Whistler, Vancouver Island, Victoria, Yellowstone NP

Die landschaftlich sehr attraktive »Duffey Lake Road«, wie die #99 ab Lillooet genannt wird, führt uns an den bildschön gelegenen Seen »Seton Lake« und »Duffey Lake« über Pemberton nach Whistler.

Kanadas bekanntes Wintersportgebiet um Whistler ist 2010 Austragungsort der Olympischen Spiele.

Die herausgeputzte und aufgeräumte Innenstadt lässt sich gut mit Oberstdorf vergleichen.

Von Whistler bis Vancouver wird die #99 »Sea to Sky Highway« genannt und für die Olympischen Spiele massiv ausgebaut, was endlose Baustellen mit sich bringt.

Etwas nördlich von Vancouver liegt der Ort Horseshoe Bay, von dem wir die Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island nehmen.

Von Nanaimo folgen wir dem TCH (Trans Canada Highway), den wir ja schon fast vermisst haben, bis in den Süden nach Victoria, der Hauptstadt von British Columbia.

Wir übernachten auf dem relativ teueren West Bay Marina Campground, aber der Preis lohnt sich! Unser Stellplatz ist direkt am Wasser auf der Landzunge an der großen Hafeneinfahrt gegenüber der Innenstadt von Victoria.

Im Hafen herrscht den ganzen Tag ein reges Treiben. Eine Fähre kommt herein, ein Wasserflugzeug steht zum Start bereit, ein anderes landet gerade und dazwischen Ausflugsboote und die kleinen Wassertaxis, die mehrmals am Tag direkt an uns vorbeituckern.

Die dröhnenden Motoren der vor uns startenden und über uns hinweg landenden Wasserflugzeuge stören uns nicht. Im Gegenteil! Die Starts und Landungen sind immer wieder spannend anzusehen.

Sobald es dunkel ist kehrt absolute Ruhe ein und die Lichter der Stadt lassen uns auf ein einzigartiges Panorama blicken!

Die unterschwellige Botschaft der lautstarken Motoren verfehlt ihr Ziel nicht. Bärbel möchte einen Rundflug mit dem Wasserflugzeug machen!

Davon erzählt sie im folgenden Abschnitt selbst:

Schon das Boarding ist eine neue Erfahrung. Über einen schwimmenden Holzsteg werden wir zum Flugzeug gebracht, wo sich unser Pilot Bryan vorstellt.

Mit Hilfe von Bryan klettern wir in den engen Innenraum der schaukelnden Maschine und es wird mir der Kopilotensitz zugeteilt.

Die beiden andern Fluggäste sitzen hinten.

Wir erhalten noch letzte Anweisungen und Erklärungen für den Notfall.

Nun sollen wir die Gurte schließen, die Headsets zur besseren Verständigung aufsetzen und unser Pilot wünscht uns einen angenehmen und guten Flug.

Der Motor der einmotorigen Beaver startet und wir verlassen den Anlegesteg als »Schiff« und schaukeln mit den Wellen langsam zwischen Wasserflugzeugen, Ausflugsbooten und Fährschiffen zur »Startbahn«.

Jetzt wird mir doch etwas mulmig, aber es bleibt keine Zeit zum Nachdenken. Die Maschine erhält Starterlaubnis und innerhalb weniger Sekunden erreichen wir Schnellbootgeschwindigkeit.

Wir brausen über die Wasseroberfläche, rechts und links peitscht die Gischt an die Fenster und die Nase hebt sich leicht nach oben.

Es ist laut, ruckelt, wackelt, riecht nach Treibstoff und schon heben wir ab. Wir steigen in einer steilen Linkskurve und erreichen nach kurzer Zeit unsere Flughöhe.

Aus der Vogelperspektive hat man einen unbeschreiblichen Ausblick auf die Küstenlinie von Vancouver Island, das Stadtgebiet von Viktoria, die Strasse von Juan-de-Fuca und die hohen, schneebedeckten Olympic Mountains im Nachbarstaat USA.

Weiter fliegen wir über kleine Inseln, den Buchart Garden und das Villenviertel von Viktoria.

Zurück geht es über grüne Wälder, blaue Seen und viel zu schnell erreichen wir wieder die Hafenbucht von Viktoria.

Die Maschine geht in den Sinkflug, überraschend flott berühren die Kufen die Wasseroberfläche und es erfolgt eine kaum merkbare Landung.

Erneut peitscht die Gischt an die Fenster, doch wir werden zunehmend langsamer und schwimmen vom Hafenbecken zu unserem Anlegeplatz.
Ein unvergessliches Erlebnis!

*****

Wir gehen einkaufen, bummeln durch die Stadt, besuchen das lehrreiche »Royal British Columbia Museum« und fahren auf dem Scenic Marine Drive der Küste entlang durch die besseren Wohngegenden.

Dabei stoppen wir auch am »Mile 0« Schild im Beacon Hill Park, dem offiziellen Beginn des Trans Canada Highway, dem wir seit Halifax schon oft gefolgt sind. Das Schild bereitet uns auch auf den bevorstehenden Abschied von Kanada vor.

Wir entscheiden uns direkt von Victoria mit der internationalen Fähre nach Port Angeles in die USA einzureisen. Durch diese Änderung fallen leider die Besichtigung von Vancouver und der Besuch von Bekannten im Okanagon Valley – die wir in Marokko kennengelernt haben – aus.

Natürlich wollen wir auch mehr von Vancouver Island sehen und fahren deshalb nach Norden zurück.

Die Attraktion von Duncan sind die in der Stadt aufgestellten 80 Totempfähle und für uns ein deutscher Bäcker. Hier wird uns erklärt, dass ab sechs Stück desselben Kuchens die Steuer entfällt, das sei Gesetz! Ah ja!?

Entweder ist die Verkäuferin besonders geschäftstüchtig oder es gibt tatsächlich Steuergesetze, die wir nicht verstehen müssen.

In Chemainus hat man viele Fassaden mit großflächigen Wandbildern bemalt, den sogenannten Murals.

Hier treffen wir einen aus Asien stammenden Musiker, der vor 30 Jahren einige Zeit in Hamburg im Hotel »Europäischer Hof« gearbeitet hat und seither in Kanada lebt.

In Duncan, also einen Ort vorher, haben wir schon einen Deutschen aus Schweinfurt getroffen, der auch schon viele Jahre in Kanada lebt und über unser deutsches Nummernschild sichtlich erstaunt war.

Bei Coombs besuchen wir den bekannten Bauernmarkt mit einer Ziegenweide auf dem Dach und fahren weiter bis Port Alberni.

Wir wollen uns in der Nähe den Regenwald anschauen und gehen auf ausgewiesenen Trails durch diese mystisch wirkende Welt.

Auf dem Rückweg nach Victoria bringen uns kurze Wanderungen zu den Wasserfällen im Qualicum Falls PP und im Englishman River Falls PP.

Zum Abschluss besichtigen wir im Westen Victorias noch die Festung »Fort Rodd Hill«, welche bis in die 50er Jahre militärisch genutzt wurde.

Gleich daneben befindet sich der Leuchtturm Fisgard Lighthouse, der seit 1860 in Betrieb ist.

An der Einfahrt zum Fähranleger der M.V. COHO wird die bei der Online-Buchung angegebene Fahrzeuglänge überprüft. Wir zahlen die Passage und dürfen uns in der rechten Fahrzeugschlange anstellen.

Es ist 8:15 Uhr, der US-Zoll kommt ab 9:00 zum Fahrzeug und die Fähre legt um 10:30 Uhr ab. Die Besonderheit ist, dass der US-Zoll auf kanadischem Boden abfertigt.

Der US-Beamte stellt die üblichen Fragen in der Kurzversion und wirft von der untersten Treppenstufe einen flüchtigen Blick in den Aufbau.

Im Büro füllen wir das bekannte grüne Einreiseformular aus, lassen erneut die Fingerabdrücke der Zeigefinger scannen und uns mit der Webcam fotografieren. Obwohl wir diese Prozedur schon einmal hinter uns gebracht haben, ist sie ein zweites Mal erforderlich.

Die Beamtin scherzt, es ist lustig und locker und wir bekommen ohne eine weitere Frage wieder die vollen 90 Tage Aufenthaltserlaubnis. Weitere Info unter Grenzübergänge.

In der »Juan-de-Fuca-Straße« wird die Fähre auf beiden Seiten von einem bewaffneten Schnellboot der US-Küstenwache eskortiert.

Dann taucht kurzzeitig noch ein Hubschrauber der Küstenwache auf. Es ist wie im Film! An der Hafeneinfahrt von Port Angeles drehen die Schnellboote dann ab.

Uns wird ganz mulmig! Ob wir die letzten Meter bis zum Anleger so ganz ohne bewaffneten Begleitschutz noch schaffen!? Glücklicherweise passiert aber nichts und wir können die gefährdete Fähre unbeschadet verlassen.

