auberge nördlich von Merzouga übernachten, auf deren ummauerten Gelände üblicherweise nur wenige Fahrzeuge stehen.

Als wir an der Auberge ankommen, sind auch nur unsere »Tippgeber« hier, und so räumen wir in sicherer Umgebung unseren Heckstauraum aus.

Glücklicherweise ist es sehr ruhig, so dass wir bei der Fehlersuche ab und zu etwas tropfen hören. Nur wo?

Aufgrund des »servicefreundlichen« Einbaus ist Wasserpumpe 1 nicht einmal zu sehen, zumindest nicht ohne einen der vollen Wassertanks auszubauen, was wir uns ersparen möchten.

In unbequemer Position, halb auf dem Rücken im Heckstaufach liegend, mit ausgestrecktem Arm blind um die Ecke im Fach hinter den Wassertanks tastend, sorgt die Bewegung einer Pumpenleitung für einen Wasserstrahl. Dem spritzenden Wasserstrahl folgend erreicht die tastende Hand nur knapp die undichte Stelle.

Mit der kleinen Digitalkamera machen wir, bei ausgeschalteter Wasserpumpe, Fotos von dem uneinsehbaren Bereich.

Die Details vom Ausbau des defekten Winkelstücks mit 26er Überwurfmutter, in einem für große Maulschlüssel zu engen Fach, ohne Sichtkontakt, mit nur einem Arm die Stelle kaum erreichend und in unbequemer Rückenposition im Heckstauraum liegend, wollen wir hier nicht weiter ausführen.

Eine Arbeit von normalerweise 5 Minuten dauert unter diesen Umständen ewig. Einer der Anwesenden meinte kopfschüttelnd: »Das müsste derjenige ausbauen, der es so eingebaut hat!«

Beim ersten Reparaturversuch gelingt die Abdichtung des Winkelstücks nicht vollständig, da sich der sichtbare Riss an ungünstiger Stelle als Haarriss fortsetzt. Erfreulicherweise konnte die Dichtigkeit auch ohne nervenden Einbau mit dem an das Winkelstück montierten Duschschlauch getestet werden.

Da wir übergangsweise gut mit einem Wassertank zurechtkommen, verzichten auf einen weiteren Reparaturversuch und dichten die offene Leitung zum Verteiler mit einem passenden Endstück ab.

Direkt hinter der Auberge beginnen die hohen Sanddünen, die wir bequem zu Fuß erreichen. Und ehe wir uns versehen, sind wir bei unserer Dünenwanderung auch schon mittendrin.

Am späten Nachmittag sorgt die tiefer stehende Sonne für ein bezaubernd warmes Licht, welches in kontrastreichem Spiel mit den Schatten die Dünenverläufe außergewöhnlich plastisch erscheinen lässt.

Nach zwei Tagen in der trockenen Wüstenluft ist auch die unzugänglichste Ecke des Heckstaufachs garantiert wieder trocken. Wir fahren über Rissani und Erfoud, dem wunderschönen und mit Palmen bewachsenen Ziz-Tal folgend, nach Meski zur blauen Quelle.

Die Blaue Quelle von Meski liegt inmitten von Palmengärten und wird von den Einheimischen und Schulklassen gerne als Ausflugsziel und Schwimmbad genutzt.

Auch geführte Reisegruppen scheinen hier gerne zu Übernachten, so dass wir ein sehr auf Tourismus ausgerichtetes Umfeld vorfinden.

Zufällig treffen wir wieder auf Karin und Wolfgang, die wir schon in Erfoud und davor in El Jadida getroffen haben.

Auf der N13 folgen wir dem Ziz-Tal in den Hohen Atlas nach Midelt. Es ist eine schöne Fahrt in herrlicher Umgebung, aber in den Bergen wird es auch deutlicher kühler.

Als wir am Übernachtungsplatz in Midelt eintreffen, sind auch Karin und Wolfgang da. Bei den frostigen Temperaturen ergibt sich endlich die Möglichkeit, einen Teil unseres gebunkerten Glühweins zu vernichten.

Schon am nächsten Tag möchten wir weiter nach Azrou in den Mittleren Atlas, auf den schönen Campingplatz Amazigh, welcher inmitten einer Kirschbaumplantage liegt.

Es ist wieder eine bezaubernde Fahrt durch wunderschöne Berglandschaften. Im Sommer soll es hier in den Bergen noch schöner sein.

Unterwegs füttern wir wilde Affen, die aber die natürliche Scheu vor den Menschen schon fast verloren haben und einem das Futter fast aus der Hand nehmen.

Kaum hatten wir uns auf unserem Übernachtungsplatz eingerichtet, fahren, was wir diesmal ja schon wussten, Karin und Wolfgang auf den Platz. Treffen Nr. 5!

Nach zwei entspannenden Tagen in erholsamer Bergluft möchten wir weiter Richtung Fes und verabschieden uns endgültig von den beiden, die weiter nach Meknes reisen.

In Fes steigt das Thermometer auf schwüle 30°C und uns fehlt jegliche Motivation, bei diesen Temperaturen eine anstrengende Stadtbesichtigung zu unternehmen.

Schweren Herzens ringen wir uns zu der Entscheidung durch, die Sultansstadt Fes erst bei unserer nächsten Marokkoreise zu besichtigen.

Statt dessen fahren wir in ländliche Umgebung und holen die aufgeschobene Besichtigung von Volubilis nach, einer nördlich von Meknes bei Moulay-Idriss gelegen Römersiedlung.

Römer sind zwar keine mehr da, dafür aber Schulklassen, Reisebusse und vermutlich selbst ernannte »Parkplatzwächter« in Warnwesten, die Ihre Berufsbezeichnung in akzentfreiem Deutsch aussprechen können und dafür 10 DH kassieren.

Trotz des Trubels hat sich der Besuch von Volubilis für uns absolut gelohnt.

Danach geht es zum Einkaufen nach Meknes in den Marjane Supermarkt. Als wir auf den großen Parkplatz fahren, trauen wir unseren Augen nicht! Wer sitzt da beim Essen im Fahrzeug? Treffen Nr. 6!

Der von den beiden ausgesuchte Übernachtungsplatz in Mehdiya Plage (bei Kenitra) klingt verlockend und liegt auf unserer Strecke. So nehmen wir unser schweres Schicksal an und leisten den beiden Gesellschaft.

