Las Vegas, Death Valley, Salton Sea

Las Vegas ist prominentes Beispiel, was man mit wertvollem Wasser in der Wüste so alles anstellen kann. Man betreibt Wasserfälle, Seenlandschaften und bewässert die Grünanlagen der Golfplätze.

Gerne zeigt man, dass man sich diese Verschwendung auch leisten kann!

In unmittelbarer Nachbarschaft kämpft der leidtragende Lake Mead gegen das Austrocknen.

Er ist nicht nur Naherholungsgebiet und Speicher für das Wasserkraftwerk am Hoover-Damm, sondern gleichzeitig ein gigantisches Trinkwasser-Reservoir.

Wissenschaftler rechnen mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit, dass der Lake Mead bis 2021 ausgetrocknet sein wird.

Seit unserem letzten Besuch ist der Wasserstand um rund 30 m gefallen!

Ein erschreckender Anblick!

In Las Vegas macht man sich derweil keine Gedanken, wie Wasser gespart werden kann. Man denkt lieber über eine Pipeline nach, um Wasser aus dem Norden heranzuschaffen.

Wir übernachten am Circus Circus, so dass wir es nur ein paar Meter zum Las Vegas Blvd haben.

Wie an einer Perlenschnur reihen sich hier die bekannten Hotels entlang des sogenannten Strip auf.

Las Vegas wirkt relativ leer. Wir sehen die neuen Hotels Wynn und Encore, denen das bekannte Desert Inn weichen musste und genau gegenüber eine riesige Baustelle.

Relativ eindrucksvoll ist das Venetian Resort Hotel, in dem venezianische Sehenswürdigkeiten nachgebildet sind, einschließlich des Canal Grande, in dem Gondeln fahren.

Hier lassen wir uns etwas Zeit und schlendern über Rialtobrücke und Markusplatz.

Richtige »Las Vegas-Stimmung« kommt diesmal bei uns nicht auf und so verabschieden wir uns bereits am nächsten Tag in die entlegenen Wüstenregionen des Death Valley, wo wir ein paar Tage bleiben werden.

Mit fabelhaftem Wetter und in grandioser Landschaft fühlen wir uns im »Tal des Todes« absolut lebendig.

Bei einem unserer Ausflüge zu den Sanddünen bei Stovepipe Wells Village stoppen wir an einer Parkbucht, um Landschaftsaufnahmen zu machen.

Zwei PKWs rasen heran und halten unmittelbar vor uns, obwohl wir schon ziemlich vorne in der ansonsten leeren Parkbucht stehen.

Drei Personen springen aus den Fahrzeugen: Ein Ranger in Uniform, ein Mann und eine Frau.

Der Ranger ist von unserem Fahrzeug absolut begeistert und stellt sich zwischen seinen vielen Fragen als Chef vom Death Valley NP vor.

Während wir ihm alles erklären, haben die beiden anderen ihre Ausrüstung aufgebaut und fotografieren und filmen.

Der Fotograf bewegt sich ständig um uns herum, fotografiert unser Gespräch aus allen möglichen und unmöglichen Perspektiven. Man kommt sich vor wie ein Star! Die Frau fotografiert und filmt die Personen und hauptsächlich unser Fahrzeug – auch von unten! Genau: Getriebe, Kardanwelle usw.

Beim Tauschen der Visitenkarten wird dann klar, was hier geht! Brian ist Fotojournalist der Los Angeles Times und J.T. – der Parkchef – ist der Star!

Als einziger Nationalpark-Chef hat er sich öffentlich gegen Bestrebungen der Bush-Administration aufgelehnt, die Mission des National Park Service zu ändern.

Schneemobile und ATVs sollten in den National Parks erlaubt werden. Das wäre das Ende des Naturschutzes!

Ein Artikel in der VANITYFAIR klärt uns über die Zusammenhänge auf.

Wir fahren weiter nach Süden zum Joshua Tree NP. Im Park wachsen nicht nur die Joshua Trees (Yucca Palmlilie), sondern es gehen hier auch zwei unterschiedliche Wüstentypen ineinander über.

In den Höhenlagen des Nordwestens befindet sich die feuchtere Mojave-Wüste mit den Joshua Trees und im Südosten die Colorado-Wüste, in der Kakteen wachsen.

Von hier geht es zum Salton Sea nördlich von Niland, wo wir uns mit Maria und Otto treffen wollen, die wir in Lillooet (Kanada) kennengelernt haben.