An der Ausfahrt aus dem Hafengelände findet noch eine kurze Passkontrolle statt. Wir sind in den USA!

Wir besuchen den »Olympic National Park« mit dem über 2400 m hohen Mount Olympus, dem höchsten Gipfel der Olympic Mountains.

Eine kurze Wanderung führt uns zu dem 1913 fertig gestellten »Elwha Dam«, der noch immer der Stromgewinnung dient.

Die Wettervorhersage für den etwa 1.500 km entfernten Yellowstone National Park prognostiziert ab Mitte nächster Woche eine stabile Schönwetterperiode. Darauf haben wir gewartet!

Wir folgen deshalb nicht der Pazifikküste nach Süden durch Oregon/Kalifornien, sondern fahren ins Landesinnere durch Idaho, Montana nach Osten zum Yellowstone NP. Von Wyoming soll es dann über Idaho nach Süden Richtung Salt Lake City in Utah gehen.

Um die »Olympic Peninsula« (Olympic-Halbinsel) nach Osten zu verlassen, nehmen wir von Kingston nach Edmonds die Fähre durch den Puget Sound.

Dann geht es geradewegs durch Seattle auf die I90 , der wir die nächsten 1.100 km über Spokane und Missoula bis nach Bozeman folgen.

In der Nacht hat es leicht geschneit und wir fahren die rund 150 km von Bozeman zum Parkeingang West Yellowstone durch eine wunderschöne »pudergezuckerte« Landschaft.

Der Yellowstone NP wurde 1872 unter Naturschutz gestellt und ist somit der älteste National Park in den USA.

Er ist in den Rocky Mountains gelegen und man bewegt sich durchschnittlich auf einer Höhe von 2000-2500 m. Jetzt im Oktober wird es mit –10°C nachts schon knackig kalt.

Der Park liegt zu großen Teilen in der Caldera des Yellowstone Vulkans, dem wohl bekanntesten Supervulkan unseres Planeten.

Aus diesem Grund gibt es im Park eine große Menge von heißen Quellen, Geysiren und Schlammtöpfen. Überall blubbert, brodelt, zischt und dampft es.

Es ist im wahrsten Sinne ein Tanz auf dem Vulkan, denn für die Geologen ist ein Ausbruch des Vulkans überfällig. Natürlich in geologischen Dimensionen gerechnet!

Wir sehen Bisons, Weißkopfadler, Schwarzwild und Kojoten aus nächster Nähe.

Die teils unwirkliche Landschaft, die tintenblauen Flüsse, die bunten Farben an den Geysiren/Quellen und die unterschiedlichsten Erscheinungsformen der vulkanischen Aktivität begeistern uns so, dass der Yellowstone NP in unserer persönlichen Hitliste schnell einen der vorderen Plätze einnimmt.

Wir lassen lieber Bilder sprechen und habe eine eigene Fotogalerie für den Yellowstone National Park angelegt

Weiter geht es zum Grand Teton NP, der sich am südlichen Ausgang des Yellowstone NP anschließt.

Durch den Park verläuft die zu den Rocky Mountains gehörende Teton Range, eine Bergekette, deren höchster Berg »Grand Teton« fast 4.200 m hoch ist.

Durch endlos weite Prärien machen wir einen Abstecher durch Idaho zum Craters of the Moon National Monument.

Dabei handelt es sich um eine vulkanische Landschaft mit breiten Lavaströmen, einigen Vulkankegeln und interessanten Höhlen.

Danach geht es Richtung Süden nach Utah zum Great Salt Lake, dem großen Salzsee.

Auf der größten Insel im Salzsee befindet sich der Antilope Island State Park, den wir über eine lange Dammstraße erreichen.

Bei herrlichem Wetter mit Temperaturen um die 20°C übernachten wir auf dem schön gelegenen und sehr ruhigen Campground mit Blick auf den See.

Es ist kaum Betrieb und das nächste Fahrzeug steht vielleicht 100 m von uns entfernt.

Abends werden wir mit traumhaften Sonnenuntergängen belohnt, morgens durch das Geheul eines Kojoten geweckt.

Beim Frühstück sind freilaufende Bisons keinen Steinwurf vom Fahrzeug entfernt.

Wir erreichen Salt Lake City, die Hauptstadt der Mormonen, wo sie sich nach beschwerlicher Reise einst niedergelassen haben, um diese Stadt zu gründen.

Bilder

„Das einzig Gefährliche am Fliegen ist die Erde.“
(Wilbur Wright, 1867-1912)
Yukon, Alaska, British Colombia

Im August 1896 entdecken George Washington Carmack, Tagish (Dawson) Charlie und Skookum Jim im Bachlauf des »Bonanza Creek« Gold und lösen damit am Klondike River den bisher größten Goldrausch der Geschichte aus.

Wegen der Abgelegenheit der Gegend gelangt die Kunde vom Goldfund erst im Juli 1897 mit Raddampfern nach Seattle und San Francisco.
Insgesamt machen sich 100.000 Glücksritter aus aller Welt auf den Weg nach Dawson City, um am vermeintlich schnellen Reichtum teilzuhaben.

Es gibt mehrere Routen, um nach Dawson City zu gelangen. Ein Großteil der Goldsucher nimmt den Raddampfer nach Haines, Skagway oder Dyea in Alaska. Danach geht es zu Fuß über Pässe und mit selbstgebauten Booten auf dem Yukon die ca. 600 Meilen bis Dawson City.

Jeder Mann muss einen Jahresvorrat Lebensmittel und Werkzeuge von insgesamt fast einer Tonne mit sich führen. Dies wird an der Grenze von der kanadischen Polizei kontrolliert, um die Goldsucher vor dem ansonsten sicheren Tod zu bewahren.

Mit historischen Gebäuden an ungeteerten Straßen besitzt Dawson City heute noch den Charme einer alten Goldgräberstadt.

Die Goldminen nennt man jetzt Touristen und die Goldgräber sind die Betreiber von RV Parks und Souvenir-Shops. Wen wundert es da, dass der stets gut gefüllte RV Park in Dawson Downtown auch noch »Gold Rush« genannt wird.

Aber Dawson City hat was! Trotz des Tourismus fühlen wir uns hier im Norden ausgesprochen wohl.

Wir folgen den Abraumhalden des legendären »Bonanza Creek« zum »Dredge No. 4«, dem mit über 90 m Länge größten aus Holz gebauten Eimerkettenschwimmbagger der Welt. Mit ihm wurde bis in die sechziger Jahre Gold gewaschen.

Nach der ausgesprochen interessanten Führung fahren wir zum »Discovery Claim«, wo George Carmack 1896 erstmals Gold gefunden hat.

Der Bonanza Creek Road entlang gelangen wir schließlich zu »Claim #6«, auf dem jedermann kostenfrei sein Glück beim Goldwaschen versuchen kann.

Bei herrlichem Wetter relaxen wir ein paar Tage auf dem Yukon River Campground direkt am Yukon gegenüber von Dawson.

Hier führt uns ein Spaziergang ein paar hundert Meter flussabwärts zum »Sternwheeler Graveyard«, wo mehrere alte Raddampfer am Flussufer verrotten, die früher stolz den Yukon befahren haben.

Direkt am Campground beginnt auch der faszinierende »Top-of-the-World Highway«, der seinem Namen alle Ehre macht und uns bis zur Grenze nach Alaska begleitet.

Die Streckenführung entlang der Kammlinie bietet atemberaubende Blicke über weit entfernte Bergketten und in tief ausgeschnittene Täler.

Auch hier liegt der »Indian Summer« wie ein leuchtender bunter Teppich über der gebirgigen Landschaft, und die Fahrt verwöhnt uns mit grandiosen Panoramen.

Schon von Weitem sehen wir die einsam an der Straße gelegenen Gebäude – das ist die Grenze!

Wir beglückwünschen den netten US-Grenzbeamten zu diesem herrlichen Arbeitsort und sind mächtig gespannt, was nun kommt.

Über die Einreise in die USA haben wir schon viel Negatives gelesen. Wir zeigen die Pässe und werden befragt, wohin wir möchten. Das Fahrzeug sollen wir gleich links am Gebäude parken!

Zuerst lässt sich der Grenzbeamte den Aufbau des deutschen Nummernschilds erklären, denn er hat eines im Büro hängen.

Wir folgen ins Gebäude und sehen im Gang eine Sammlung von Polizeiabzeichen und das besagte deutsche Nummernschild aus SÜW über dem Tresen.

Während wir im Büro das grüne Einreiseformular ausfüllen, machen sich die Grenzer über unser Fahrzeug her! Nein, keine Kontrolle! Es ist persönliches Interesse am hier seltenen Fahrzeugtyp und den großen Reifen! Die ganze US-Einreise läuft sehr freundlich, schnell und zuvorkommend ab! Weitere Info unter Grenzübergänge.

Also liebe Leser, bringt den netten Grenzern am »Top-of-the-World Highway« ein KFZ-Kennzeichen aus eurem Heimatort mit. Polizeiabzeichen werden auch gesammelt!

