Vom Osten bis in die Rocky Mountains

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Québec, Montreal, Ottawa, Banff, Jasper, Dawson Creek

Der Trans-Canada-Highway (TCH), der hier die Nummer 20 trägt, bringt uns von Québec nach Montreal.

Die Innenstadt von Montreal ist vom Campingplatz Mont-Laval bequem mit Bus und Metro zu erreichen.

Wir beginnen unsere Besichtigung im alten Bankenviertel um den Place d’Armes gegenüber der Basilique Notre Dame und schlendern dem früheren Hafen am Sankt-Lorenz-Strom mit seinen lebhaften Quais entlang.

Von den über 150 Jahre alten Markthallen des »Marche Bonsecours« sind es nur ein paar Schritte zur Kirche »Notre-Dame-de-Bonsecours« und zum hübschen Hôtel de Ville (Rathaus).

Durch das kaum sehenswerte Chinesen-Viertel machen wir uns auf den Weg zu den modernen Hochhäusern der Innenstadt mit den Ladengeschäften.

Die Gebäude der weitläufigen Innenstadt sind großteils durch unterirdische Passagen und Gänge verbunden, so dass der urbane Einkaufsgenuss durch kein Wetter getrübt werden kann.

Selbst mit im Stadtplan eingezeichneter »Untergrundstadt« fällt die Orientierung Ortsfremden manchmal nicht ganz leicht.

Die Innenstadt von Montreal lässt sich gut zu Fuß ggf. in Kombination mit der Metro erkunden. Der moderate Straßenverkehr gab uns nie das Gefühl in einer Großstadt unterwegs zu sein.

Die direkte Nachbarschaft von historischen Gebäuden und hochmodernen Glasfassaden hinterlässt fast surreale Eindrücke.

Die kanadische Hauptstadt Ottawa, welche am Zusammenfluss von Ottawa River und Rideau River liegt, erreichen wir von Montreal innerhalb weniger Stunden. Dabei verabschieden wir uns auch von der Provinz Quebec und begrüßen die Nachbarprovinz Ontario.

Mit einem der Busse des »Ottawa Rapid Transit«, die zum Großteil ein eigenes Straßennetz benutzen, sind wir flott inmitten der geschäftigen Metropole.

Auf dem Parlament Hügel umrunden wir die prächtigen Parlamentsgebäude und bestaunen die Architektur der zur Flussseite gewandten Bibliothek.

Direkt unterhalb des Parlament Hügels befinden sich die acht handbetriebenen Schleusen des Rideau-Kanal, die hier einen Höhenunterschied von 24 m zum Ottawa River überwinden.

Die Schleusen sind für kleinere Boote noch in Betrieb und wir können beobachten, wie Muskelkraft und Wasserkraft die Motoryachten vom Ottawa River in den Rideau-Kanal heben.

Zum Museum of Civilization spazieren wir durch den »Major’s Hill Park« und über die den Ottawa River überspannende »Alexandra Bridge« nach Hull, der Ottawa gegenüber liegenden Nachbarstadt. Dabei überqueren wir nochmals die im Fluss liegende Provinzgrenze nach Quebec.

Vorbei an der »Basilika Notre Dame« machen wir uns auf den Rückweg zur betriebsamen Bushaltestelle. Ein Bus folgt dem anderen, kurzer Stopp, Tür auf, Tür zu, weiterfahren.

Inmitten einer nicht endenden Busschlange kommt auch schon unsere Nummer 97, die uns wieder schnell und bequem zurück zum Fahrzeug bringt.

Ottawa hat Charme! Eine Stadt, die man nicht versäumen sollte.

Thousand Islands wird ein Inselgebiet südlich von Ottawa genannt, das im Auslauf des Ontario-Sees bzw. im Sankt-Lorenz-Strom liegt. Von den rund 1750 Inseln gehören ca. 1/3 zu den USA und 2/3 zu Kanada.

Ab dem kleinen Ort Gananoque nehmen wir an einer Bootstour durch diese einmalige Inselwelt teil. Viele Inseln sind bewohnt, nahe beieinander gelegene Inseln teilweise mit Steg oder kleiner Brücke verbunden.

Unterwegs werden uns die Geschichten ausgewählter Inseln erzählt. Die Beträge, zu denen damals manche Inseln den Besitzer wechselten, waren niedriger, als das Familienticket für die Bootstour.

In Kingston besichtigen wir das »Old Fort Henry«, das hier an strategischer Position den Sankt-Lorenz-Seeweg beschützt hat.

