Kanada wir kommen! Endlich wieder unterwegs!
Sonntag, 15. Juni, 6:20 Uhr: Das Geräusch der zufallenden Wohnungstür ist gleichsam das Startsignal unserer Amerika-Reise!
Die Vorbereitungen sind zu Ende, jetzt wird es ernst! Fünf Minuten später parken wir an der Haltestelle Wiesental und warten auf den Regionalzug Karlsruhe – Mannheim.
Die vorbereitete Versandtasche mit unserem Autoschlüssel werfen wir am Briefkasten gegenüber ein.
Von Mannheim bringt uns der ICE direkt zu Terminal 1 am Flughafen Frankfurt. Check-In, Sicherheitskontrolle, zum Gate, dann zum geänderten Gate, Boarding, mit dem Bus zum Rollfeld und 6:40 Std. später landen wir bereits in Halifax, Kanada.
Am Einreiseschalter befragt man uns freundlich nach dem Zweck unserer Einreise. Unsere Antwort »Mit dem Wohnmobil durch Kanada nach Alaska«, scheint den netten Beamten so zu beeindrucken, dass ihm keine weiteren Fragen mehr einfallen und er auch gleich noch vergisst, die Einreisestempel in unsere Pässe zu drücken.
Mit dem Mietwagen, den wir bis zum Eintreffen unseres Reisemobils fahren werden, geht es auf dem Highway 102 & 118 zur Woodland Ave und über die imposante Angus L. Macdonald Bridge nach Halifax, direkt zum Hotel Westin.
Gleich hinter dem Westin beginnt der Halifax Harbourwalk, auf dem wir unsere Erkundung der 1749 von den Engländern gegründeten Stadt beginnen.
Der Hafen ist der zweitgrößte Naturhafen der Welt und auch im Winter eisfrei. Halifax bietet eine überschaubare Innenstadt, mit interessanten Kontrasten aus historischen Gebäuden und der zeitgemäßen Architektur neuer Bürogebäude.
Zu Fuß besuchen wir die Sehenswürdigkeiten, wie den Brewery Market, den Uhrenturm und die Zitadelle, die ab 1828 zur Verteidigung von Hafen und Stadt gebaut wurde.
Wir bemerken ein Deutsch sprechendes Paar, das wir mit »Hallo« grüßen. Beide grüßen zurück und gehen einfach weiter.
Nach 10 m bleiben sie stehen und drehen sich etwas überrascht um: »Sprechen Sie Deutsch?« Da die beiden schon viel in Kanada/Alaska unterwegs waren, bekommen wir reichlich Tipps.
Unsere Rundreise auf Cape Breton Island beginnen wir in Baddeck mit einer Übernachtung im Telegraph House und einem Besuch des Alexander Graham Bell Museums.
Der vielseitige Erfinder, der hauptsächlich durch die Erfindung des Telefons bekannt wurde, verbrachte in seinem Haus in Baddeck die Sommermonate.
Laut Reiseführer erinnerte ihn die Landschaft an Schottland, wo er seine Kindheit verbrachte.
Wir umrunden den Nordteil der Insel auf dem ca. 300 km langen Cabot Trail, der durch den Cape Breton National Park führt und mit eindrucksvollen Ausblicken auf die schroffe Küste zu den schönsten Panoramastrecken Nordamerikas gehört.
Die »Fortress of Louisbourg National Historic Site« ist eine Art Museumsstadt, die auf den ursprünglichen Ruinen der von Franzosen gegründeten und befestigten Stadt rekonstruiert wurde.
Die im Stil von 1740 gekleideten Menschen vermitteln dem Besucher einen guten Eindruck über den Lebensstil der damaligen Zeit.
Bei regnerischem Wetter und wenigen Besuchern hat der Schmied genügend Muße, uns als Souvenir einen Wandhaken zu schmieden.
Der Schmied durfte damals nur Alltagsgegenstände produzieren, während Waffen aus Frankreich bezogen werden mussten.
Im Haus des Ingenieurs, einem der schönsten Häuser im Ort, spricht der »Ingenieur« mit uns Deutsch, da er in den 60ern ein paar Jahre in der Nähe von Lahr/Schwarzwald gelebt hat.