Der Salton Sea ist 1905 durch einen Dammbruch des Colorado River entstanden, der die Senke des Imperial Valley gefüllt hat. Der salzhaltige Salton Sea liegt mehr als 60 m unterhalb des Meeresspiegels und ist abflusslos.

Hier vergehen die Tage viel zu schnell und wir vier haben uns viel zu erzählen und Wissenswertes auszutauschen.

Schließlich fahren wir zum Einkaufen nach La Quinta, welches ca. 70 km nördlich bei Palm Desert liegt.

Obwohl es erst seit gestern etwas regnet, ist der Highway 111 an mehreren Stellen leicht überflutet.

In der Stadt stehen ganze Strassen unter Wasser und manche sind sogar gesperrt. Bei La Quinta bleiben wir ein paar Tage am Lake Cahuilla, bis wir unsere Einkaufsliste abgearbeitet haben.

Bis zu unserer Einreise nach Mexiko wollen wir wieder zum Salton Sea und von dort dann direkt zur Grenze nach Mexicali.

Bei einem Ausflug nach Niland besuchen wir den Salvation Mountain, der hier vom liebenswerten Künstler Leonard Knight seit fast 25 Jahren gebaut wird.

Angeblich wurden bis jetzt geschätzte 380.000 Liter Farbe verstrichen! Daraus entstand ein buntes Kunstwerk mitten in der kargen Wüste!

Auch diesmal vergeht die Zeit viel zu schnell und wir müssen unsere Vorbereitungen für die Weiterreise endlich abschließen.

Zum Schluss bekommt Gecko noch einen Alemania Schriftzug an die Front, damit man uns gleich als Deutsche unter den Gringos erkennt.

Glücklicherweise hatte Otto noch einen übrig und uns diesen geschenkt. Das spart uns die Suche nach einer entsprechenden Firma.

Noch einmal herzlichen Dank!

Wir verabschieden uns und machen uns auf den Weg zur Grenze!

Bye-bye USA! Hola Mexico!

Bilder

„Schmutziges Wasser wird wieder klar,
wenn man es stehen läßt.“
(Laotse, 6. oder 4.-3. Jh. v. Chr.)
Salt Lake City, Arches NP, Monument Valley, Bryce Canyon

Salt Lake City ist nicht nur die Hauptstadt des Staates Utah, sondern auch Hauptsitz der Kirche »Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage«, deren Anhänger umgangssprachlich auch Mormonen genannt werden.

Indem ihr Anführer Brigham Young die Worte »This is the place!« sprach, gründete er quasi die Stadt und legte so die Grundlage für den Staat Utah, der erst später entstanden ist.

Das ausgedehnte Stadtgebiet liegt im Salt Lake Valley und ist von zwei Gebirgsketten umgeben, in denen alle Arten von Wintersport betrieben werden. Deshalb war Salt Lake City 2002 Austragungsort der olympischen Winterspiele.

In Salt Lake City (SLC) werden wir uns etwas länger aufhalten, da die Wasserpumpe undicht ist, die neue Pumpe per Kurierdienst aus Deutschland kommt und wir diese in SLC gleich einbauen lassen.

Dank der perfekten Organisation der Firma TeMaCo treffen die bestellten Ersatzteile auch innerhalb weniger Tage per Fedex ein.

Mit Mietwagen und neuer Wasserpumpe düsen wir zu der von MAN genannten Werkstatt »Lake City International Trucks«.

Die trauen sich die Reparatur eines europäischen LKW jedoch nicht zu und geben uns einen Zettel mit der Adresse von Freightliner, die zum Daimler-Konzern gehören.

An der angegebenen Adresse stehen aber nur Wohnhäuser. Klasse!

Mangels greifbarer Alternativen entscheiden wir uns für Plan B!

Auf unserer Route gibt es einen KFZ-Meister, der viele Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Es sind zwar noch 400 km bis zu seiner Werkstatt, aber so weit wird die Wasserpumpe schon noch halten!

Wir rufen an, um einen Termin zu vereinbaren. Der KFZ-Meister baut jedoch gerade ein Haus und hat bis zum Frühjahr keine Zeit – keinen einzigen Tag! Wie bitte!? Wir sind hier doch im falschen Film!?

Mittels Internetrecherche finden wir, neben der korrekten Adresse von Freightliner, die Adresse einer kleinen Landrover-Werkstatt. Wer Landrover repariert, baut auch eine Wasserpumpe in einen MAN ein!

Mit dem Mietwagen fahren wir zur Landrover-Werkstatt, da uns ein persönlicher Kontakt zielführender als ein »anonymer« Anruf erscheint.