Von Mehdiya Plage geht es zur herrlichen Lagune nach Moulay-Bousselham, an der wir ein paar gemächliche Tage in schöner Umgebung bei traumhaften Sonnenuntergängen verbringen.

Wir verabschieden uns wieder einmal von den beiden, denn wir reisen morgen über Ceuta aus und fahren heute noch bis Martil, um kurz vor der Grenze unsere letzte Nacht in Marokko zu verbringen.

In Tétouan tanken wir noch einmal unseren Nebentank voll, nachdem wir diesen in den Haupttank gepumpt haben.

Früh klingelt der Wecker, denn wir wollen auf die erste Fähre nach Algeciras. Diese läuft zwar erst um 9:30 aus, aber wir haben eine Stunde Zeitverschiebung zu Spanien, also um 8:30 marokkanische Zeit. Für die Fahrt zur Grenze, den Grenzübertritt und den Weg zum Hafen von Ceuta planen wir 2 Stunden ein. Um diese Zeit sind an der Grenze schon viele PKW und Fußgänger unterwegs, aber nur 2-3 Reisemobile.

Den Helfer, der uns trotz leerer Schalter gegen Bezahlung einen Zeitvorteil verspricht, ignorieren wir. Zuerst geht es zur Polizei (rechts an der Strasse) und dann zum Zoll (links). Dann wird für uns der abgesperrte Bereich geöffnet und wir werden links am Großteil der stauenden PKW vorbeigelotst. Super Service!

Auf marokkanischer Seite wird noch kurz unser Nebentank abgeklopft. Warum macht er das nicht mit dem Haupttank? Wahrscheinlich ist die Unterhaltung mit dem Kollegen interessanter.

Auf der spanischen Seite wollen wir unsere Pässe vorzeigen: »¿Alemán?« »Si«. Das Handzeichen bedeutet uns, dass wir weiter fahren dürfen. Er will unsere Pässe nicht einmal sehen! Hallo!? Schengen-Außengrenze!? Hat Spanien hier nicht eine strategische Aufgabe zu erfüllen? Haben wir nicht zig Millionen EUR an EU-Steuergeldern in die Aufrüstung dieser Grenze investiert? Wir sehen vielleicht nicht gerade wie afrikanische Flüchtlinge aus, aber eine Passkontrolle hätten wir uns an dieser so hochgerüsteten Grenze irgendwie schon gewünscht.

Innerhalb von 20-25 Minuten sind wir komplett durch, wobei das Stop&Go zur spanischen »Kontrolle« einen Großteil der Zeit eingenommen hat. Schnell gelangen wir zum Hafen und bei ruhigem Meer überqueren wir die Straße von Gibraltar. Nach zwei Tagen in Tarifa soll es weiter nach Salobreña gehen, wo wir Ralf mit unserem unangekündigten Besuch überraschen möchten.

15 km vor Salobreña, direkt vor dem Taramay-Tunnel, wollen wir auf dem unbefestigten Seitenstreifen kurz anhalten, wobei der Motor aus geht. Beim erneuten Starten dreht der Motor von alleine in den roten Bereich. Ein Abstellen ist nur mit der Motorbremse möglich. Danach springt er nicht mehr an.

Telefonisch informieren wir Ralf, der uns sofort zu Hilfe eilt. Auch gemeinsam können wir das Problem nicht lösen, so dass wir über Phil, einen Bekannten von Ralf, den 4×4 Mechaniker Keith organisieren, der sich am nächsten Morgen dem Problem annehmen wird. Es wird eine sehr unruhige Nacht so direkt an der Hautstrasse N-340. LKWs donnern die ganze Nacht einen Meter neben unseren Köpfen vorbei. Durch deren Fahrtwind wackelt ständig unser Schlafzimmer und wir stehen auch noch abschüssig.

Ralf und Phil sind gleich morgens wieder da. Phil bringt im Wasserkanister frisch gezapften, spanischen Diesel mit, da wir den marokkanischen Diesel in Verdacht haben. Keith, der Mechaniker, stellt nach 1.5 h die Diagnose, dass die Einspritzpumpe nicht in Ordnung ist.

In Motril soll sich ein MAN Service Point befinden. Mangels Telefonnummer fahren Ralf und Bärbel die 20 km nach Motril. In Motril hat man keinen freien Monteur, den man uns schicken kann. Die Angestellte ruft ihren Chef bei MAN in Granada an. In Granada braucht man einen Auftrag von MAN Service Mobile 24 aus Deutschland, dann schickt man sofort jemanden los. Bei MAN24 braucht man eine Bürgschaft für die Reparaturkosten von MAN Niederlassung in Heilbronn. Nach diversen Telefonaten erhält MAN24 die Bürgschaft aus Heilbronn und Granada wird um kurz vor 15:00 der Auftrag erteilt.

Ach so: Natürlich ist Freitag! Um 18:00 Uhr erscheint dann endlich der Monteur.

Auch er kommt zu dem Ergebnis, dass die Einspritzpumpe überprüft werden muss. Sein Chef meint, dass wir jetzt schnell nach Granada abschleppen müssen (knapp 100 km!!!), da wir an der Straße nicht stehen bleiben könnten. Warum nicht die 20 km zu MAN nach Motril!? Wir müssten das sofort entscheiden, da er in ein paar Minuten nach Hause geht und erst am Montag wieder da ist. Moment! Versucht uns hier jemand unter Druck zu setzen und unsere Situation auszunutzen? Wer hat den Monteur erst 2 Std. später um 17:00 Uhr losgeschickt und will jetzt innerhalb von 5 Minuten eine Entscheidung?

Das geht uns zu schnell! Wir wollen mehr Bedenkzeit und schleppen erst einmal nicht ab! Es folgen Telefonate und Diskussionen über die weitere Vorgehensweise. Wir entscheiden uns nach Motril abzuschleppen.

Gegen 20:00 Uhr nehmen wir Kontakt mit dem ADAC auf. Die nette Dame meint, ob wir vielleicht nicht besser erst morgen abschleppen könnten und freut sich, als wir sogar darauf bestehen. Die Nacht wird etwas ruhiger, da zum Wochenende kaum noch LKW fahren.