Prince Edward Island kann mit der Fähre oder über die im Juni 1997 fertig gestellte ca. 13 km lange »Confederation Bridge« erreicht werden. Der Rückweg ist kostenpflichtig, wobei die Brücke etwas günstiger ist.
Von Cape Breton Island kommend, nehmen wir die Fähre von Caribou nach Wood Islands im Südosten der Insel.
Bei der nebligen Überfahrt wird vom Personal am Bug Ausschau gehalten und alle 2-3 Minuten ertönt das andere Schiffe warnende Nebelhorn.
P.E.I. wirkt herausgeputzt und aufgeräumt, fast unwirklich gepflegt, wie aus dem Bilderbuch. Praktisch jedes Haus ist mit einer auf den Millimeter genau gekürzten Grünfläche umgeben, die in etwa der Dimension eines deutschen Neubaugebiets entspricht.
Überall sieht man auf Rasentraktoren fahrende Menschen, die die ohnehin schon kurzen Grashalme wieder auf gleiche Länge bringen. Man gewinnt den Eindruck, als ob die Häuser inmitten eines Golfplatzes stehen.
Die rotbraunen Felder der landwirtschaftlichen Nutzflächen wirken ähnlich gepflegt. In der eisenhaltigen rotbraunen Erde gedeihenden die besonders geschätzten Kartoffeln, aber auch Getreide, Gemüse und Obst.
Auf uns wirkt das alles etwas zu gepflegt – zu steril, zu darstellend.
Wir besuchen den Prince Edward Island National Park, und die Städte Charlottetown und Summerside. Auf dem ca. 290 km langen »Lady Slipper Drive« gelangen wir an der schönen Küste entlang bis ans Nordkap der Insel, mit Leuchtturm und Windversuchsstation.
Unterwegs besuchen wir das Bottlehouse, mit aus leeren Flaschen gebauten Gebäuden. Das Kartoffelmuseum in O’Leary war leider geschlossen.
Über die imposante »Confederation Bridge« fahren wir Richtung Truro, welches in Nova Scotia an der Bay of Fundy liegt.
Die Bay of Fundy hat mit bis zu 21 m den größten Gezeitenunterschied der Welt. Die genauen Zeiten erhält man im Touristenbüro.
Wie wir erst dort erfahren, ist Truro noch für eine andere Überraschung gut: Inmitten der Stadt stehen sechs originale Elemente der Berliner Mauer.
Die Zeit bis zur »Flutwelle« vertreiben wir uns mit einem Spaziergang zu den Wasserfällen im empfehlenswerten Victoria Park.
Dann bestaunen wir am Salomon River, wie dieser seine Fließrichtung umgekehrt, eine kleine Flutwelle von der »Bay of Fundy« flussaufwärts rollt und den Pegel des Flusses steigen lässt.
Zurück in Halifax fahren wir nach Peggys Cove, einem verschlafenen Fischerdorf, das zum Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt geworden ist.
Der das Dorf einhüllende Nebel sorgt teils für eine unwirkliche Atmosphäre.
Auf der kleinen Rundfahrt besuchen wir noch die Gedenkstätte für die Opfer des Swissair Flug 111.
Beim Spediteur Atlantic Custom Brokers erfahren wir von Robin, der Zollspezialistin, dass das Schiff, die Atlantic Cartier, verspätet war und deshalb die Zollfreigabe des Fahrzeugs noch nicht erfolgte. Sofern es heute noch klappen sollte, ruft Sie bis 12:00 an. Wir richten uns gedanklich auf eine weitere Nacht im Hotel ein. Kaum eine Stunde später klingelt das Mobiltelefon und wir können im Speditionsbüro die Papiere abholen.
Beim Zoll legen wir die Papiere der Spedition vor, unsere Pässe und den Fahrzeugschein. Wir werden nach Waffen und Lebensmitteln befragt.