Ab der Grenze heißt der bisherige »Top-of-the-World Highway« jetzt »Boundary Spur Road«, der wir über den Ort Chicken zum »Taylor Highway« folgen.

Die Straßennamen ändern sich, aber die herrliche Landschaft und die großartigen Panoramen bleiben uns auch in Alaska erhalten!

An der Kreuzung »Tetlin Junction« treffen wir auf einen alten Bekannten – den Alaska Highway. Links geht’s nach »Canada«, rechts nach »Tok«.

Zwischen hier und dem Ort Tok ist der Alaska Highway die einzige Straßenverbindung nach Norden!

Durch Tok muss jeder, der mit dem Fahrzeug in den Norden nach Alaska möchte. Tok ist eine typische Versorgungsstadt mit Tankstellen, Supermarkt und Übernachtungsmöglichkeit.

Diese Art von Stadt findet man meist an Kreuzungen von Verkehrswegen.

Wir bleiben auf dem Alaska Highway bis Delta Junction, wo dieser an der Einmündung in den Richardson Highway offiziell nach 2.288 km endet.

Für amerikanische Kinder lebt der Weihnachtsmann am Nordpol.

Kurz vor Fairbanks erreichen wir die Stadt »North Pole«, in der die an den Weihnachtsmann am Nordpol adressierte Kinderpost landet.

Im Santa Claus House werden diese Kinderbriefe beantwortet und das ganze Jahr Weihnachtsartikel verkauft! 365 Tage Weihnachten im Jahr, das gibt es nur hier!

Bei einem Abstecher von North Pole nach Chena Hot Springs, besuchen wir das dortige Eismuseum.

Am Eingang gibt es dicke Jacken, die einem während der 30 Minuten langen Führung trotz -20°C angenehm warm halten.

Im sehenswerten Museum ist nahezu alles aus Eis, sogar das Glas, in dem uns ein Martini serviert wird.

In Fairbanks besichtigen wir die Alaska Pipeline und informieren uns über den Aufbau, die Funktion und die technischen Details zu dieser außergewöhnlichen Ingenieurleistung.

Die Alaska Pipeline beginnt im Norden Alaskas an der Prudhoe Bay und führt über knapp 1.300 km in den Süden zum eisfreien Hafen nach Valdez.

Von Fairbanks gelangen wir auf dem Parks Highway zum Denali National Park, einem der schönsten National Parks in Alaska.

Im Denali Park ist auch der höchste Berg Nordamerikas zu finden, der Mount McKinley (6195 m).

Wir fahren so weit in den Park, wie es ohne Einschränkungen mit dem eigenen Fahrzeug erlaubt ist und übernachten dort auf dem schönen Savage River Campground.

So können wir den Rückweg am Morgen bei anderen Lichtverhältnissen erleben, sehen jedoch kaum Tiere.

Auf die lange Bustour (6-8 Std.), bei der man mit etwas Glück mehr Tiere sehen könnte, verzichten wir und fahren weiter Richtung Anchorage, denn wir wollen nach Seward.

Der Seward Highway folgt dabei dem Turnagain Arm, der den mit 11 m zweithöchsten Tidenhub in Nordamerika aufweist.

Als wir bei Ebbe entlangfahren, ist in dem breiten Fjord kaum Wasser zu sehen.

Mit schneebedeckten Bergen, Gletschern und Fjorden entspricht die Landschaft etwa dem Bild, das man üblicherweise mit Alaska verbindet.

Unterwegs machen wir einen kurzen Abstecher zum Gletschersee »Portage Lake« bei Whittier, wo jetzt im Spätsommer noch Eisschollen im Wasser treiben.

Es regnet und es ist kalt, so dass wir erst bei der Rückfahrt zur Gletscherzunge wandern wollen.

Auf schöner Strecke geht es weiter nach Seward, welches durch seine schöne Lage im Sommer viele Touristen anlockt.

Hier legen auch die Passagierschiffe ab, die in den Prince William Sound fahren. Wir bleiben nur eine Nacht, da es wieder regnet und es nicht besser werden soll.

Auch die aufgeschobene Wanderung zur Gletscherzunge fällt ins Wasser.

Auf dem Weg nach Valdez besuchen wir nördlich von Palmer eine Moschusochsen-Farm.

Die Farm hat sich zum Ziel gesetzt, diese wilden Tiere zu domestizieren, wobei dieser Prozess ca. 250 Jahre benötigen wird!

Aus der Unterwolle der Tiere fertigen Inuits in traditioneller Weise besonders weiche und wärmende Schals, Handschuhe und Mützen.

Valdez liegt, von schneebedeckten Bergen und Gletschern grandios umrahmt, an einem ganzjährig eisfreien Hafen.

Früher Ausgangspunkt für Goldsucher, heute Endpunkt der Alaska-Pipeline und 1989 durch das Tankerunglück der »Exxon Valdez« zu weltweiter »Berühmtheit« gelangt.

Im Jahre 1964 erlebte Valdez seine erste Katastrophe, als es von einem Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami vollständig zerstört und ein paar Kilometer weiter neu aufgebaut wurde.

Beide Unglücke fanden am jeweiligen Karfreitag statt.

In Valdez beobachten wir Lachse, Robben auf Lachsfang und Möwen, die von den Robben einen Teil der Beute ergattern wollen.

Auch ein Schwarzbär ist gekommen, der sich aber durch uns beim Fischen gestört fühlt und nach ein paar Minuten ohne Mahlzeit wieder im Wald verschwindet.

Auf dem Weg in den Wald schnappt er sich noch schnell ein paar Beeren von einem Strauch.

Wenn schon kein Hauptgang, dann wenigstens ein Dessert!

Sehr interessant ist der Besuch des Valdez Museums, wo wir mehr Details über das Erdbeben, die Ölkatastrophe, den Bau der Alaska Pipeline und die Strapazen der Goldsucher erfahren.

Am Flughafen vorbei gelangen wir zu einem abgelegenen Gletschersee, in dem wir wieder große Eisschollen sehen.

Auch das alte Valdez wollen wir besichtigen und folgen der entsprechenden Beschilderung.

Hier beobachten wir eine Schwarzbärin mit zwei Jungen, die mit ihrem Nachwuchs zum nahegelegenen Bach will.

Da das Wetter unbeständig ist und die Vorhersage keine Besserung verspricht, machen wir Strecke und reisen über Tok und Beaver Creek wieder nach Kanada ein.

Die kanadische Grenze passieren wir problemlos.

Wir wollen nach Haines (Alaska) und von dort mit der Fähre durch die Fjorde nach Skagway (Alaska), um dann über den White Pass – wie die Goldsucher – wieder nach Kanada einzureisen.

Wer sich Alaska auf der Karte genauer ansieht, stellt fest, dass es nicht nur aus der Ecke ganz oben links besteht, sondern auch in einem schmalen Streifen der Küste entlang nach Süden verläuft, also zwischen Pazifik und Kanada.

Da es jedoch nur eine Straßenverbindung gibt, müssen wir auf dem Landweg von Alaska nach Alaska durch Kanada. Wir schaffen an einem Tag 760 km und zwei Staatsgrenzen, kommen aber erst bei Dämmerung in Haines an.

Schade, denn Haines ist für seine vielen Bären bekannt, die hier am Fluss Lachse fangen.

Trotz fortschreitender Dunkelheit sehen wir eine Bärin mit zwei Jungen Lachse fangen. Leider reicht das Licht nicht für Fotos.

Hier treffen wir auch unsere Bekannten Siegrid & Gerhard wieder, die ebenfalls auf dem Weg nach Südamerika sind und auch die Fähre nach Skagway nehmen.

Wir übernachten direkt am Fähranleger, da die Fähre, die nur alle 4 Tage geht, bereits um 7:15 ablegt, man 2 Stunden vorher da sein soll und wir noch keine Tickets haben.

Der Ticketschalter wird um 3:15 geöffnet. Wir aber »schlafen aus« und holen unsere Tickets erst um 4:50.

Beim Warten auf das Boarding sehen wir in der Morgendämmerung Weißkopf-Seeadler in den Bäumen über der Straße.

Die Fähre bahnt sich ihren Weg durch eine eindrucksvolle Fjordlandschaft und an Deck ist die eisige Kälte Alaskas zu spüren.

Nach etwa einer Stunde sind wir in Skagway und sparen uns so die weit über 500 km Landweg.

Skagway war Durchgangsstadt der Goldsucher, die mittels Raddampfer hier ankamen und über den White Pass weiter nach Dawson wollten.

Von der Nachbarstadt Dyea ging es über den kürzeren, aber steileren Chilkoot Pass Trail, bei dem aber keine Lasttiere zum Transport der 1000 kg schweren Vorräte eingesetzt werden konnten.

Auch wir fahren über den White Pass zur kanadischen Grenze.