Am Samstag ist Ralf gleich wieder zur Stelle und richtet uns die besten Wünsche von Karin und Wolfgang aus, die auch auf dem Platz in Salobreña stehen.

Wieder sind mehrere Telefonate mit dem ADAC zu tätigen, der sich auch um einen Mietwagen kümmert und uns die Beschaffung eines Hotelzimmers anbietet.

Wir lassen das Fahrzeug jedoch nicht alleine und werden auch während der Reparatur darin wohnen.

Der imposante Abschleppwagen setzt uns direkt vor der MAN-Werkstatt auf einem Parkplatz ab.

Hier im Industriegebiet stehen wir am Wochenende absolut ruhig. Obwohl hier keine Menschenseele wohnt, fühlen wir uns sicher.

Am Sonntag besuchen uns Karin, Wolfgang und Ralf. Wir packen die Campingmöbel aus und machen uns mitten im Industriegebiet auf dem breiten Gehweg einen netten Tag.

Am Montag stehen wir gleich bei Arbeitsbeginn, wir haben es ja nicht weit, im Büro bei MAN Motril. Dort ruft man wieder in Granada an und die schicken den Monteur, der schon am Freitag da war.

Muss man das verstehen? Wir sind in einer MAN-Werkstatt und die lassen einen Monteur aus Granada kommen, um eine Einspritzpumpe auszubauen!?

Der nette Monteur aus Granada meint, dass das Fahrzeug vermutlich am Mittwoch fertig wird. Ein Trinkgeld will Antonio erst annehmen, wenn das Fahrzeug wieder läuft. Berufsehre!

Dienstag: Wir wollen nicht nerven und rufen deshalb nicht in Granada an, ob es Mittwoch wirklich klappt. Wie sich später zeigt, kümmern sich andere für uns darum.

Mittwoch früh kommen nacheinander die Anrufe von MAN24 und ADAC, dass das Fahrzeug heute fertig wird. Wegen einer unklaren Information rufen wir dann doch direkt in Granada an.

Dort wird uns vom Chef bestätigt: »Ich mache heute früh nichts anderes, als wegen dem Wohnmobil zu telefonieren, damit das schnell fertig wird.«

Merke: ADAC einschalten! Die halten kontinuierlichen Kontakt zur Werkstatt, bauen so indirekt Druck auf, beschleunigen damit die Angelegenheit und dem Kunden kann es die Werkstatt nicht übel nehmen.

Dann erscheint auch schon Antonio. Die Einspritzpumpe wurde von Bosch in Granada gereinigt und die Injektoren wurden von Antonio getauscht. Weiterhin tauschen wir Benzinfilter, Ölfilter und das Motoröl.

Schlechter Sprit ist die Ursache des Problems. Es handelte sich nicht um reinen Diesel, sondern um ein unidentifizierbares Gemisch, vermutlich mit Benzin o.ä..

Anscheinend erfolgte wegen der zündfreudigeren Mischung auch das Hochdrehen des Motors, sofern dieser einmal angesprungen war.

Den schlechten »Diesel« im Haupttank pumpen wir in ein von Antonio mitgebrachtes Fass. Laut Tankbuch stammt der »Diesel« von SHELL in Erfoud. Nach abgeschlossener Reparatur springt der Motor beim ersten Versuch tadellos an.

Wir bedanken uns bei Antonio, der bescheiden meint, dass das seine normale Arbeit sei.

Selbst jetzt nimmt er nur zögernd das von uns gerne gegebene Trinkgeld an.

Insgesamt hat es sechs Tage gedauert, bis das Fahrzeug wieder fahrbereit war.

Dank der Hilfe aller Beteiligten war dies aber keine unangenehme Zeit, wenn man von den ersten beiden Tagen an der lärmenden Hauptstraße und der mentalen Belastung absieht.

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Helfern bedanken.

Endlich fahren wir auf den Stellplatz nach Salobreña, auf dem wir dann auch länger als geplant stehen.

Den Rückweg ins winterliche Deutschland wollen wir noch nicht antreten, da es dort bis zu 20°C kälter ist!

Nach zwei Wochen wird es aber endlich Zeit, dass wir uns zügig auf den Weg nach Deutschland machen. Deshalb verabschieden wir uns hiermit vorerst und werden demnächst unsere nächsten Reisepläne vorstellen.

Bilder

„Allradantrieb bedeutet, dass man erst dort stecken bleibt,
wo der Abschleppwagen nicht mehr hinkommt.“
(Unbekannte Herkunft)
Marrakech, Ouzoud, Zagora, Dadès-Tal, Todhra-Schlucht

Marrakech – die Sultansstadt und ehemalige Hauptstadt, die Marokko seinen Namen gab – erreichen wir durch rotbraune Landschaften, in die Arganien kontrastreich grüne Farbtupfer setzen.

Es ziehen ockerfarbene Hügelketten vorbei und wir durchqueren weite Hochebenen auf etwa 1200 m Höhe.

Je weiter wir in die Stadt gelangen, desto mehr wird das Fahren zur Konzentrationsübung. Alle sind heute auf der Straße: LKWs, Taxis, Busse, Mopeds (auch »3sitzige«), Fahrräder, Fußgänger, Rollstuhlfahrer, Pferdekutschen und Eselskarren.

Und irgendwie sind die massenhaft gleichzeitig da, mit verschiedenen Geschwindigkeiten und in jede Richtung unterwegs, auch quer zur Fahrbahn, auf unserer Spur entgegenkommend, plötzlich anhaltend oder rechts überholend. Dazwischen versuchen Verkehrspolizisten mit lauten Trillerpfeifen und resoluten Handzeichen das rege Durcheinander etwas zu regulieren. Aber fast jeder bewegt sich oder sein Fahrzeug aufmerksam, umsichtig und angepasst, so dass sich kaum gefährliche Situationen ergeben.

Das Wahrzeichen von Marrakech ist das über 800 Jahre alte und etwa 70 m hohe Minarett der Koutoubia Moschee.

Der Parkplatz direkt an der Koutoubia Moschee ist für die Stadtbesichtigung ein idealer Übernachtungsplatz, da von hier die meisten Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß erreicht werden können.

Auf dem schmalen Parkplatz stehen vorne nur PKWs. Hinten »um’s Eck« kann man jedoch für 50 DH übernachten.