Die nicht vorhandenen Waffen und die mitgebrachten Lebensmittel geben wir wahrheitsgemäß an und dürfen alle Lebensmittel einführen (z.B. Kaffee). Frisches Obst, Milchpulver, Fleisch etc. wären nicht durchgegangen.
Der sehr zuvorkommende Zollbeamte meint, wir könnten die 5-10 Min., während er auf den Rückruf seines Kollegen wartet, auch im Cafe in einem Nachbargebäude verbringen. Er will uns dann die Papiere ins Cafe bringen. Toller Service! Das muss man sich mal in Deutschland vorstellen!
Der Zoll wollte den Innenraum und den Inhalt der Außenstaufächer des Fahrzeugs nicht sehen!
Mit der Zollfreigabe fahren wir zum neuen Hafenterminal in Halifax. Für den Sicherheitsbereich bekommen wir am Tor einen Ausweis.
Die Fahrzeugübergabe erfolgt relativ schnell und problemlos. Keine Beschädigungen und keine fehlenden Teile. So wünscht man sich das! Weitere Info unter Grenzübergänge.
Den bei der Einreise am Flughafen abgeholten Mietwagen von Alamo (National) geben wir ein paar hundert Meter vom Hafenterminal entfernt in der Kempt Rd. ab. Dies erspart uns viel Fahrerei, da es hier auch direkt auf den Highway zum Woodhaven RV Park geht, lt. Eigenwerbung der Halifax am nächsten gelegene Campingplatz. Hier wird das zur Verschiffung gepackte Fahrzeug wieder in den gewohnten Reisezustand versetzt.
Vom Woodhaven RV Park machen wir uns auf den Weg nach New Brunswick (Neubraunschweig), haben aber mit dem wechselhaften Wetter nicht viel Glück. Bei teilweise starkem Regen im Nationalpark zu wandern oder ohne Aussicht die Küstenstrasse entlang zu fahren, das muss nicht sein.
So sind wir schneller als erwartet in der Provinz Quebec und damit in einer anderen Zeitzone.
Von Trois-Pistoles überqueren wir mit der Fähre den Sankt-Lorenz-Strom nach Les Escoumins. Das hört sich unspektakulär an, aber es sind knapp 30 km auf kürzestem Weg über einen »Fluss«, der schon hier, an noch schmaler Stelle, wie ein Meer wirkt. Bei dem vorherrschenden Wind ist auch der Seegang entsprechend.
Die Abfahrtszeiten der Fähre richten sich nach den Gezeiten und finden sich hier.
Über Tadoussac fahren wir am Nordufer des Saguenay entlang zum Lac Saint-Jean in den Ort Saint-Félicien, wo wir den Zoo besuchen. Zurück zum Sankt-Lorenz-Strom geht es am Südufer des Saguenay River/Fjord, in dessen Mündungsbereich man am Pointe Noire öfters Wale im Sankt-Lorenz-Strom beobachten kann.
Da das Wetter keine besseren Sichtverhältnisse verspricht und wir keine Wale sehen können, machen wir uns auf dem Weg nach Quebec City.
Wir übernachten auf dem Beauport Municipal Campground, von dem wir bequem für ca. 25 CAD mit dem Taxi in die Innenstadt zum Parlamentsgebäude gebracht werden.
Quebec City hat 2008 das 400 jährige Stadtjubiläum, welches durch viele Veranstaltungen gebührend gefeiert wird.
In der Altstadt von Quebec City können die meisten Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreicht werden.
Wir haben uns einen Tag in Quebec aufgehalten und alle für uns wichtigen Sehenswürdigkeiten gesehen.
Eindrucksvoll ist das Wahrzeichen der Stadt, das Schlosshotel Château Frontenac.
Die Fahrt mit der Funicular (Seilbahn) von der Oberstadt in die Unterstadt lassen wir uns auch nicht entgehen.
Quebec empfanden wir als ruhige angenehme Stadt, die ihren Bürgern sicherlich eine überdurchschnittliche Lebensqualität bietet.
Wie an einer Perlenkette aufgereiht folgen nun Montreal, Ottawa und Toronto.
Wir sind selbst gespannt, ob wir uns diese Städte alle antun werden.