Der kanadische Grenzbeamte bemüht sich sichtlich, immer neue, teils merkwürdige Fragen zu finden. Was wir alles so im Aufbau hätten? Er fragt nach Bärenspray und nach Fotokameras. Da wir die Kameras vorne griffbereit haben, sind sie plötzlich uninteressant.

Ob wir Geschenke für Kanadier dabei hätten? Ob wir Alkohol dabei haben (wir haben die erlaubte Menge)?

Dann fragt er, ob wir hinten aufmachen können. Ich öffne das Heckstaufach, was ihn aber kaum interessiert.

Die Einmalüberschuhe zum Betreten unseres »Wohnzimmers« zieht er bereitwillig an. Gerade als wir reingegangen sind, steht auch sein Kollege an der Tür. Der bekommt aber keine Einmalschuhe, so dass er nur von außen reinschauen darf.

Ich soll den Alkohol zeigen, aber er kontrolliert noch nicht einmal, ob im Flaschenfach noch weitere Flaschen sind.

Dafür begutachtet er Möbel, Bett und den Aufbau ausführlich. Er schaut auch in keinen Schrank oder in ein anderes Staufach.

Die wollten in den hier unüblichen Fahrzeugtyp einfach mal reinschauen! Die Grenzer gehen grinsend ums Fahrzeug und lassen uns passieren.

Von der Grenze fahren wir zum Alaska Highway, von dem wir kurz vor Watson Lake wieder auf den Cassiar Highway nach Süden abbiegen.

Wir wollen nach Stewart und von dort nach Hyder (Alaska), da man in Hyder oft Bären beobachten kann.

Diese landschaftlich attraktive Strecke führt uns durch Wälder, vorbei an Seen, direkt an mehrere Gletscher und zu vielen Wasserfällen in einem schmalen Canyon.

Auch hier sind die leuchtenden Farben des Indian Summer noch allgegenwärtig.

Da Hyder (Alaska) nur über Stewart (Kanada) erreicht werden kann, gibt es keinen US-Grenzposten. In Hyder sind an der Bärenbeobachtungsstelle keine Fische im »Fish Creek« und wir fragen uns, warum hier Leute mit schussbereiter Kamera stehen und auf Bären warten!?

Der darauf angesprochene Ranger meint humorvoll: Man braucht entweder viel Fisch oder viel Glück, um einen Bären zu sehen.

Genau! Deshalb kehren wir gleich wieder um und am kanadischen Grenzposten werden kurz die Pässe kontrolliert.

Heute übernachten wir auf einem hübschen Campground direkt am See.

Auf dem Yellowhead Highway fahren wir über Fraser Lake nach Prince George und dann über Williams Lake bis Clinton.

Unterwegs besuchen wir den »Fulton River Spawning Channel«, den größten von Menschenhand geschaffenen Laichkanal mit einer beeindruckenden Zahl von Tieren im Wasser.

Überall stehen Schilder, auf denen vor Bären gewarnt wird. Wen wundert es, bei so vielen Lachsen!

Ein Abstecher bringt uns in die alte Goldgräberstadt Barkerville, die während des Cariboo Goldrausches entstanden ist.

Die Gebäude dieser unbewohnten Stadt sind noch weitestgehend erhalten und werden für touristische Zwecke weiterhin gepflegt.

Kurz nach Clinton nehmen wir die schöne Landstraße Richtung Vancouver, die über Lillooet führt.

Hier gibt es einen deutschen Bäcker und einen idyllischen, kostenlosen Campground im Wald mit Wildbach (BC Hydro), auf dem wir 2-3 Tage stehen bleiben möchten.

An unserem »letzten Tag« rollen Maria & Otto und Nicole & Claus auf den Campingplatz, stellen sich in unsere Nähe und wir verstehen uns auf Anhieb gut.

Es gibt viel zu erzählen und am Lagerfeuer sind die Tage und Abende äußerst kurzweilig.

So stehen wir ein paar Nächte länger als geplant und der Abschied fällt so gar nicht leicht.

An der Landstraße biegen wir nach links Richtung Vancouver ab.

Mit noch kaltem Motor fahren wir langsam die Steigung hinauf und sehen Nicole & Claus im Rückspiegel nach rechts abbiegen!

Gute Weiterreise!

Nachblick: Nicole und Claus haben uns ihren »Nachblick« geschickt. Vielen Dank für das hübsche Foto! (letztes Bild in der Bildergalerie)

Bilder

„Die Gold suchen, graben viel Erde und finden wenig.“
(Heraklit von Ephesus, ca. 540-480 v. Chr.)
Die grandiose Traumstraße über den Artic Circle

20 Jahre Bauzeit für 734 km, davon 716 km ungeteerte Piste, 365 km ohne Ortschaft oder Tankstelle und einzige Straße Kanadas, die über den nördlichen Polarkreis führt!

Das sind die Attribute nur einer Traumstraße – des legendären Dempster Highway! Dempster Corner wird die »Ecke« 40 km östlich von Dawson City genannt, an der der Dempster Highway vom Klondike Highway abzweigt.

Dort befindet sich auch die Klondike River Lodge mit Tankstelle, Rasthaus, Motel und Stellplatz. Spätestens hier sollte man volltanken, denn die nächste Tankmöglichkeit ist im 365 km entfernten Eagle Plains – ein Ort mit acht Einwohnern.

Unser heutiges Etappenziel ist der »Tombstone Mountain Campground« bei Kilometer 71, der inmitten einer phantastischen Bergwelt auf etwas über 1.000 m Höhe im »Tombstone Territorial Park« liegt.

Dabei handelt es sich um einen regierungseigenen Campingplatz (Yukon), bei dem man sich selbst auf der formularähnlichen Außenseite eines Umschlags registrieren muss (Datum, Name, Kennzeichen, Platznummer etc.).

In den Umschlag stecken wir die Übernachtungsgebühr von 12 CAD (ca. 8 EUR), kleben ihn zu und werfen ihn in einen stabilen »Briefkasten«. Ein vorher abgetrennter Abschnitt dient als Quittung, die auch als »Besetzt«-Zeichen am vorher ausgewählten Platz angebracht wird.

Hier machen wir eine kurze Wanderung und genießen am Abend unser kleines Lagerfeuer, dessen Brennholz im Übernachtungspreis eingeschlossen ist.

Den höchsten Punkt des Dempster Highway, den »North Fork Pass Summit« (1289 m), erreichen wir 10 km hinter dem »Tombstone Mountain Campground« und werden mit einer atemberaubenden Fernsicht belohnt.

Der Dempster führt uns Kilometer um Kilometer durch eine farbenprächtige Tundra, vorbei an leuchtenden Bergen, zu idyllisch gelegenen Seen und an malerischen Flussläufen entlang.

Der »Indian Summer« hält schon Einzug, bei dem sich Büsche, Sträucher, Gräser und Bäume in ein farbenprächtiges Konzert aus strahlendem Gelb, leuchtendem Orange, nuancenreichem Rot und rostigem Braun verwandeln.

Dazwischen grüne Bäume, braune, graue oder rosafarbene Berge, blaue Seen und »rostige« Flüsse, die stark nach Schwefel riechen.

Hier hat die Natur ihr Bestes gegeben und ein optisches Meisterwerk der Extraklasse geschaffen.

Ein 360° Panorama-Film, bei dem der Zuschauer durch eine grandiose Kulisse »schwebt«, während sich diese langsam mit den Jahreszeiten wandelt.

Das Beeindruckende ist die Nachhaltigkeit, mit der diese mannigfaltigen Eindrücke auf den Betrachter einströmen, über hunderte von Kilometern hinweg, fast an der Grenze zur visuellen Reizüberflutung.

Mitten im »Flow« … ein Stau! Ein Stau!? Ja – ein Stau auf dem wenig befahrenen Dempster Highway. Vor uns stehen sechs, auf der anderen Seite drei Fahrzeuge!

Dazwischen ein Bagger, ein LKW und Kiesberge, die die Straße blockieren. Wir sehen niemanden arbeiten.

Im ersten Moment schießt uns der Artikel durch den Kopf, in dem die LKW-Fahrer mit einer Blockade des Dempster Highway drohen, um den dringend erforderlichen Straßenreparaturen öffentlichkeitswirksamen Nachdruck zu verleihen.

Wir befragen Wartende was los ist. Es soll noch eine halbe Stunde dauern, bekommen wir zur Antwort. Wo sind die Arbeiter? Die sind im Loch! Loch!?

Wir gehen vor bis zum Bagger und sehen einen etwa 1 m breiten Graben über die ganze Straßenbreite. Darin beschäftigen sich drei Arbeiter mit einem Entwässerungsrohr, das neu zu sein scheint. Eine halbe Stunde!?

Wer’s glaubt … Wo es nur eine Straße gibt, ist’s mit der Umleitung schwierig.

Wir stellen uns auf eine längere Pause ein, machen uns einen Kaffee und unterhalten uns mit Schicksalsgenossen in der überschaubaren Autoschlange. Es gibt wirklich schlechtere Plätze, um zu warten.