Auf dem berühmten Platz Djamâa el-Fna (Platz der Toten) beobachten wir das bunte Treiben der Gaukler, Wasserverkäufer und Musiker und besuchen viele Sehenswürdigkeiten dieser einzigartigen orientalischen Stadt.

In den Suqs gehen wir einkaufen und handeln bei den Babouches (typische Berberschuhe), bis der Händler seine Ich-bin-nach-dem-Kauf-pleite Show startet. »Gut Qualität, billig Preis, kostet nur Material, Handarbeit, echt Leder …«

Wir kennen aber den Preis und werden deshalb mit dem ersten Händler nicht einig, der sich ohne Verabschiedung beleidigt wegdreht. Das gehört ebenfalls zur Show und wir machen uns deshalb keinen Kopf.

Der zweite Händler hätte gerne für alle Schuhe zusammen 1000 DH. Wir lachen ihn aus und er ist schnell bei der Hälfte des genannten Preises.
»Only for you, my friend. Gut Qualität, billig Preis, kostet nur Material, Handarbeit, echt Leder …«. Ja, ja …

Bei 300 DH stoßen wir auf eine hartnäckigere Widerstandslinie, die geknackt werden muss. Jetzt erklären wir ihm, dass uns ein anderer Händler schon 250 DH geboten hat, das ja aber noch zu teuer ist.

Als »Abschreckung« werden uns Schuhe von den Mitbewerbern präsentiert, in die Wellpappe eingenäht ist. Dieser Showteil beeindruckt uns kaum. »Wir zahlen 200 DH und nicht mehr, mein Freund!«. Er will einfach noch nicht darauf eingehen. Als weitere Eskalationsstufe im harten Verhandlungspoker erwecken wir den Eindruck, jetzt endgültig zurück zum ersten Händler zu gehen. Das wirkt! Prompt willigt er bei 200 DH ein – geht doch, my friend! Das Handeln fängt an Spaß zu machen.

Offene WLANs findet man auf dem Parkplatz des Marjane an der Straße nach Casablanca.

Ein Abstecher führt uns von Marrakech in das knapp 200 km entfernte Ouzoud, zu den höchsten und schönsten Wasserfällen in Marokko.

Die einspurige und ungesicherte Bergstrasse schlängelt sich in teils engen Serpentinen den steilen Fels hinauf. Wir haben meist den tiefen Abgrund auf unserer Seite und freuen uns deshalb über den ausreichend breiten, aber unbefestigten Ausweichstreifen entlang der geteerten Fahrbahn.

Die 100 m hohen Wasserfälle, die in zwei Stufen den Fels herabstürzen, sind überaus beeindruckend. Nur das sehr touristische Umfeld trübt den Naturgenuss in dieser herrlichen Umgebung.

Danach kehren wir nach Marrakech zurück, um von dort auf der N9 per Tizi-n-Tichka (Pass auf 2260 m) den Hohen Atlas nach Süden zu überqueren.

Es ist eine schöne Fahrt durch eine faszinierende Bergwelt mit großartigen Aussichten und einsamen, an den Hang gebauten Bergdörfern.

Kurz vor der Passhöhe treffen wir zufällig auf Bekannte mit ihrem MAN-VW, die von Süden kommen und in dieser schönen Gegend gerade eine Pause einlegen. Wir gesellen uns für ein paar Minuten dazu und tauschen jüngst Erlebtes und neuste Infos aus.

Der Hohe Atlas, mit seinen bis zu über 4000 m hohen Gipfeln, stellt die natürliche Barriere zur Sahara dar. Dies erleben wir besonders deutlich, als wir uns während der Südabfahrt unvermittelt in der Wüstensteppe wiederfinden. Diesen abrupten Übergang hätten wir so nicht erwartet. Verglichen mit Algerien, wird die Wüste in Marokko durch den Hohen Atlas wesentlich weiter in den Süden gedrängt.

Über Ouarzazate gelangen wir dem grünen Drâa-Tal folgend auf der »südlichen Strasse der Kasbahs« durch die Wüste nach Zagora. In Zagora spricht uns ein Mopedfahrer an: »Ich Mechaniker, habe Werkstatt. Camion abschmieren?« »Wieviel?« »50 DH komplett.« »OK!« Wir folgen ihm und uns wird stolz eine absolut saubere und aufgeräumte Werkstatt präsentiert.

Aus einem großen Fetteimer wird mit den Fingern die Fettpresse befüllt und sogleich legen sich zwei Mitarbeiter unters Fahrzeug und machen sich über die Schmiernippel her. Die ganze Truppe ist absolut nett und zuvorkommend. Wer also durch Zagora kommt, kann hier für rund 4.50 EUR das Fahrzeug abschmieren lassen!

Garage Iriki – Chez Aziz
Av Atlas – Zaouite Elbaraka 45900 Zagora – Maroc
GSM: +212(0)66663083 / (0)67736655
GPS: N30 19.373 W005 50.323 / N30 19.248 W005 50.397
E-Mail: garage_iriki@yahoo.fr
4×4, Landrover, Toyota, Mitsubishi, Nissan

Schon in Marrakech bemerkten wir, dass das Fahrzeug sporadisch tropft. Nachdem das inzwischen regelmäßige Tropfen nun auch noch stärker wurde und es deutlich nach Diesel riecht, fahren wir nach Agdz auf den schönen CP Kasbah Palmeraie, der inmitten eines großartigen Palmenhains liegt. Hier wollen wir in Ruhe das Fahrerhaus kippen und nach der Ursache suchen.

Es dauert seine Zeit, bis wir die undichte Stelle an der eingerissenen Leitung finden. Der Riss befindet sich glücklicherweise keinen Zentimeter vom Anschlusspunkt entfernt, so dass wir die flexible Leitung bis zum Riss kürzen und wieder anschließen können.

Hier nehmen wir auch die Möglichkeit wahr, die neuere der beiden Familien-Kasbahs (Kasbah = burgähnliches Gebäude) – die Kasbah Asslim – zu besichtigen. Der Großvater des heutigen Besitzers war der letzte Kaid (ähnlich eines Grafen) dieser Gegend und kontrollierte ein Gebiet im Umkreis von etwa 20 km. Die alte und die neue Kasbah der Familie waren über eine Brücke verbunden, unter der einst die Karawanenstrasse hindurchführte.