Anschließend geht es zum »Bellevue House National Historic Site«, in dem der erste kanadische Premierminister – John A. Macdonald – ca. ein Jahr während seiner Anwaltstätigkeit gelebt hat.

Ein Abstecher führt uns in den Sandbanks Provincial Park am Ontario See, dem angeblich weltweit größten Süßwasser-Dünensystem.

Dem Ontario See entlang fahren wir nach Toronto und hangeln uns auf den Highways um die Stadt zum QEW (Highway), welcher uns an Hamilton vorbei Richtung Niagara Falls führt.

Die Niagara Fälle zählen zu den schönsten und größten Naturwundern Nordamerikas. Sowohl die amerikanischen Fälle, als auch die kanadischen Fälle können von der kanadischen Seite besser gesehen werden.

Die kanadischen Fälle besitzen die Form eines Hufeisens und werden deshalb auch »Horseshoe« genannt.

Mit einer Fallhöhe von 52 m und einer Kantenlänge von knapp 700 m (je nach Quelle) sind die kanadischen Fälle wesentlich beeindruckender.

Dem Touristenrummel an den Wasserfällen entfliehen wir dann doch relativ schnell, ohne auch nur an einer der typischen Touristenattraktionen teilgenommen zu haben.

In dem für seinen Weinanbau bekannten Gebiet um Niagara Falls, decken wir uns lieber auf dem Weingut Creekside mit ein paar Flaschen »Traubensaft« ein.

Und da wir aus Deutschland sind, sollen wir unbedingt eine E-Mail an die Kellermeister wegen dem Riesling schreiben, auf den man offensichtlich sehr stolz ist.

An Toronto vorbei geht es dem Lake Huron entlang über Sudbury nach Sault Ste. Marie.

Hier befinden sich die letzten beiden Schleusen (1x USA-, 1x Kanada-Seite) auf dem Sankt-Lorenz-Seeweg, die den Lake Superior mit dem Lake Huron verbinden.

Wir durchfahren stundenlang endlose Waldgebiete bis nach Wawa, was in der Sprache der Indianer »Wildgans« heißt.

Eine überdimensionale Wildgans, die uns am Ortseingang empfängt, ist gleichzeitig das Wahrzeichen der Stadt. Die reizvollen Wasserfälle »Scenic High Falls«, die ein paar Kilometer außerhalb liegen, erreichen wir über eine gute Piste. Der Pisteneinstieg ist ca. 1,5 km südlich des Wahrzeichens (Schild: Wanderparkplatz).

Bald sind wir in White River, dem Ort von Winni the Pooh, dessen »Denkmal« an der Durchfahrtsstraße nicht zu verfehlen ist.

Aus dem Nichts auftauchende Orte, wie »Marathon«, ergeben bei der Endlosigkeit der Strecke durchaus einen hintergründigen Sinn.

In Thunder Bay besuchen wir das sehr authentische Fort William, ein lebendes Museum dessen Besuch wir geschichtlich Interessierten in jedem Fall empfehlen können. Es handelt sich dabei um die Rekonstruktion eines aus Palisaden errichteten Forts der North West Company.

Wir kosten an offenem Feuer gebackenes Brot, werfen einen Blick in die Indianerzelte und erkunden die vielen Gebäude des Forts. Mitarbeiter in historischer Kleidung erzählen, wen sie darstellen, zeigen uns Wohnung oder Arbeitsstätte der dargestellten Person und erklären die im Fort wahrgenommene Funktion oder führen uns »ihr« Handwerk vor.

Auch die knapp 40 m hohen Kakabeka Falls ca. 25 km westlich von Thunder Bay sind einen Besuch wert, zumal man sowieso direkt daran vorbei fährt.

Über Winnipeg geht es jetzt in die endlose Weite der Prärien von Manitoba, Saskatchewan und Alberta.

Vielfach ist zu lesen, dass dieser Streckenteil langweilig, langatmig und eintönig sei. Wir sehen das nicht so, vielleicht weil wir auch die entfernte Ähnlichkeit zur Wüste lieben.

Die unbegrenzte Fernsicht, das wechselnde Farbenspiel der Landschaft, endlose Felder, blaue Seen, grasende Rinderherden und die Klassiker von CCR lassen einem durch 1.000 km Bilderbuchlandschaft schweben und vermitteln ein erstaunliches Gefühl von Freiheit, bei der kaum ein Baum die Sicht zum Horizont verstellt.

