Von Marrakech über den Hohen Atlas
Marrakech – die Sultansstadt und ehemalige Hauptstadt, die Marokko seinen Namen gab – erreichen wir durch rotbraune Landschaften, in die Arganien kontrastreich grüne Farbtupfer setzen.
Es ziehen ockerfarbene Hügelketten vorbei und wir durchqueren weite Hochebenen auf etwa 1200 m Höhe.
Je weiter wir in die Stadt gelangen, desto mehr wird das Fahren zur Konzentrationsübung. Alle sind heute auf der Straße: LKWs, Taxis, Busse, Mopeds (auch »3sitzige«), Fahrräder, Fußgänger, Rollstuhlfahrer, Pferdekutschen und Eselskarren.
Und irgendwie sind die massenhaft gleichzeitig da, mit verschiedenen Geschwindigkeiten und in jede Richtung unterwegs, auch quer zur Fahrbahn, auf unserer Spur entgegenkommend, plötzlich anhaltend oder rechts überholend. Dazwischen versuchen Verkehrspolizisten mit lauten Trillerpfeifen und resoluten Handzeichen das rege Durcheinander etwas zu regulieren. Aber fast jeder bewegt sich oder sein Fahrzeug aufmerksam, umsichtig und angepasst, so dass sich kaum gefährliche Situationen ergeben.
Das Wahrzeichen von Marrakech ist das über 800 Jahre alte und etwa 70 m hohe Minarett der Koutoubia Moschee.
Der Parkplatz direkt an der Koutoubia Moschee ist für die Stadtbesichtigung ein idealer Übernachtungsplatz, da von hier die meisten Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß erreicht werden können.
Auf dem schmalen Parkplatz stehen vorne nur PKWs. Hinten »um’s Eck« kann man jedoch für 50 DH übernachten.
Auf dem berühmten Platz Djamâa el-Fna (Platz der Toten) beobachten wir das bunte Treiben der Gaukler, Wasserverkäufer und Musiker und besuchen viele Sehenswürdigkeiten dieser einzigartigen orientalischen Stadt.
In den Suqs gehen wir einkaufen und handeln bei den Babouches (typische Berberschuhe), bis der Händler seine Ich-bin-nach-dem-Kauf-pleite Show startet. »Gut Qualität, billig Preis, kostet nur Material, Handarbeit, echt Leder …«
Wir kennen aber den Preis und werden deshalb mit dem ersten Händler nicht einig, der sich ohne Verabschiedung beleidigt wegdreht. Das gehört ebenfalls zur Show und wir machen uns deshalb keinen Kopf.
Der zweite Händler hätte gerne für alle Schuhe zusammen 1000 DH. Wir lachen ihn aus und er ist schnell bei der Hälfte des genannten Preises.
»Only for you, my friend. Gut Qualität, billig Preis, kostet nur Material, Handarbeit, echt Leder …«. Ja, ja …
Bei 300 DH stoßen wir auf eine hartnäckigere Widerstandslinie, die geknackt werden muss. Jetzt erklären wir ihm, dass uns ein anderer Händler schon 250 DH geboten hat, das ja aber noch zu teuer ist.
Als »Abschreckung« werden uns Schuhe von den Mitbewerbern präsentiert, in die Wellpappe eingenäht ist. Dieser Showteil beeindruckt uns kaum. »Wir zahlen 200 DH und nicht mehr, mein Freund!«. Er will einfach noch nicht darauf eingehen. Als weitere Eskalationsstufe im harten Verhandlungspoker erwecken wir den Eindruck, jetzt endgültig zurück zum ersten Händler zu gehen. Das wirkt! Prompt willigt er bei 200 DH ein – geht doch, my friend! Das Handeln fängt an Spaß zu machen.
Offene WLANs findet man auf dem Parkplatz des Marjane an der Straße nach Casablanca.
Ein Abstecher führt uns von Marrakech in das knapp 200 km entfernte Ouzoud, zu den höchsten und schönsten Wasserfällen in Marokko.
Die einspurige und ungesicherte Bergstrasse schlängelt sich in teils engen Serpentinen den steilen Fels hinauf. Wir haben meist den tiefen Abgrund auf unserer Seite und freuen uns deshalb über den ausreichend breiten, aber unbefestigten Ausweichstreifen entlang der geteerten Fahrbahn.
Die 100 m hohen Wasserfälle, die in zwei Stufen den Fels herabstürzen, sind überaus beeindruckend. Nur das sehr touristische Umfeld trübt den Naturgenuss in dieser herrlichen Umgebung.
Danach kehren wir nach Marrakech zurück, um von dort auf der N9 per Tizi-n-Tichka (Pass auf 2260 m) den Hohen Atlas nach Süden zu überqueren.
Es ist eine schöne Fahrt durch eine faszinierende Bergwelt mit großartigen Aussichten und einsamen, an den Hang gebauten Bergdörfern.
Kurz vor der Passhöhe treffen wir zufällig auf Bekannte mit ihrem MAN-VW, die von Süden kommen und in dieser schönen Gegend gerade eine Pause einlegen. Wir gesellen uns für ein paar Minuten dazu und tauschen jüngst Erlebtes und neuste Infos aus.