Nach ca. 1,5 Std. ist der Graben notdürftig zugeschüttet, verdichtet und wir können weiter. Beim Durchfahren der Baustelle ist zu spüren, dass auch wir noch etwas zur Verdichtung des Untergrunds beitragen.

Wir übernachten am Eagle Plains Hotel und erleben einen endlosen Sonnenuntergang. Eagle Plains befindet sich kurz vor dem Arctic Circle (Polarkreis), so dass der Himmel selbst um 1 Uhr nachts noch nicht ganz dunkel ist.

Im Hotel gibt es ein Restaurant und eine Bar. Im »Campingbereich« befinden sich auch Plätze mit Stromanschluss und einen Wasserhahn findet man am Gebäude. Die Dump-Station (abgedecktes Loch im Boden, kein Spülwasser) ist hinter dem Gebäude.

Obwohl wir hier mitten im Nirgendwo auf dem Dempster Highway sind, gibt es in der Lobby sogar kostenloses Internet (Wifi), das per Richtfunk kommt.

Bei Kilometer 405 überschreiten wir den Arctic Circle, dessen Beginn am Rastplatz mit einer Tafel dokumentiert ist.

Manche Reisende, die nicht bis Inuvik fahren, drehen hier nach dem Erinnerungsfoto um. Das ist ein Fehler! Wem diese Landschaft gefällt, der sollte mindestens bis zur Grenze Yukon/NWT fahren.

Auf dem folgenden Streckenabschnitt sehen wir nordwärts fahrend zwei und bei der Rückfahrt drei Grizzlys in der farbenprächtigen Tundra.

Ab der Grenze Yukon/NWT beginnt die Kilometerzählung wieder bei null. Wir zählen aber einfach weiter.

Bei Kilometer 539 kommen wir zum »Peel River Crossing« mit kostenloser Fähre über den »Peel River«.

Die Einweiserin möchte gerne unsere Drucklufthörner hören. Und so wird die kleine Fähre mitten auf dem Peel River zum akustischen Hochseedampfer. Also gut, ein zweites Mal ist auch noch drin … sie freut sich und wir freuen uns, dass sie sich freut.

Elf Kilometer nach der Fähre sind wir in Fort McPherson (ca. 900 Einwohner) und tanken an der einzigen Tankstelle sicherheitshalber gleich noch einmal voll, obwohl unsere Tankfüllung für die ca. 1500 km mehr als reichen sollte.

Bei Kilometer 608 gelangen wir zur »Mackenzie River Crossing«, eine ebenfalls kostenlose Fähre über den breiten Mackenzie River. Ein paar Meter neben dem Highway mündet flussaufwärts der »Artic Red River« in den Mackenzie.

Auf der dem Highway gegenüberliegenden Seite des »Artic Red River« liegt der Ort »Tsiigehtchic«. So fährt die Fähre am Mackenzie drei Punkte an: Einmal den Highway auf beiden Seiten und als dritten Punkt die Straße nach »Tsiigehtchic«, flussaufwärts nach der Einmündung des »Artic Red River«.

Im Winter werden die zugefrorenen Flüsse als Fahrbahn genutzt. Während der Gefrierphase bzw. der Auftauphase ist der Highway an diesen Stellen nicht passierbar. Die Versorgung von Inuvik erfolgt in dieser Zeit per Luft.

Die Fähre am Mackenzie wird im Zweischichtbetrieb mit jeweils vier Mann Besatzung betrieben. Die beiden Kapitäne wohnen nur während des Fährbetriebs am Fähranleger auf der Seite nach Inuvik. Der eine Kapitän, den wir nicht kennenlernen, ist Deutscher. Die Fähre wird bei Saisonende mit Bulldozern an Land gezogen und »parkt« zum Winterschlaf neben den Quartieren der Kapitäne. Der Mackenzie hat an der Fähre eine Tiefe von ca. 10 m, wobei sich an der Einmündung des Artic Red River ein ca. 30 m tiefes Becken gebildet hat.

Auf den letzten 100 km vor Inuvik wird die Landschaft relativ grün mit niedrigem Baumbestand und einzelnen Seen. Hier finden sich endlose gerade Streckenabschnitte, so dass wir auch etwas schneller fahren.

Ab dem Flughafen von Inuvik kommen wir auf Teer, der bis Inuvik anhält, wo wir nach 734 Kilometern das Ende des Dempster Highway erreichen.

Inuvik liegt am Mackenzie Delta, knapp 100 km südlich der Beaufortsee und hat aktuell 3.485 Einwohner.

Hier finden wir einen Supermarkt mit Vollsortiment, in dem zu unserer großen Überraschung auch mehrere Produkte aus Deutschland angeboten werden (z.B. Gerolsteiner).

Nach einer Übernachtung in Inuvik fahren wir bis Eagle Plains und in der nächsten Etappe bis Dawson City.

Der Rückweg überrascht uns dann aber doch. Es ist eine andere Strasse! In den 2-3 Tagen ist der Indian Summer weiter fortgeschritten, die Farben haben sich verstärkt, die umgekehrte Fahrtrichtung bringt andere Aus- und Einblicke.

Teilweise erleben wir Nebel und Regen, was den Dempster völlig anders erscheinen lässt.

Anderenorts der blaue Himmel und das warme Licht der Abendsonne, welches die schon kräftigen Farben der Landschaft noch intensiver zum Leuchten bringt.

Ein Fahrt auf dem Dempster Highway sind nicht 2 x 734 km (Hin- und Rückweg), sondern einmal einmalige 1.468 km absolute Traumstraße!

Deshalb bekommt der Dempster Highway hier auch einen eigenen Bericht!

Wir verbringen nun einige Tage in Dawson City und fahren dann auf dem »Top of the World Highway« nach Alaska.

Bilder Dempster Highway

„Die Erde ist eine Gondel, die an der Sonne hängt und
auf der wir aus einer Jahreszeit in die andere fahren.“
(Johann Peter Hebel, 1760-1826)
Québec, Montreal, Ottawa, Banff, Jasper, Dawson Creek

Der Trans-Canada-Highway (TCH), der hier die Nummer 20 trägt, bringt uns von Québec nach Montreal.

Die Innenstadt von Montreal ist vom Campingplatz Mont-Laval bequem mit Bus und Metro zu erreichen.

Wir beginnen unsere Besichtigung im alten Bankenviertel um den Place d’Armes gegenüber der Basilique Notre Dame und schlendern dem früheren Hafen am Sankt-Lorenz-Strom mit seinen lebhaften Quais entlang.

Von den über 150 Jahre alten Markthallen des »Marche Bonsecours« sind es nur ein paar Schritte zur Kirche »Notre-Dame-de-Bonsecours« und zum hübschen Hôtel de Ville (Rathaus).

Durch das kaum sehenswerte Chinesen-Viertel machen wir uns auf den Weg zu den modernen Hochhäusern der Innenstadt mit den Ladengeschäften.

Die Gebäude der weitläufigen Innenstadt sind großteils durch unterirdische Passagen und Gänge verbunden, so dass der urbane Einkaufsgenuss durch kein Wetter getrübt werden kann.

Selbst mit im Stadtplan eingezeichneter »Untergrundstadt« fällt die Orientierung Ortsfremden manchmal nicht ganz leicht.

Die Innenstadt von Montreal lässt sich gut zu Fuß ggf. in Kombination mit der Metro erkunden. Der moderate Straßenverkehr gab uns nie das Gefühl in einer Großstadt unterwegs zu sein.

Die direkte Nachbarschaft von historischen Gebäuden und hochmodernen Glasfassaden hinterlässt fast surreale Eindrücke.

Die kanadische Hauptstadt Ottawa, welche am Zusammenfluss von Ottawa River und Rideau River liegt, erreichen wir von Montreal innerhalb weniger Stunden. Dabei verabschieden wir uns auch von der Provinz Quebec und begrüßen die Nachbarprovinz Ontario.

Mit einem der Busse des »Ottawa Rapid Transit«, die zum Großteil ein eigenes Straßennetz benutzen, sind wir flott inmitten der geschäftigen Metropole.

Auf dem Parlament Hügel umrunden wir die prächtigen Parlamentsgebäude und bestaunen die Architektur der zur Flussseite gewandten Bibliothek.

Direkt unterhalb des Parlament Hügels befinden sich die acht handbetriebenen Schleusen des Rideau-Kanal, die hier einen Höhenunterschied von 24 m zum Ottawa River überwinden.

Die Schleusen sind für kleinere Boote noch in Betrieb und wir können beobachten, wie Muskelkraft und Wasserkraft die Motoryachten vom Ottawa River in den Rideau-Kanal heben.

Zum Museum of Civilization spazieren wir durch den »Major’s Hill Park« und über die den Ottawa River überspannende »Alexandra Bridge« nach Hull, der Ottawa gegenüber liegenden Nachbarstadt. Dabei überqueren wir nochmals die im Fluss liegende Provinzgrenze nach Quebec.