Es ist eine unterhaltsame und aufschlussreiche Besichtigung der noch bewohnten Kasbah, die uns in die Zeit der großen Karawanen zurückversetzt und gute Einblicke in das traditionelle Familienleben gibt.

Zum Abschluss genießen wir den weiten Blick von der Dachterrasse in das herrliche Drâa-Tal und auf die alte Kasbah in der direkten Nachbarschaft.

Nun geht es über Ouarzazate dem Dadès-Tal entlang auf der Straße der Kasbahs in die Dadès-Schlucht. Auch hier bieten sich wieder schöne Ausblicke auf das wildromantische Flusstal, auf außergewöhnliche Felsformationen und auf alte Kasbahs.

In engen Serpentinen windet sich die Strasse bergauf und bietet einen schwindelerregenden Blick über die Serpentinen hinunter auf den Grund der Schlucht. Da freut man sich schon auf den Rückweg!

Wir fahren zurück auf die »Straße der Kasbahs« und über die wunderschöne Dattelpalmenoase Tinerhir in die Todhra-Schlucht.

In der engen Todhra-Schlucht ragen gigantische Felswände teilweise 400 m senkrecht in die Höhe.

An der engsten Stelle ist die Schlucht gerade einmal 10 m breit.

Über Tinerhir fahren wir ein Stück auf der N10 Richtung Errachidia, um dann in die R702 einzubiegen, die uns ins Tafilalt nach Erfoud führen soll. Von Oase zu Oase geht es teils beeindruckend breiten Oueds entlang durch weite Wüstenebenen, die durch rötlich oder bräunlich schimmernde Berge am Horizont begrenzt sind.

In Erfoud wollen wir uns bevorraten und kaufen im Suq Gemüse, in einer Bank tauschen wir Geld und da es in der Wüstenoase Merzouga scheinbar nur Diesel aus Fässern gibt, füllen wir hier in Erfoud auch gleich noch unseren Tank.

Von Erfoud wollen wir zum Erg Chebbi, den höchsten Sanddünen in Marokko.

Bilder

„Abwechslung stärkt den Appetit.“
(Euripides, 480-407 v. Chr.)
Agadir, Tan-Tan, Foum Agoutir, Tafraoute

Agadir wurde am 29.02.1960 – also vor fast genau 48 Jahren – von einem kurzen Erdbeben nahezu vollständig zerstört. 15.000 Bewohner verloren damals ihr Leben – fast 1/3 der Einwohner.

Die Stadt wurde komplett wieder aufgebaut und ist heute sowohl beliebter Bade- und Touristenort, als auch eine wichtige Hafen- und Industriestadt. Vermutlich ist es dieser Neuanfang der Agadir eher wie eine europäische Stadt erscheinen lässt.

Wir besichtigen die auf einem über 230 m hohen Hügel liegende Kasbah, eine der wenigen erhaltenen Sehenswürdigkeiten, mit weitem Blick über die Hafenanlagen, die Bucht mit dem langen Sandstrand und die Stadt.

Danach geht es auf der mehrspurigen Hauptstrasse mitten durch die Stadt, vorbei am Königspalast immer geradeaus zum Marjane Supermarkt, der südlich vom Zentrum etwas außerhalb an der Hauptstrasse liegt.

Nach dem Auffüllen unserer Vorräte fahren wir auf der N1 südlich nach Tiznit, in die für ihren schönen Silberschmuck bekannte Provinzhauptstadt.

Gegenüber dem Campingplatz übernachten wir auf dem Parkplatz beim Supermarkt. Hier ist der Empfang eines offenen WLANs direkt im Fahrzeug möglich. Unseren Rundgang durch die in typischem Wüstenstil erbaute Altstadt beginnen wir am Bab Oulad Jarrar, einem der sechs Tore, welches uns in der Nähe unseres Übernachtungsplatzes durch die hohe Stadtmauer führt.

Man(n) kann hier die Ausdauer der Frau(en) bewundern, die nach dem 30sten Schmuckgeschäft mit nahezu identischer Auslage, auch noch das Schaufenster des 31sten Geschäfts genauestens studieren müssen.

Zweifellos werden hier handwerklich hervorragend gefertigte Schmuckstücke angeboten.

Gemütlich steuern wir am nächsten Morgen über Aglou-Plage an der schönen Küste entlang auf Sidi Ifni zu.

Etwa 10 km vor Sidi Ifni, gegenüber eines kleinen Campingplatzes, zweigt rechts eine Piste zur nahen Küste ab. Wir parken oben auf dem Felsen und gehen unten am herrlichen Sandstrand nach links – sozusagen südlich in Richtung Sidi Ifni. Vielleicht 1-2 km später erreichen wir zwei gigantische, von der Natur geformte Felsentore, die uns sehr an den Arches NP/USA erinnern.

Nach dem ausgiebigen Strandspaziergang geht es weiter in die ehemalige spanische Enklave Sidi Ifni, die im Jahre 1969 wieder an Marokko zurück fiel.

Wir übernachten auf dem einfachen CP El Barco direkt an der Mauer zum langen Sandstrand. Auf dem Platz vor dem Tor zum CP kann man ein offenes WLAN empfangen.

Ein Spaziergang am Sandstrand führt uns nördlich an interessante Felsformationen der Steilküste und an Felsen, die von dieser abgebrochen sind.

Die Felsen schimmern in allen erdenklichen Farben, insbesondere in Rot- und Brauntönen aller Nuancen. Den kurzweiligen Weg kann man nur bei Ebbe gehen.

Von Sidi Ifni fahren wir auf der N12 durch eine kontrastreiche Berglandschaft nach Guelmim, dem Tor zur Sahara. Auf der wenig befahrenen Straße kommt uns die erste Herde »Wüstenschiffe« entgegen.

Wir halten an, um die Tiere sicher passieren zu lassen und um das Schauspiel selbst genießen zu können.

In Guelmim zeigt das Navi an einer Kreuzung, dass wir rechts müssen.

Wir misstrauen dem Navi, da weder ein Verkehrsschild zu sehen ist, noch die Straße nach rechts wie die Hauptstraße »nach Afrika« aussieht und etwas weiter vorne ein Kreisverkehr zu sehen ist.

Der Kreisverkehr bringt kaum weitere Erkenntnisse in Form von brauchbaren Wegweisern, so dass wir anhalten.