Der Hohe Atlas, mit seinen bis zu über 4000 m hohen Gipfeln, stellt die natürliche Barriere zur Sahara dar. Dies erleben wir besonders deutlich, als wir uns während der Südabfahrt unvermittelt in der Wüstensteppe wiederfinden. Diesen abrupten Übergang hätten wir so nicht erwartet. Verglichen mit Algerien, wird die Wüste in Marokko durch den Hohen Atlas wesentlich weiter in den Süden gedrängt.
Über Ouarzazate gelangen wir dem grünen Drâa-Tal folgend auf der »südlichen Strasse der Kasbahs« durch die Wüste nach Zagora. In Zagora spricht uns ein Mopedfahrer an: »Ich Mechaniker, habe Werkstatt. Camion abschmieren?« »Wieviel?« »50 DH komplett.« »OK!« Wir folgen ihm und uns wird stolz eine absolut saubere und aufgeräumte Werkstatt präsentiert.
Aus einem großen Fetteimer wird mit den Fingern die Fettpresse befüllt und sogleich legen sich zwei Mitarbeiter unters Fahrzeug und machen sich über die Schmiernippel her. Die ganze Truppe ist absolut nett und zuvorkommend. Wer also durch Zagora kommt, kann hier für rund 4.50 EUR das Fahrzeug abschmieren lassen!
Garage Iriki – Chez Aziz
Av Atlas – Zaouite Elbaraka 45900 Zagora – Maroc
GSM: +212(0)66663083 / (0)67736655
GPS: N30 19.373 W005 50.323 / N30 19.248 W005 50.397
E-Mail: garage_iriki@yahoo.fr
4×4, Landrover, Toyota, Mitsubishi, Nissan
Schon in Marrakech bemerkten wir, dass das Fahrzeug sporadisch tropft. Nachdem das inzwischen regelmäßige Tropfen nun auch noch stärker wurde und es deutlich nach Diesel riecht, fahren wir nach Agdz auf den schönen CP Kasbah Palmeraie, der inmitten eines großartigen Palmenhains liegt. Hier wollen wir in Ruhe das Fahrerhaus kippen und nach der Ursache suchen.
Es dauert seine Zeit, bis wir die undichte Stelle an der eingerissenen Leitung finden. Der Riss befindet sich glücklicherweise keinen Zentimeter vom Anschlusspunkt entfernt, so dass wir die flexible Leitung bis zum Riss kürzen und wieder anschließen können.
Hier nehmen wir auch die Möglichkeit wahr, die neuere der beiden Familien-Kasbahs (Kasbah = burgähnliches Gebäude) – die Kasbah Asslim – zu besichtigen. Der Großvater des heutigen Besitzers war der letzte Kaid (ähnlich eines Grafen) dieser Gegend und kontrollierte ein Gebiet im Umkreis von etwa 20 km. Die alte und die neue Kasbah der Familie waren über eine Brücke verbunden, unter der einst die Karawanenstrasse hindurchführte.
Es ist eine unterhaltsame und aufschlussreiche Besichtigung der noch bewohnten Kasbah, die uns in die Zeit der großen Karawanen zurückversetzt und gute Einblicke in das traditionelle Familienleben gibt.
Zum Abschluss genießen wir den weiten Blick von der Dachterrasse in das herrliche Drâa-Tal und auf die alte Kasbah in der direkten Nachbarschaft.
Nun geht es über Ouarzazate dem Dadès-Tal entlang auf der Straße der Kasbahs in die Dadès-Schlucht. Auch hier bieten sich wieder schöne Ausblicke auf das wildromantische Flusstal, auf außergewöhnliche Felsformationen und auf alte Kasbahs.
In engen Serpentinen windet sich die Strasse bergauf und bietet einen schwindelerregenden Blick über die Serpentinen hinunter auf den Grund der Schlucht. Da freut man sich schon auf den Rückweg!
Wir fahren zurück auf die »Straße der Kasbahs« und über die wunderschöne Dattelpalmenoase Tinerhir in die Todhra-Schlucht.
In der engen Todhra-Schlucht ragen gigantische Felswände teilweise 400 m senkrecht in die Höhe.
An der engsten Stelle ist die Schlucht gerade einmal 10 m breit.
Über Tinerhir fahren wir ein Stück auf der N10 Richtung Errachidia, um dann in die R702 einzubiegen, die uns ins Tafilalt nach Erfoud führen soll. Von Oase zu Oase geht es teils beeindruckend breiten Oueds entlang durch weite Wüstenebenen, die durch rötlich oder bräunlich schimmernde Berge am Horizont begrenzt sind.
In Erfoud wollen wir uns bevorraten und kaufen im Suq Gemüse, in einer Bank tauschen wir Geld und da es in der Wüstenoase Merzouga scheinbar nur Diesel aus Fässern gibt, füllen wir hier in Erfoud auch gleich noch unseren Tank.
Von Erfoud wollen wir zum Erg Chebbi, den höchsten Sanddünen in Marokko.