Vorbei an der »Basilika Notre Dame« machen wir uns auf den Rückweg zur betriebsamen Bushaltestelle. Ein Bus folgt dem anderen, kurzer Stopp, Tür auf, Tür zu, weiterfahren.

Inmitten einer nicht endenden Busschlange kommt auch schon unsere Nummer 97, die uns wieder schnell und bequem zurück zum Fahrzeug bringt.

Ottawa hat Charme! Eine Stadt, die man nicht versäumen sollte.

Thousand Islands wird ein Inselgebiet südlich von Ottawa genannt, das im Auslauf des Ontario-Sees bzw. im Sankt-Lorenz-Strom liegt. Von den rund 1750 Inseln gehören ca. 1/3 zu den USA und 2/3 zu Kanada.

Ab dem kleinen Ort Gananoque nehmen wir an einer Bootstour durch diese einmalige Inselwelt teil. Viele Inseln sind bewohnt, nahe beieinander gelegene Inseln teilweise mit Steg oder kleiner Brücke verbunden.

Unterwegs werden uns die Geschichten ausgewählter Inseln erzählt. Die Beträge, zu denen damals manche Inseln den Besitzer wechselten, waren niedriger, als das Familienticket für die Bootstour.

In Kingston besichtigen wir das »Old Fort Henry«, das hier an strategischer Position den Sankt-Lorenz-Seeweg beschützt hat.

Anschließend geht es zum »Bellevue House National Historic Site«, in dem der erste kanadische Premierminister – John A. Macdonald – ca. ein Jahr während seiner Anwaltstätigkeit gelebt hat.

Ein Abstecher führt uns in den Sandbanks Provincial Park am Ontario See, dem angeblich weltweit größten Süßwasser-Dünensystem.

Dem Ontario See entlang fahren wir nach Toronto und hangeln uns auf den Highways um die Stadt zum QEW (Highway), welcher uns an Hamilton vorbei Richtung Niagara Falls führt.

Die Niagara Fälle zählen zu den schönsten und größten Naturwundern Nordamerikas. Sowohl die amerikanischen Fälle, als auch die kanadischen Fälle können von der kanadischen Seite besser gesehen werden.

Die kanadischen Fälle besitzen die Form eines Hufeisens und werden deshalb auch »Horseshoe« genannt.

Mit einer Fallhöhe von 52 m und einer Kantenlänge von knapp 700 m (je nach Quelle) sind die kanadischen Fälle wesentlich beeindruckender.

Dem Touristenrummel an den Wasserfällen entfliehen wir dann doch relativ schnell, ohne auch nur an einer der typischen Touristenattraktionen teilgenommen zu haben.

In dem für seinen Weinanbau bekannten Gebiet um Niagara Falls, decken wir uns lieber auf dem Weingut Creekside mit ein paar Flaschen »Traubensaft« ein.

Und da wir aus Deutschland sind, sollen wir unbedingt eine E-Mail an die Kellermeister wegen dem Riesling schreiben, auf den man offensichtlich sehr stolz ist.

An Toronto vorbei geht es dem Lake Huron entlang über Sudbury nach Sault Ste. Marie.

Hier befinden sich die letzten beiden Schleusen (1x USA-, 1x Kanada-Seite) auf dem Sankt-Lorenz-Seeweg, die den Lake Superior mit dem Lake Huron verbinden.

Wir durchfahren stundenlang endlose Waldgebiete bis nach Wawa, was in der Sprache der Indianer »Wildgans« heißt.

Eine überdimensionale Wildgans, die uns am Ortseingang empfängt, ist gleichzeitig das Wahrzeichen der Stadt. Die reizvollen Wasserfälle »Scenic High Falls«, die ein paar Kilometer außerhalb liegen, erreichen wir über eine gute Piste. Der Pisteneinstieg ist ca. 1,5 km südlich des Wahrzeichens (Schild: Wanderparkplatz).

Bald sind wir in White River, dem Ort von Winni the Pooh, dessen »Denkmal« an der Durchfahrtsstraße nicht zu verfehlen ist.

Aus dem Nichts auftauchende Orte, wie »Marathon«, ergeben bei der Endlosigkeit der Strecke durchaus einen hintergründigen Sinn.

In Thunder Bay besuchen wir das sehr authentische Fort William, ein lebendes Museum dessen Besuch wir geschichtlich Interessierten in jedem Fall empfehlen können. Es handelt sich dabei um die Rekonstruktion eines aus Palisaden errichteten Forts der North West Company.

Wir kosten an offenem Feuer gebackenes Brot, werfen einen Blick in die Indianerzelte und erkunden die vielen Gebäude des Forts. Mitarbeiter in historischer Kleidung erzählen, wen sie darstellen, zeigen uns Wohnung oder Arbeitsstätte der dargestellten Person und erklären die im Fort wahrgenommene Funktion oder führen uns »ihr« Handwerk vor.

Auch die knapp 40 m hohen Kakabeka Falls ca. 25 km westlich von Thunder Bay sind einen Besuch wert, zumal man sowieso direkt daran vorbei fährt.

Über Winnipeg geht es jetzt in die endlose Weite der Prärien von Manitoba, Saskatchewan und Alberta.

Vielfach ist zu lesen, dass dieser Streckenteil langweilig, langatmig und eintönig sei. Wir sehen das nicht so, vielleicht weil wir auch die entfernte Ähnlichkeit zur Wüste lieben.

Die unbegrenzte Fernsicht, das wechselnde Farbenspiel der Landschaft, endlose Felder, blaue Seen, grasende Rinderherden und die Klassiker von CCR lassen einem durch 1.000 km Bilderbuchlandschaft schweben und vermitteln ein erstaunliches Gefühl von Freiheit, bei der kaum ein Baum die Sicht zum Horizont verstellt.

In der Provinz Saskatchewan erleben wir den Grasslands NP, bei dem die Prärie in ihrer Ursprünglichkeit belassen wird, wie diese von den ersten Siedlern angetroffen wurde.

In den Präriehund-Kolonien warnen sich die Tiere gegenseitig vor dem nahenden Touristen.

Im Cypress Hills Interprovincial Park war das Fort Walsh für uns nicht besonders sehenswert.

Es gibt eine geführte Tour oder man kann das Fort auf eigene Faust erkunden. Allerdings bleiben einem in letzterem Fall interessante Gebäude verschlossen.

Wie auch immer – für uns kein Vergleich mit Fort William! Das Beste an Fort Walsh ist der nahegelegene Beginn der Piste (nicht für Wohnmobile, aber für Truck Camper und ggf. PKWs geeignet) durch den Park nach Elkwater.

Es ist eine herrliche Strecke durch dicht bewaldete Hügel, die uns über die »grüne Grenze« nach Alberta lotst.

Schon wieder ist eine Zeitumstellung fällig – hier gilt die Mountain Standard Time.

Über Medicine Hat fahren wir zuerst auf dem Highway, dann auf langen Schotterstrecken (Gravel Road) und zum Schluss auf gutem Teer zum Dinosaur Provincial Park.

Schon vor dem Dinosaur Provincial Park fällt uns immer wieder der »Canyon« inmitten der ansonsten flachen Prärie auf.

Am Parkeingang bieten sich bei tief stehender Sonne spektakuläre Ausblicke in die »Badlands« des »Red Deer River«. Der Fluss gräbt sich immer tiefer in den Sandstein und bringt so diese bizarre Mondlandschaft hervor.

Im Park befindet sich eine der weltweit aufregendsten Fundstellen von Dinosaurierskeletten, in der bisher 35 Arten entdeckt wurden.

Wir übernachten direkt im Park und unternehmen mehrere kurze Wanderungen auf den ausgewiesenen Trails.

Auf dem Weg zum Royal Tyrrell Museum in Drumheller, einem der weltweit führenden Dinosaurier Museen, besichtigen wir Hoodoos, wobei es sich um säulenartige Sandsteinformationen mit einem härteren Gestein als »Hut« handelt.

Ein Vergleich mit historischen Fotos zeige das Fortschreiten der Erosion. Die Hoodoos sind heute erheblich kleiner.

Auf dem Dinosaurier Trail überqueren wir mit einer der letzten Kabelfähren Albertas kostenlos den Red Deer River.

Um Calgery herum geht es in die Rocky Mountains zum Banff National Park, dem ältesten National Park in Kanada.

Unser erster Weg führt in das Visitor Center im Ort Banff, wo wir uns mit kostenlosem Informations- und Kartenmaterial versorgen.

Schon hier sehen wir an den vielen Touristen, dass dieser National Park einer der beliebtesten Parks in Kanada ist.

Am Lake Louise, einer der Anziehungspunkte im Park, finden wir ähnliche Touristenmassen, wie in Niagara Falls. Selbst auf dem Weg zum Peyto Lake ist man keine Minute alleine.