Bill macht nur wenige Reparaturen, da er hauptsächlich Landrover Ersatzteile verkauft. Er würde uns die Wasserpumpe auch gerne einbauen, aber sein Hallentor ist 40 cm zu niedrig!

Hilfsbereit ruft er seinen Bekannten Clark an, der die Reparatur telefonisch zusagt!

Wir fahren direkt zu dessen Werkstatt, um einen Termin zu vereinbaren und die Details zu klären. Hier werden von 3-4 Mechanikern Landrover, Porsche, BMW, Audi und alle US-Fabrikate repariert.

Auch an Unimogs wurde schon gearbeitet und so hat man keinerlei Berührungsängste mit einem deutschen LKW!

Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich um 7:30 Uhr in der Halle.

Wir lassen die Wasserpumpe tauschen und den Haltearm der Hydraulikpumpe zum Kippen des Fahrerhauses schweißen/verstärken.

Der Mechaniker Ryan, der früher in einer LKW-Werkstatt gearbeitet hat, arbeitet absolut sorgfältig, umsichtig und gewissenhaft.

Deshalb machen wir hier auch gleich den großen Service und lassen noch vorsorglich den Radialwellendichtring am Kardanflansch der Vorderachse ersetzen, da dieser zeitweise etwas undicht war.

Alles zusammen kostet weniger als in Deutschland nur der große Service gekostet hätte. Die Adresse ist bei unseren Werkstatt-Adressen zu finden!

Natürlich sind wir auch in SLC unterwegs, sehen uns die Stadt an, machen Besorgungen und besichtigen den Temple Square (Tempelplatz).

Hier bekommen wir eine kostenlose Führung, die von zwei jungen, netten »Schwestern«, einer Schweizerin und einer Engländerin, durchgeführt wird.

Während der durchaus interessanten Führung entdecken wir sehr deutliche Elemente einer Marketingveranstaltung, deren Werbeeinblendungen uns aber nicht sonderlich stören.

Den Tempel selbst darf man nicht betreten, aber die beeindruckende Vorführung der Akustik des Tabernakels ist schon die Führung wert.

Abschließend dürfen wir eine Beurteilungskarte ausfüllen, die auch ein Adressfeld besitzt.

Wir lassen es leer, da wir nicht zu Hause sind, um den vermutlich erscheinenden Besuch gebührend zu empfangen.

Nun geht es weiter zum Arches Nationalpark, dem Park mit den imposanten Steinbögen.

Bei unserem ersten Besuch im Jahr 1996 hatten wir nur ein paar Stunden, um die mit dem PKW schnell erreichbaren Aussichtspunkte zu erkunden.

Jetzt nehmen wir uns gut zwei Tage und übernachten auf dem sehr schönen Campground im Park, der um diese Jahreszeit schon relativ leer ist.

Das Übernachten im Park hat etwas Besonderes, da wir Sonnenaufgang und Sonnenuntergang in dieser herrlichen Umgebung hautnah miterleben.

Und die klaren, kalten Nächte eröffnen den Blick auf einen unbeschreiblich weiten Sternenhimmel.

Auf einer unserer Wanderungen passieren wir auch den Wall-Arch, der erst vor wenigen Wochen eingestürzt ist.

Glücklicherweise geschah dies nachts, denn der Wanderweg ging direkt darunter durch!

Wir besuchen den Dead Horse Point State Park, in dem wir auf dem ebenfalls sehr ruhigen Campground übernachten.

In State Parks wird der Eintrittspreis meist auf die Campground-Gebühren angerechnet, so dass man für ein paar Dollar mehr auf den schönsten Plätzen inmitten einer traumhaften Natur stehen kann.

Hier sogar mit Stromanschluss, Grill und überdachter Sitzgelegenheit mit abschließbarem Schrank!

In unmittelbarer Nachbarschaft liegt der Canyonlands National Park, in dem wir zwei kurze Wanderungen unternehmen und uns ansonsten auf die Viewpoints (Aussichtspunkte) beschränken.

Wir wollen weiter zum Monument Valley, dem Inbegriff des Wilden Westens.

Unterwegs besuchen wir das Natural Bridges National Monument.

Hier gibt es einige natürliche Bridges (Brücken), die im Gegensatz zu den Arches (Bögen) relativ gerade sind und deren Durchbruch durch Flüsse und Bäche entstanden ist, die auf diese Weise ihren ursprünglichen Lauf abkürzten.

Wir fahren südlich zum Valley of the Gods, dem Tal der Götter.