In der Provinz Saskatchewan erleben wir den Grasslands NP, bei dem die Prärie in ihrer Ursprünglichkeit belassen wird, wie diese von den ersten Siedlern angetroffen wurde.

In den Präriehund-Kolonien warnen sich die Tiere gegenseitig vor dem nahenden Touristen.

Im Cypress Hills Interprovincial Park war das Fort Walsh für uns nicht besonders sehenswert.

Es gibt eine geführte Tour oder man kann das Fort auf eigene Faust erkunden. Allerdings bleiben einem in letzterem Fall interessante Gebäude verschlossen.

Wie auch immer – für uns kein Vergleich mit Fort William! Das Beste an Fort Walsh ist der nahegelegene Beginn der Piste (nicht für Wohnmobile, aber für Truck Camper und ggf. PKWs geeignet) durch den Park nach Elkwater.

Es ist eine herrliche Strecke durch dicht bewaldete Hügel, die uns über die »grüne Grenze« nach Alberta lotst.

Schon wieder ist eine Zeitumstellung fällig – hier gilt die Mountain Standard Time.

Über Medicine Hat fahren wir zuerst auf dem Highway, dann auf langen Schotterstrecken (Gravel Road) und zum Schluss auf gutem Teer zum Dinosaur Provincial Park.

Schon vor dem Dinosaur Provincial Park fällt uns immer wieder der »Canyon« inmitten der ansonsten flachen Prärie auf.

Am Parkeingang bieten sich bei tief stehender Sonne spektakuläre Ausblicke in die »Badlands« des »Red Deer River«. Der Fluss gräbt sich immer tiefer in den Sandstein und bringt so diese bizarre Mondlandschaft hervor.

Im Park befindet sich eine der weltweit aufregendsten Fundstellen von Dinosaurierskeletten, in der bisher 35 Arten entdeckt wurden.

Wir übernachten direkt im Park und unternehmen mehrere kurze Wanderungen auf den ausgewiesenen Trails.

Auf dem Weg zum Royal Tyrrell Museum in Drumheller, einem der weltweit führenden Dinosaurier Museen, besichtigen wir Hoodoos, wobei es sich um säulenartige Sandsteinformationen mit einem härteren Gestein als »Hut« handelt.

Ein Vergleich mit historischen Fotos zeige das Fortschreiten der Erosion. Die Hoodoos sind heute erheblich kleiner.

Auf dem Dinosaurier Trail überqueren wir mit einer der letzten Kabelfähren Albertas kostenlos den Red Deer River.

Um Calgery herum geht es in die Rocky Mountains zum Banff National Park, dem ältesten National Park in Kanada.

Unser erster Weg führt in das Visitor Center im Ort Banff, wo wir uns mit kostenlosem Informations- und Kartenmaterial versorgen.

Schon hier sehen wir an den vielen Touristen, dass dieser National Park einer der beliebtesten Parks in Kanada ist.

Am Lake Louise, einer der Anziehungspunkte im Park, finden wir ähnliche Touristenmassen, wie in Niagara Falls. Selbst auf dem Weg zum Peyto Lake ist man keine Minute alleine.

Eine der Traumstrassen der Welt, der Icefields Parkway (93), führt uns auf einer Strecke von ca. 230 km direkt vom Banff National Park in den nicht weniger beliebten Jasper National Park.

Die serpentinenfreie Hochgebirgsstrecke erlaubt es auch dem Fahrer, die großartigen Panoramen der Rocky Mountains während der entspannten Fahrt zu genießen.

LKWs sind hier verboten, weshalb wir am Kontrollpunkt am Beginn des Icefields Parkway auch gefragt werden, ob das wirklich ein »Camper« ist.

Gleich am Beginn des Icefields Parkway sehen wir unseren ersten Schwarzbären, dem auf der Strecke weitere folgen sollen. Dazu kommen Dallschafe und ein unglaublich gewaltiger Hirsch, von dem es leider kein Foto gibt.

Wir machen eine kurze Wanderung zum beeindruckenden Columbia Eisfeld einem der Höhepunkte der Strecke.

Hier kann man an Schildern mit Jahreszahlen den Rückgang der Eismassen verfolgen.

Nach dem Besuch der Athabasca Falls nehmen wir die hier beginnende alte Streckenführung des Icefields Parkway.

Eine Steigerung ist die ca. 15 km lange Cavell Road (Fahrzeuge bis 7 m), die uns in teils engen Serpentinen hoch zum Mount Edith Cavell führt.