Eine der Traumstrassen der Welt, der Icefields Parkway (93), führt uns auf einer Strecke von ca. 230 km direkt vom Banff National Park in den nicht weniger beliebten Jasper National Park.

Die serpentinenfreie Hochgebirgsstrecke erlaubt es auch dem Fahrer, die großartigen Panoramen der Rocky Mountains während der entspannten Fahrt zu genießen.

LKWs sind hier verboten, weshalb wir am Kontrollpunkt am Beginn des Icefields Parkway auch gefragt werden, ob das wirklich ein »Camper« ist.

Gleich am Beginn des Icefields Parkway sehen wir unseren ersten Schwarzbären, dem auf der Strecke weitere folgen sollen. Dazu kommen Dallschafe und ein unglaublich gewaltiger Hirsch, von dem es leider kein Foto gibt.

Wir machen eine kurze Wanderung zum beeindruckenden Columbia Eisfeld einem der Höhepunkte der Strecke.

Hier kann man an Schildern mit Jahreszahlen den Rückgang der Eismassen verfolgen.

Nach dem Besuch der Athabasca Falls nehmen wir die hier beginnende alte Streckenführung des Icefields Parkway.

Eine Steigerung ist die ca. 15 km lange Cavell Road (Fahrzeuge bis 7 m), die uns in teils engen Serpentinen hoch zum Mount Edith Cavell führt.

Wer nach der einsamen und holprigen Fahrt denkt, er sei hier oben alleine, wird nach der Ernüchterung froh sein, einen freien Parkplatz zu finden. Wir gehen den Rundwanderweg zum Mount Edith Cavell, der uns zum Cavell-Gletscher mit Gletschersee und zum Angel-Gletscher führt.

Zurück auf dem alten Parkway geht die Fahrt über den neuen Parkway zum Maligne Lake, wo wir ebenfalls eine kleine Wanderung dem See entlang unternehmen.

Wir verlassen den Jasper National Park in westlicher Richtung auf dem Yellowhead Highway und fahren über Prince George nach Dawson Creek.

In Dawson Creek beginnt der Alaska Highway, ein berühmtes Highlight unserer Reise.

Der Alaska Highway wurde während des Zweiten Weltkriegs innerhalb von ca. 8 Monaten (je nach Quelle unterschiedlich) als Nachschubweg gebaut und geht über ca. 2.200 km von Dawson Creek (BC, Kanada) nach Delta Junction (Alaska, USA).

Die Abstände der Städte entsprechen in etwa unserem Tagespensum. Die Ansiedlungen dazwischen bestehen oft nur aus Tankstelle, Motel und Campground. Werbetafeln bieten heiße Duschen an.

Die landschaftlich abwechslungsreiche Fahrt bietet großartige Steckenabschnitte, insbesondere im Bereich der Rocky Mountains. Hier ergeben sich oftmals grandiose Ausblicke.

Unterwegs sehen wir Bären, Bisonherden und Elche, die meisten Elche auf Verkehrschildern zur Warnung, aber auch ein lebendiges Exemplar.

Genau an der Contact Brigde, wo sich die beiden Arbeitstrupps 1942 beim Bau des ALCAN getroffen haben, trifft uns ein Stein von einem vorbeirasenden Pickup auf der Windschutzscheibe und beschädigt diese lokal. Kaum 10 Minuten später kommt uns ein schwerer Lastwagen »mit Staubwolke« entgegen. Zack! Zweite lokale Beschädigung.

Wo die Strassen geteert sind und mit Schotter ausgebessert werden, sind diese Beschädigungen aufgrund der hohen Geschwindigkeit an der Tagesordnung. Wir wissen, dass es hier auch die Spezialisten gibt, die solche Beschädigungen reparieren können.

Watson Lake, das Tor zum Yukon, ist durch seinen »Sign Post Forest« (Schilderwald) weltweit bekannt.

Hier hat 1942 ein Soldat ein Schild seiner Heimatstadt angenagelt und seither hängen Touristen aus aller Welt ihre mitgebrachten Schilder auf. Inzwischen sollen es weit über 50.000 Schilder sein.

Wir fragen bei der Touristeninformation nach einer Firma, die unsere Frontscheibe reparieren kann. Knappe freundliche Antwort: »Whitehorse!«

Ist ja nur 500 km entfernt! Aber wir bekommen einen Flyer von Glass Magnum, Whitehorse.

In Whitehorse angekommen, rufen wir bei Glass Magnum an und vereinbaren einen Termin für den nächsten Tag (Samstag!).

George, der Inhaber, empfiehlt uns den CP Hi Country, der der beste CP der Stadt ist (Wifi!).

Die Dame an der Rezeption kennt George, der praktisch jeden Tag mindestens einmal für Reparaturen hier ist und gibt ihm telefonisch auch gleich unsere Stellplatznummer durch. Das klappt ja prima!

George ist sogar etwas früher da und beginnt sofort mit der Reparatur der Windschutzscheibe.

Die Beschädigung wird angebohrt, gereinigt und dann mit einem transparenten Harz gefüllt. Unter UV-Licht härtet das Harz und die Oberfläche wird geglättet, so dass die Reparaturstelle nicht mehr fühlbar ist.

Eine solche Beschädigung muss möglichst schnell repariert werden, damit sich keine Risse in der Scheibe fortsetzen. Die Reparatur der beiden Beschädigungen hat keine Stunde gedauert.

Von Whitehorse werden wir weiter Richtung der berühmt-berüchtigten Goldgräberstadt Dawson City fahren, in deren Nähe der Dempster Highway nach Inuvik abzweigt, der größten Stadt Kanadas, nördlich des Polarkreises.

Bilder

„Vagabondage ist Befreiung, und das Reiseleben
auf allen Straßen ist Freiheit.“
(Isabelle Eberhardt, 1877-1904)
Halifax, Calbot Trail, Cape Breton NP, Louisbourg, P.E.I.

Sonntag, 15. Juni, 6:20 Uhr: Das Geräusch der zufallenden Wohnungstür ist gleichsam das Startsignal unserer Amerika-Reise!

Die Vorbereitungen sind zu Ende, jetzt wird es ernst! Fünf Minuten später parken wir an der Haltestelle Wiesental und warten auf den Regionalzug Karlsruhe – Mannheim.

Die vorbereitete Versandtasche mit unserem Autoschlüssel werfen wir am Briefkasten gegenüber ein.

Von Mannheim bringt uns der ICE direkt zu Terminal 1 am Flughafen Frankfurt. Check-In, Sicherheitskontrolle, zum Gate, dann zum geänderten Gate, Boarding, mit dem Bus zum Rollfeld und 6:40 Std. später landen wir bereits in Halifax, Kanada.

Am Einreiseschalter befragt man uns freundlich nach dem Zweck unserer Einreise. Unsere Antwort »Mit dem Wohnmobil durch Kanada nach Alaska«, scheint den netten Beamten so zu beeindrucken, dass ihm keine weiteren Fragen mehr einfallen und er auch gleich noch vergisst, die Einreisestempel in unsere Pässe zu drücken.

Mit dem Mietwagen, den wir bis zum Eintreffen unseres Reisemobils fahren werden, geht es auf dem Highway 102 & 118 zur Woodland Ave und über die imposante Angus L. Macdonald Bridge nach Halifax, direkt zum Hotel Westin.

Gleich hinter dem Westin beginnt der Halifax Harbourwalk, auf dem wir unsere Erkundung der 1749 von den Engländern gegründeten Stadt beginnen.

Der Hafen ist der zweitgrößte Naturhafen der Welt und auch im Winter eisfrei. Halifax bietet eine überschaubare Innenstadt, mit interessanten Kontrasten aus historischen Gebäuden und der zeitgemäßen Architektur neuer Bürogebäude.

Zu Fuß besuchen wir die Sehenswürdigkeiten, wie den Brewery Market, den Uhrenturm und die Zitadelle, die ab 1828 zur Verteidigung von Hafen und Stadt gebaut wurde.

Wir bemerken ein Deutsch sprechendes Paar, das wir mit »Hallo« grüßen. Beide grüßen zurück und gehen einfach weiter.

Nach 10 m bleiben sie stehen und drehen sich etwas überrascht um: »Sprechen Sie Deutsch?« Da die beiden schon viel in Kanada/Alaska unterwegs waren, bekommen wir reichlich Tipps.

Unsere Rundreise auf Cape Breton Island beginnen wir in Baddeck mit einer Übernachtung im Telegraph House und einem Besuch des Alexander Graham Bell Museums.

Der vielseitige Erfinder, der hauptsächlich durch die Erfindung des Telefons bekannt wurde, verbrachte in seinem Haus in Baddeck die Sommermonate.

Laut Reiseführer erinnerte ihn die Landschaft an Schottland, wo er seine Kindheit verbrachte.

Wir umrunden den Nordteil der Insel auf dem ca. 300 km langen Cabot Trail, der durch den Cape Breton National Park führt und mit eindrucksvollen Ausblicken auf die schroffe Küste zu den schönsten Panoramastrecken Nordamerikas gehört.