Plötzlich wird die geteerte Landstraße zur Schotterstrecke, die sich kurz danach in teils engen Serpentinen steil nach unten ins tiefe Tal windet.

Auf den drei Meilen sind nur 5 MPH (8 km/h) erlaubt.

Von Marokko sind wir solche Strecken gewohnt und können so die schwindelerregende Aussicht in das tiefe Tal trotzdem genießen.

Im Tal zweigen wir in den 17 Meilen langen Schotterweg ab, der durch das Valley of the Gods führt.

Die roten Felsformationen im Tal der Götter sind schon eine kleine Einstimmung auf das Monument Valley.

Danach machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Gooseneck State Park und sind vom Blick auf den mäandrierenden San Juan River absolut begeistert.

Vorbei am Mexican Hat geht es nun direkt zum Monument Valley, in das Gebiet der Navajo Indianer.

Eine freundliche Navajo kassiert das Eintrittsgeld und lässt uns passieren!

Andere Reisende mussten diskutieren, bevor sie mit dem LKW auf die »Dirt Road« gelassen wurden.

Glück gehabt!

Die Piste ist seit unserer letzten Fahrt durch das Monument Valley nicht besser geworden.

Am Anfang ist sie recht unangenehm, später auf Sand wird es besser.

Mit dem eigenen Reisemobil durch eine der großartigsten Kulissen der bekannten Western-Klassiker zu fahren, das hat was!

So genießen wir jede Minute bei der Fahrt durch diese eindrucksvolle Landschaft!

Zum Sonnenuntergang sind wir am Beginn der Piste zurück und Blicken von hier oben hinunter auf die wunderschönen roten Tafelberge.

Am nächsten Tag geht es nach Page zum Lower Antelope Canyon, der zwischen Kohlekraftwerk und Stadt rechts an der Straße liegt.

Die Führung beginnt an einer unscheinbaren Holzhütte und erscheint mit USD 26 pro Person vergleichsweise teuer.

Durch einen schmalen Spalt im Fels steigen wir hinab in die bizarre Welt dieses Canyons und sind erstaunt, wie die Natur immer wieder etwas derart Schönes und Einzigartiges zu Stande bringt.

Unser Führer hat seine Gitarre dabei, um auch die gute Akustik des engen Canyons zu demonstrieren.

Mit dem eher ruhigen Navajo entwickelt sich dann doch noch ein nettes Gespräch, als wir seine angespielten Stücke von Led Zeppelin und Eric Clapton erkennen und selbst einen Musikwunsch äußern, den er bedienen kann.

Die Besichtigung dieses Naturwunders war uns jeden Cent wert!

Rund 30 Meilen nach Page in Richtung Kanab zweigt rechts die Cottonwood Canyon Road ab, die direkt zum Kodachrome Basin führt, welches südöstlich neben dem Bryce Canyon liegt.

Die Cottonwood Road ist eine etwa 60 km lange, landschaftlich sehr attraktive Piste, die aber nur bei Trockenheit und mit Allradantrieb befahren werden soll.

Den Highway kürzt man erheblich ab, Fahrzeit dürfte man jedoch kaum sparen.

Der Straßenzustand kann in einem Visitor Center ein paar Meilen vorher auf der linken Seite der #89 erfragt werden.

Während der fast dreistündigen Fahrt treffen wir nur ein Fahrzeug.

Wir halten an, um den silberfarbenen Jeep vorbeizulassen.

Der stoppt neben uns, der Beifahrer öffnet die Seitenscheibe und meint: »Hallo! Tolle Strecke! Wo wollt ihr hin?«

Es ist kaum zu glauben! Im tiefsten Utah, wo sich kaum Einheimische hinverirren, trifft man deutsche Urlauber!

Im Bryce Canyon übernachten wir auf dem im Park gelegenen Campingplatz.

Von hier sind wir in ein paar Minuten zu Fuß direkt am Rand des Canyons, ohne das Fahrzeug bewegen zu müssen.

Wir wollen im Licht von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang fotografieren und eine Wanderung hinunter in den Canyon unternehmen.

Es dämmert gerade, als wir nach dem Frühstück um 7:15 Uhr losgehen.

Die Temperatur entspricht in etwa der Uhrzeit, allerdings unter dem Gefrierpunkt!

Es gibt aber noch mehr Verrückte, die schon um diese Zeit aus dem warmen Wohnmobil steigen oder tief gefrorenen aus dem Zelt kriechen.

Einige Zeltbewohner wärmen sich schon am Lagerfeuer.