Wir stehen noch nicht richtig, spricht uns ein älterer Marokkaner in Deutsch an: »Wo wollt ihr hin?«. Wie sich herausstellt, hat er 17 Jahre in Deutschland gelebt und bei einer Supermarktkette als Fahrer gearbeitet, ist jetzt Rentner und verkauft gebrauchte PKWs aus Frankreich und Spanien nach Mauretanien und Mali.

Er besteht darauf, uns als Beifahrer auf einem Moped den Weg nach Tan-Tan zu zeigen (das Navi hatte recht). An einer Stelle, als ihm die weitere Strecke eindeutig erscheint, halten wir nochmals für ein Gespräch an. In perfektem Deutsch gibt er uns Infos über die Gegend und die weitere Strecke nach Dakhla. Er selbst lehnt ein Trinkgeld ab, bittet aber für den Mopedfahrer um ein Bier – sozusagen Sprit gegen Sprit.

Nun sind wir durch eine immer trockener werdende Wüstensteppe nach Tan-Tan unterwegs.

Zeitweise kommen uns fast nur noch Geländewagen mit hochgelegter Luftansaugung und einzelne schwere LKWs entgegen.

In den Geländewagen, die oft kleine Konvois bilden, sitzen meist vermummte Gestalten mit schwarzen Turbanen. Vermutlich transportieren die Männer ihre Waren in die Stadt

Nach interessanter Fahrt erreichen wir Tan-Tan. Die sich über der N1 »küssenden« Dromedare am Stadteingang wurden leider bei einem Unwetter zerstört und durch neue ersetzt, die eher unspektakulär rechts und links der Strasse stehen.

Tan-Tan liegt am nordwestlichen Sahararand und hier begann am 6.Nov. 1975 der Grüne Marsch (Marche Verte) zur Befreiung der Westsahara.

Wir werden an der ersten Polizeikontrolle angehalten seit wir in Marokko sind.

Vermutlich ist es nur Neugierde, denn der freundliche Polizist will nicht einmal unsere Papiere sehen, nur ein kurzes und nettes Gespräch, woher wir kommen und wohin wir fahren.

Also geht es weiter über El Ouatia (ehemals Tan-Tan-Plage) entlang der Küste auf Sidi Akhfennir zu. In der trockenen Umgebung überqueren wir mehrere Oueds (Flussbetten), die in herrlicher Landschaft in den Atlantik münden.

Mitten im Nichts kommen wir überraschend an die erste »verschärfte« Polizeikontrolle aufgrund der Nähe zur Westsahara, bei der wir unsere »Fiches de renseignement« abgeben. Dabei handelt es sich um ein Formular in das persönliche Daten eingetragen werden.

Wir haben ein Formular mit den gleichbleibenden Daten ausgefüllt, mehrmals kopiert und tragen bei Bedarf die sich ändernden Daten (Startort/Zielort) in eine der Kopien ein, die wir dann dem Polizisten übergeben.

Ohne ein ausgefülltes Formular muss man die Pässe abgeben und der Polizist notiert die relevanten Daten. Die »Fiches« ersparen einem Wartezeit und den Polizisten Schreibarbeit.

Ein paar Meter nach der Polizeikontrolle rollen wir mit fast leeren Tanks an die ersten Tankstellen mit dem günstigen Westsahara-Diesel.

Wir tanken an einer Tankstelle, an der mehrere einheimische LKW-Fahrer tanken und zahlen umgerechnet 0,398 EUR pro Liter. Natürlich tanken wir voll.

Seit El Ouatia sind wir jetzt ca. 100 km durch Wüstenlandschaft gefahren und erreichen den ersten Ort Sidi Akhfennir.

Hier müssen wir beim Militär die Genehmigung zum Übernachten an der Lagune (Foum Agoutir) einholen. Wir erfahren vom freundlichen Militärchef, den wir beim Mittagsschlaf stören, dass der Sekretär bis 15:00 Mittagspause hat. Um ca. 16:00 ist er dann endlich da und erteilt uns die handschriftliche, formlose Genehmigung.

Die Genehmigung erhält man am nördlichen Ortseingang auf der rechten Seite vor der Brücke. Hier stehen mehrere Gebäude mit marokkanischen Nationalflaggen. In dem rechten hinteren Gebäude (Funkmast) findet man gleich nach dem Eingang links das Büro des Sekretärs.

Schon die Fahrt zu der 22 km südlich von Sidi Akhfennir gelegenen Lagune ist wunderschön. Wir sehen goldgelbe Sanddünen unter blauem Himmel in der Ferne leuchten.

Die hohen Sanddünen bilden eine natürliche Barriere zum Atlantik.

Meerwasser kann jedoch hinter die Sanddünen fließen und so hat sich eine ca. 20 km lange grüne Lagune gebildet, die mit einer für diese Wüstengegend reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt aufwarten kann.

Im gesamten Naturpark Khnifiss gibt es viele verschiedene Vogelarten (z.B. Flamingos), Muscheln, Krustentiere, zahlreiche Fischarten, Schlangen (Nordafrikanische Kobra), Geckos, Chamäleons, Skorpione, Schildkröten, Wüstenfüchse, u.v.a.m.

Der Naturschutzbeauftragte an der Lagune kann anhand einer Broschüre die ganze Tierwelt des Parks aufzeigen.

Wir übernachten auf der Steilküste ca. 10 m über der Lagune und sehen über die Lagune hinweg auf die Sanddünen und den Atlantik.

Man kann nicht beschreiben, welchen schönen Ort die Natur hier geschaffen hat. Die leuchtenden Farben und die starken Kontraste, die sich im Tagesverlauf ändern, können von Fotografien nur unzureichend wiedergegeben werden.

An der Lagune wird es immer windiger, die Luft wird diesig und die Temperaturen steigen innerhalb weniger Stunden um etwa 10°C. Ein Wetterumschwung kündigt sich an, weshalb wir einen Tag früher wieder nach Tan-Tan zurück fahren. Der Wind wird heftiger, unterwegs treffen wir auf Sandverwehungen und die Luft färbt sich gelb – ein kleiner Sandsturm.

Heute wollen wir im Ksar Tafnidilt nördlich von Tan-Tan übernachten. Eine Piste, die am Oued Drâa abzweigt, führt uns die ca. 6 km zu Ksar Tafnidilt, unweit eines alten Forts.