Wer nach der einsamen und holprigen Fahrt denkt, er sei hier oben alleine, wird nach der Ernüchterung froh sein, einen freien Parkplatz zu finden. Wir gehen den Rundwanderweg zum Mount Edith Cavell, der uns zum Cavell-Gletscher mit Gletschersee und zum Angel-Gletscher führt.

Zurück auf dem alten Parkway geht die Fahrt über den neuen Parkway zum Maligne Lake, wo wir ebenfalls eine kleine Wanderung dem See entlang unternehmen.

Wir verlassen den Jasper National Park in westlicher Richtung auf dem Yellowhead Highway und fahren über Prince George nach Dawson Creek.

In Dawson Creek beginnt der Alaska Highway, ein berühmtes Highlight unserer Reise.

Der Alaska Highway wurde während des Zweiten Weltkriegs innerhalb von ca. 8 Monaten (je nach Quelle unterschiedlich) als Nachschubweg gebaut und geht über ca. 2.200 km von Dawson Creek (BC, Kanada) nach Delta Junction (Alaska, USA).

Die Abstände der Städte entsprechen in etwa unserem Tagespensum. Die Ansiedlungen dazwischen bestehen oft nur aus Tankstelle, Motel und Campground. Werbetafeln bieten heiße Duschen an.

Die landschaftlich abwechslungsreiche Fahrt bietet großartige Steckenabschnitte, insbesondere im Bereich der Rocky Mountains. Hier ergeben sich oftmals grandiose Ausblicke.

Unterwegs sehen wir Bären, Bisonherden und Elche, die meisten Elche auf Verkehrschildern zur Warnung, aber auch ein lebendiges Exemplar.

Genau an der Contact Brigde, wo sich die beiden Arbeitstrupps 1942 beim Bau des ALCAN getroffen haben, trifft uns ein Stein von einem vorbeirasenden Pickup auf der Windschutzscheibe und beschädigt diese lokal. Kaum 10 Minuten später kommt uns ein schwerer Lastwagen »mit Staubwolke« entgegen. Zack! Zweite lokale Beschädigung.

Wo die Strassen geteert sind und mit Schotter ausgebessert werden, sind diese Beschädigungen aufgrund der hohen Geschwindigkeit an der Tagesordnung. Wir wissen, dass es hier auch die Spezialisten gibt, die solche Beschädigungen reparieren können.

Watson Lake, das Tor zum Yukon, ist durch seinen »Sign Post Forest« (Schilderwald) weltweit bekannt.

Hier hat 1942 ein Soldat ein Schild seiner Heimatstadt angenagelt und seither hängen Touristen aus aller Welt ihre mitgebrachten Schilder auf. Inzwischen sollen es weit über 50.000 Schilder sein.

Wir fragen bei der Touristeninformation nach einer Firma, die unsere Frontscheibe reparieren kann. Knappe freundliche Antwort: »Whitehorse!«

Ist ja nur 500 km entfernt! Aber wir bekommen einen Flyer von Glass Magnum, Whitehorse.

In Whitehorse angekommen, rufen wir bei Glass Magnum an und vereinbaren einen Termin für den nächsten Tag (Samstag!).

George, der Inhaber, empfiehlt uns den CP Hi Country, der der beste CP der Stadt ist (Wifi!).

Die Dame an der Rezeption kennt George, der praktisch jeden Tag mindestens einmal für Reparaturen hier ist und gibt ihm telefonisch auch gleich unsere Stellplatznummer durch. Das klappt ja prima!

George ist sogar etwas früher da und beginnt sofort mit der Reparatur der Windschutzscheibe.

Die Beschädigung wird angebohrt, gereinigt und dann mit einem transparenten Harz gefüllt. Unter UV-Licht härtet das Harz und die Oberfläche wird geglättet, so dass die Reparaturstelle nicht mehr fühlbar ist.

Eine solche Beschädigung muss möglichst schnell repariert werden, damit sich keine Risse in der Scheibe fortsetzen. Die Reparatur der beiden Beschädigungen hat keine Stunde gedauert.

Von Whitehorse werden wir weiter Richtung der berühmt-berüchtigten Goldgräberstadt Dawson City fahren, in deren Nähe der Dempster Highway nach Inuvik abzweigt, der größten Stadt Kanadas, nördlich des Polarkreises.

Bilder

„Vagabondage ist Befreiung, und das Reiseleben
auf allen Straßen ist Freiheit.“
(Isabelle Eberhardt, 1877-1904)