Die »Fortress of Louisbourg National Historic Site« ist eine Art Museumsstadt, die auf den ursprünglichen Ruinen der von Franzosen gegründeten und befestigten Stadt rekonstruiert wurde.

Die im Stil von 1740 gekleideten Menschen vermitteln dem Besucher einen guten Eindruck über den Lebensstil der damaligen Zeit.

Bei regnerischem Wetter und wenigen Besuchern hat der Schmied genügend Muße, uns als Souvenir einen Wandhaken zu schmieden.

Der Schmied durfte damals nur Alltagsgegenstände produzieren, während Waffen aus Frankreich bezogen werden mussten.

Im Haus des Ingenieurs, einem der schönsten Häuser im Ort, spricht der »Ingenieur« mit uns Deutsch, da er in den 60ern ein paar Jahre in der Nähe von Lahr/Schwarzwald gelebt hat.

Prince Edward Island kann mit der Fähre oder über die im Juni 1997 fertig gestellte ca. 13 km lange »Confederation Bridge« erreicht werden. Der Rückweg ist kostenpflichtig, wobei die Brücke etwas günstiger ist.

Von Cape Breton Island kommend, nehmen wir die Fähre von Caribou nach Wood Islands im Südosten der Insel.

Bei der nebligen Überfahrt wird vom Personal am Bug Ausschau gehalten und alle 2-3 Minuten ertönt das andere Schiffe warnende Nebelhorn.

P.E.I. wirkt herausgeputzt und aufgeräumt, fast unwirklich gepflegt, wie aus dem Bilderbuch. Praktisch jedes Haus ist mit einer auf den Millimeter genau gekürzten Grünfläche umgeben, die in etwa der Dimension eines deutschen Neubaugebiets entspricht.

Überall sieht man auf Rasentraktoren fahrende Menschen, die die ohnehin schon kurzen Grashalme wieder auf gleiche Länge bringen. Man gewinnt den Eindruck, als ob die Häuser inmitten eines Golfplatzes stehen.

Die rotbraunen Felder der landwirtschaftlichen Nutzflächen wirken ähnlich gepflegt. In der eisenhaltigen rotbraunen Erde gedeihenden die besonders geschätzten Kartoffeln, aber auch Getreide, Gemüse und Obst.

Auf uns wirkt das alles etwas zu gepflegt – zu steril, zu darstellend.
Wir besuchen den Prince Edward Island National Park, und die Städte Charlottetown und Summerside. Auf dem ca. 290 km langen »Lady Slipper Drive« gelangen wir an der schönen Küste entlang bis ans Nordkap der Insel, mit Leuchtturm und Windversuchsstation.

Unterwegs besuchen wir das Bottlehouse, mit aus leeren Flaschen gebauten Gebäuden. Das Kartoffelmuseum in O’Leary war leider geschlossen.

Über die imposante »Confederation Bridge« fahren wir Richtung Truro, welches in Nova Scotia an der Bay of Fundy liegt.

Die Bay of Fundy hat mit bis zu 21 m den größten Gezeitenunterschied der Welt. Die genauen Zeiten erhält man im Touristenbüro.

Wie wir erst dort erfahren, ist Truro noch für eine andere Überraschung gut: Inmitten der Stadt stehen sechs originale Elemente der Berliner Mauer.

Die Zeit bis zur »Flutwelle« vertreiben wir uns mit einem Spaziergang zu den Wasserfällen im empfehlenswerten Victoria Park.

Dann bestaunen wir am Salomon River, wie dieser seine Fließrichtung umgekehrt, eine kleine Flutwelle von der »Bay of Fundy« flussaufwärts rollt und den Pegel des Flusses steigen lässt.

Zurück in Halifax fahren wir nach Peggys Cove, einem verschlafenen Fischerdorf, das zum Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt geworden ist.

Der das Dorf einhüllende Nebel sorgt teils für eine unwirkliche Atmosphäre.

Auf der kleinen Rundfahrt besuchen wir noch die Gedenkstätte für die Opfer des Swissair Flug 111.

Beim Spediteur Atlantic Custom Brokers erfahren wir von Robin, der Zollspezialistin, dass das Schiff, die Atlantic Cartier, verspätet war und deshalb die Zollfreigabe des Fahrzeugs noch nicht erfolgte. Sofern es heute noch klappen sollte, ruft Sie bis 12:00 an. Wir richten uns gedanklich auf eine weitere Nacht im Hotel ein. Kaum eine Stunde später klingelt das Mobiltelefon und wir können im Speditionsbüro die Papiere abholen.

Beim Zoll legen wir die Papiere der Spedition vor, unsere Pässe und den Fahrzeugschein. Wir werden nach Waffen und Lebensmitteln befragt.

Die nicht vorhandenen Waffen und die mitgebrachten Lebensmittel geben wir wahrheitsgemäß an und dürfen alle Lebensmittel einführen (z.B. Kaffee). Frisches Obst, Milchpulver, Fleisch etc. wären nicht durchgegangen.

Der sehr zuvorkommende Zollbeamte meint, wir könnten die 5-10 Min., während er auf den Rückruf seines Kollegen wartet, auch im Cafe in einem Nachbargebäude verbringen. Er will uns dann die Papiere ins Cafe bringen. Toller Service! Das muss man sich mal in Deutschland vorstellen!

Der Zoll wollte den Innenraum und den Inhalt der Außenstaufächer des Fahrzeugs nicht sehen!

Mit der Zollfreigabe fahren wir zum neuen Hafenterminal in Halifax. Für den Sicherheitsbereich bekommen wir am Tor einen Ausweis.

Die Fahrzeugübergabe erfolgt relativ schnell und problemlos. Keine Beschädigungen und keine fehlenden Teile. So wünscht man sich das! Weitere Info unter Grenzübergänge.

Den bei der Einreise am Flughafen abgeholten Mietwagen von Alamo (National) geben wir ein paar hundert Meter vom Hafenterminal entfernt in der Kempt Rd. ab. Dies erspart uns viel Fahrerei, da es hier auch direkt auf den Highway zum Woodhaven RV Park geht, lt. Eigenwerbung der Halifax am nächsten gelegene Campingplatz. Hier wird das zur Verschiffung gepackte Fahrzeug wieder in den gewohnten Reisezustand versetzt.

Vom Woodhaven RV Park machen wir uns auf den Weg nach New Brunswick (Neubraunschweig), haben aber mit dem wechselhaften Wetter nicht viel Glück. Bei teilweise starkem Regen im Nationalpark zu wandern oder ohne Aussicht die Küstenstrasse entlang zu fahren, das muss nicht sein.

So sind wir schneller als erwartet in der Provinz Quebec und damit in einer anderen Zeitzone.

Von Trois-Pistoles überqueren wir mit der Fähre den Sankt-Lorenz-Strom nach Les Escoumins. Das hört sich unspektakulär an, aber es sind knapp 30 km auf kürzestem Weg über einen »Fluss«, der schon hier, an noch schmaler Stelle, wie ein Meer wirkt. Bei dem vorherrschenden Wind ist auch der Seegang entsprechend.

Die Abfahrtszeiten der Fähre richten sich nach den Gezeiten und finden sich hier.

Über Tadoussac fahren wir am Nordufer des Saguenay entlang zum Lac Saint-Jean in den Ort Saint-Félicien, wo wir den Zoo besuchen. Zurück zum Sankt-Lorenz-Strom geht es am Südufer des Saguenay River/Fjord, in dessen Mündungsbereich man am Pointe Noire öfters Wale im Sankt-Lorenz-Strom beobachten kann.

Da das Wetter keine besseren Sichtverhältnisse verspricht und wir keine Wale sehen können, machen wir uns auf dem Weg nach Quebec City.

Wir übernachten auf dem Beauport Municipal Campground, von dem wir bequem für ca. 25 CAD mit dem Taxi in die Innenstadt zum Parlamentsgebäude gebracht werden.

Quebec City hat 2008 das 400 jährige Stadtjubiläum, welches durch viele Veranstaltungen gebührend gefeiert wird.

In der Altstadt von Quebec City können die meisten Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreicht werden.

Wir haben uns einen Tag in Quebec aufgehalten und alle für uns wichtigen Sehenswürdigkeiten gesehen.

Eindrucksvoll ist das Wahrzeichen der Stadt, das Schlosshotel Château Frontenac.

Die Fahrt mit der Funicular (Seilbahn) von der Oberstadt in die Unterstadt lassen wir uns auch nicht entgehen.

Quebec empfanden wir als ruhige angenehme Stadt, die ihren Bürgern sicherlich eine überdurchschnittliche Lebensqualität bietet.

Wie an einer Perlenkette aufgereiht folgen nun Montreal, Ottawa und Toronto.

Wir sind selbst gespannt, ob wir uns diese Städte alle antun werden.

Bilder

„Und er gürtete den Schuh.“
(Laotse, 6. oder 4.-3.Jh. v. Chr.)