Über Guelmim und Sidi-Ifni fahren wir nach Tiznit zurück, von wo die Straße nach Tafraoute im Anti-Atlas abzweigt.

Die Schleife über Tafraoute haben wir bewusst auf den Rückweg gelegt, da man in dieser Richtung auf den schmalen, meist ungesicherten Bergstrassen vorwiegend an der Bergseite fährt.

Mit atemberaubenden Ausblicken in einer zauberhaften Bergwelt geht es nach Tafraoute. Die beginnende Mandelblüte und die vielen einzelnen Arganien unterstreichen die karge Schönheit der Landschaft.

Die Bergwelt um Tafraoute zählt zu den reicheren Gegenden Marokkos, da von hier in ganz Marokko tätige Kaufleute und Unternehmer abstammen. Wir übernachten in einem Palmenhain umgeben von großartiger Bergkulisse.

Um die Les Peintures zu erreichen, müssen wir einige Kilometer nach Aguard Oudad rechts ab, auf eine gute Piste. Der belgische Künstler Jean Vérame hat hier in der absoluten Einsamkeit ein Kunstwerk geschaffen, indem er Felsen im Einklang mit der Umgebung in verschiedenen Farben bemalte.

Leider verblassen die Farben schon. Wir fahren auf der Piste weiter, die uns auf die Straße nach Tahala führt, von wo aus wir das wunderhübsche Tal der Ammeln bis nach Tafraoute durchfahren.

Die Piste von den »Les Peintures« nach Westen zur Strasse nach Tahala ist derzeit mit normalem PKW nicht befahrbar, da sie an einer Stelle weggespült wurde.

Auf der R105 fahren wir auf teils sehr schmaler Bergstrasse mit wenigen Ausweichmöglichkeiten über Âit-Baha und Biougra nach Agadir. Wir haben grandiose Ausblicke in die tiefen und langen Täler. Die Berge schimmern in allen erdenklichen Brauntönen, teilweise ins Rot und Gelb gehend. Die Farben der Häuser passen sich der Gegend an, oder setzen sich bewusst durch farbigen Akzent davon ab.

Gerade auf der Strecke bis Âit-Baha sind wir froh den Berg auf unserer Seite zu haben.

Unvermittelt schießt ein Reisebus um die Kurve und steht uns quasi Stoßstange an Stoßstange gegenüber.

Die geteerte Fahrspur ist kaum breiter als unser Fahrzeug, links geht es ungesichert runter, rechts der Berg.

Wir fahren langsam rückwärts und drücken uns an einer etwas breiteren Stelle so dicht an den Berg, dass wir schon leicht schräg stehen.

Der Reisebus quetscht sich vorsichtig zwischen Abhang und uns vorbei. Wir hätten nicht in dem Reisebus sitzen wollen, da die Ausflügler am rechten Fenster garantiert nur noch den tiefen Talgrund und keine Strasse mehr gesehen haben.

Um Biougra geraten wir wieder in einen leichten Sandsturm, bei dem sogar das Navi öfters seine Orientierung verliert. Wir übernachten ein paar Tage auf dem CP Atlantica Parc, wo wir mit einem »Frühjahrsputz« den Sand aus dem Fahrzeug bringen wollen. Kleinere Wartungsarbeiten sollen ebenfalls durchgeführt werden.

Danach wollen wir weiter in die Königsstadt Marrakesch.

Bilder

Galerie Naturpark Khnifiss Laguna Naila

Die schon große Galerie des Reiseberichts würde mit weiteren Bildern der Lagune überfrachtet. Den Interessierten sollen diese Bilder jedoch nicht vorenthalten werden, weshalb wir eine eigene Galerie mit Bildern der Lagune Naila eingerichtet haben.

„Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.“
(Franz Kafka, 1883-1924)
Die Königstädte der Alawiden – Meknès und Rabat

Nach unserem Grenzübertritt bei Sebta (Ceuta) folgen wir der N13 südwärts nach Tetouan, um dort auf der N2 westlich Richtung Tanger zu fahren, bis wir irgendwann links auf die R417 in südwestlicher Richtung nach Larache abbiegen.

Das Navigationssystem hat noch die Europakarte geladen, so dass wir in Marokko praktisch ohne Navi unterwegs sind.

Bei den ungewohnten Verkehrsverhältnissen und einem anderen Straßenbild (dickere Strassen auf der Straßenkarte, können real auch schmaler sein!), zweifeln wir dann schon, ob die Abzweigung noch kommt oder wir schon längst daran vorbei sind.

Wir kommen aber ohne Umwege nach Larache.

Kaum sind wir am Campingplatz, stehen Mike und Sue aus Kanada vor uns, die wir seit Tarifa kennen. Schön, dass wir euch hier wieder treffen!

Auf dem Platz wechseln wir Euros in Dirhams, da man hier laut Reisehandbuch die meisten Dirhams für den Euro bekommt.

Von Larache bieten sich als nächste Stationen Rabat oder Meknès an. Wir entscheiden uns für Meknès und verabschieden uns wieder von den Kanadiern, die nach Rabat wollen.

Der N1 folgen wir südwärts bis Souk-el-Arba-du-Rharb, um dann auf der R413 über Sidi-Kacem nach Meknès zu fahren. Meknès ist also die erste der vier Königsstädte, die wir besuchen.

Der Weg zum Campingplatz ist relativ leicht zu finden, führt aber durch die Ville Imperiale. Wir zweifeln, ob wir durch das zweite, der über 400 Jahre alten Tore passen.

Es ist zwar der Weg zum Campingplatz, aber selbst die großen Wohnmobile sind normalerweise niedriger als wir.

Der den Königspalast bewachende Soldat bestätigt den Weg zum Campingplatz und meint, dass wir durchfahren sollen.

Wir trauen der Sache nicht ganz! Just in dem Moment fährt ein Omnibus durch. Nix wie hinterher – geht doch!

Vom Campingplatz gehen wir durch die »Ville Imperiale« entlang der langen Mauern in Richtung Medina.

Dabei beobachten wir Störche auf den Ruinen des Königspalastes.

Zwischen »Ville Imperiale« und Medina steht das beeindruckende Mausoleum Mulay Ismails.

Selbstverständlich dürfen der Platz Place el Hedim und das wohl berühmteste Tor Marokkos – das Bab El Mansour – bei unserer Besichtigung nicht fehlen. Vom »Place el Hedim« machen wir einen Abstecher in den naheliegenden Suq.

Direkt neben dem Campingplatz besichtigen wir die riesigen Getreidespeicher und die Ruinen der Pferdeställe des Mulay Ismail, in denen 12.000 Pferde gleichzeitig untergebracht werden konnten.

Der Führer erklärt, dass jeweils vier Pferde an einem Pfeiler angebunden waren. Macht also 3.000 Pfeiler! Das Dach ist während des großen Erdbebens von Lissabon (1755) eingestürzt.

Nebenan befindet sich ein riesiger »Pool« (ca. 400 m x 100 m x 4 m), der den 500 Frauen Moulay Ismails zum Baden zur Verfügung stand.

Unser Führer widerspricht den Aussagen mancher Reisebücher und meint, dass der Pool auch als Wasserversorgung für die Pferde und für die landwirtschaftliche Bewässerung verwendet wurde.

Wegen des schlechter werdenden Wetters wollen wir nicht weiter zur Königsstadt Fes, sondern an die Küste nach Rabat, der nächsten Königsstadt. Diesmal nehmen wir die kostenpflichtige und schnelle Autobahn.

Kurz vor Rabat geraten wir in derart starke Regenschauer, dass sofort das Wasser auf den Straßen steht. Als wir uns dem Campingplatz in Sale nähern, stehen ca. 10 Wohnmobile hintereinander auf der Fahrbahn.

Wir denken, dass sich eine Reisegruppe sammelt und fahren langsam daran vorbei. Vorne angekommen sehen wir, dass die durch eine leichte Senke führende Straße komplett überflutet ist.

Es ist schwer abzuschätzen, wie tief das Wasser ist. Aber tiefer als einen Meter ist es bestimmt nicht. Wir kommen spielend durch.

Das Wetter wird schlechter, es regnet stark, Sturm kommt auf, Dächer auf Nachbargebäuden werden abgedeckt und wir fragen uns, wann der Campingplatz absäuft.

Der »Reisefunk« meldet, dass der Fährbetrieb mit Spanien eingestellt wurde. Dann wird das Wetter von Tag zu Tag besser und wir können unsere Besichtigungstour starten.

Von Sale gelangen wir zu Fuß auf der Brücke »Pont Mulay Al Hassan« über den »Qued Bou Regreg« nach Rabat.

Wir besichtigen das Wahrzeichen von Rabat, den Tour Hassan (Hassanturm), und das Mausoleum Mohammed V.

Mit dem Bau des Hassanturms wurde im 12. Jh. begonnen. Hier sollte die weltweit größte islamische Moschee gebaut werden, und der Hassanturm sollte das zugehörige Minarett werden.

Die Arbeiten wurden jedoch nie vollendet. Ursprünglich war eine Höhe von 80 m geplant, wobei nur eine Höhe von 44 m erreicht wurde.

Recht eindrucksvoll ist auch die »Kasbah des Quadias«, von der wir bequem in den nahegelegenen Suq gelangen.

Bevor wir Rabat in Richtung Casablanca verlassen, bunkern wir im Marjane nochmals die Lebensmittel, die unterwegs nicht so leicht zu bekommen sind.

Dazu gehören auch ein paar Flaschen marokkanischen Rotweins und Bier, da im Marjane alkoholische Getränke verkauft werden dürfen.

»We rode in the morning, Casablanca to the west,
On the Atlas mountain foothills leading down to Marrakesh …
We could wait no more, in the burning sands on the ride to Agadir. …«

Wer erinnert sich nicht an diese berühmten Zeilen von Mike Batt, die uns bei unserer Fahrt vorbei an Casablanca wieder einfallen! Schnell ist der Song auf dem MP3-Player gefunden.

Allerdings führt unser »Ride To Agadir« nicht ins Landesinnere über Marrakech, sondern der Küste entlang über El Jadida mit seinen langen Sandstränden.

In El Jadida waren 250 Jahre lang die Portugiesen und bauten die Medina zur Festung aus.

Eine unterirdische Zisterne, die schon zu Filmaufnahmen verwendet wurde, stammt ebenfalls aus dieser Zeit.

In El Jadida treffen wir wieder auf Mike und Sue aus Kanada.

Dann geht es weiter über Safi nach Essaouria. Ca. 20 km östlich von Essaouria verbringen wir schöne Tage auf dem herrlichen Campingplatz Le Calme, der inmitten eines 3 ha großen Walds von Arganienbäumen liegt.

Essaouria ist ein ehemaliges Piratennest, bekannt für seine portugiesische Festung, die Purpurinseln und für Holzeinlegearbeiten. Wir machen eine Stadtbesichtigung, die uns auch durch den lebhaften Suq führt.

Dabei besuchen wir natürlich auch ein Geschäft, in dem die berühmten Holzeinlegearbeiten verkauft werden. Hier entdecken wir einige wirklich schöne Möbel und andere Gebrauchsgegenstände aus Holz.

Kurz vor Agadir wollen wir auf dem angeblich besten Campingplatz in Marokko, dem Atlantica Parc, ein paar Tage stehen.

Der sehr touristische Platz bietet alle Versorgungsmöglichkeiten, einschließlich sauberem und geräumigen Internetcafe mit flotter Anbindung.

Hier lassen wir auch von dem Künstler Rachid Nabil die »Gecko«-Aufkleber am Fahrzeug durch handgemalte Bilder ersetzen.

So, nun geht es weiter nach Agadir und dann Richtung Westsahara.

Ach so: Mit einem hat sich Mike Batt geirrt:

»We will suffer no intrusion from the infidels of France.«

Er wusste damals nicht, dass »Rapido« und »Pilote« halb Frankreich mit Wohnmobilen versorgen werden. Und die sind alle hier! Franzosen – überall Franzosen. Frankreich muss wie ausgestorben sein!

Bilder

„Der Sinn des Reisens besteht darin,
unsere Phantasien durch die Wirklichkeit zu korrigieren.
Statt uns die Welt vorzustellen, wie sie sein könnte,
sehen wir sie, wie sie ist.“
(Samuel Johnson, 1696-1772)