Am Rand des Canyons herrscht bereits reger Betrieb. Nahezu jeder hat Kamera und Stativ dabei.

Wir sehen auch Paare, die mit zwei Stativen und zwei Kameras unterwegs sind, was beinahe etwas übertrieben wirkt.

Für einen kurzen Moment ist man fast geneigt, die Fotografierenden zu fotografieren.

Sobald das sanfte Licht der aufgehenden Morgensonne die grazilen Steinformationen erleuchten lässt, sind der frühe Wecker und die eisige Kälte auf 2.400 m fast vergessen.

Hier treffen wir auch Siegrid und Gerhard wieder, die wir zuletzt im Norden Kanadas gesehen haben und die uns anschließend an unserem Platz besuchen.

Tags darauf machen wir bei herrlichem Wetter eine sehr schöne Wanderung durch den beeindruckenden Bryce Canyon mit seinen roten und weißen Felsformationen.

Von einem Amerikaner erfahren wir, dass in zwei Tagen das Wetter umschlagen wird und ein Sturm reichlich Schnee bringen soll.

Da verabschieden wir uns lieber in tiefere und schneefreie Regionen – in die Wüste nach Nevada!

Im Valley of Fire machen wir noch einen Zwischenstopp und wollen anschließend in das Spielerparadies Las Vegas.

Bilder

„Es ist das Vorrecht des Schönen,
daß es nicht nützlich zu sein braucht.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832)
Whistler, Vancouver Island, Victoria, Yellowstone NP

Die landschaftlich sehr attraktive »Duffey Lake Road«, wie die #99 ab Lillooet genannt wird, führt uns an den bildschön gelegenen Seen »Seton Lake« und »Duffey Lake« über Pemberton nach Whistler.

Kanadas bekanntes Wintersportgebiet um Whistler ist 2010 Austragungsort der Olympischen Spiele.

Die herausgeputzte und aufgeräumte Innenstadt lässt sich gut mit Oberstdorf vergleichen.

Von Whistler bis Vancouver wird die #99 »Sea to Sky Highway« genannt und für die Olympischen Spiele massiv ausgebaut, was endlose Baustellen mit sich bringt.

Etwas nördlich von Vancouver liegt der Ort Horseshoe Bay, von dem wir die Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island nehmen.

Von Nanaimo folgen wir dem TCH (Trans Canada Highway), den wir ja schon fast vermisst haben, bis in den Süden nach Victoria, der Hauptstadt von British Columbia.

Wir übernachten auf dem relativ teueren West Bay Marina Campground, aber der Preis lohnt sich! Unser Stellplatz ist direkt am Wasser auf der Landzunge an der großen Hafeneinfahrt gegenüber der Innenstadt von Victoria.

Im Hafen herrscht den ganzen Tag ein reges Treiben. Eine Fähre kommt herein, ein Wasserflugzeug steht zum Start bereit, ein anderes landet gerade und dazwischen Ausflugsboote und die kleinen Wassertaxis, die mehrmals am Tag direkt an uns vorbeituckern.

Die dröhnenden Motoren der vor uns startenden und über uns hinweg landenden Wasserflugzeuge stören uns nicht. Im Gegenteil! Die Starts und Landungen sind immer wieder spannend anzusehen.

Sobald es dunkel ist kehrt absolute Ruhe ein und die Lichter der Stadt lassen uns auf ein einzigartiges Panorama blicken!

Die unterschwellige Botschaft der lautstarken Motoren verfehlt ihr Ziel nicht. Bärbel möchte einen Rundflug mit dem Wasserflugzeug machen!

Davon erzählt sie im folgenden Abschnitt selbst:

Schon das Boarding ist eine neue Erfahrung. Über einen schwimmenden Holzsteg werden wir zum Flugzeug gebracht, wo sich unser Pilot Bryan vorstellt.

Mit Hilfe von Bryan klettern wir in den engen Innenraum der schaukelnden Maschine und es wird mir der Kopilotensitz zugeteilt.

Die beiden andern Fluggäste sitzen hinten.

Wir erhalten noch letzte Anweisungen und Erklärungen für den Notfall.

Nun sollen wir die Gurte schließen, die Headsets zur besseren Verständigung aufsetzen und unser Pilot wünscht uns einen angenehmen und guten Flug.

Der Motor der einmotorigen Beaver startet und wir verlassen den Anlegesteg als »Schiff« und schaukeln mit den Wellen langsam zwischen Wasserflugzeugen, Ausflugsbooten und Fährschiffen zur »Startbahn«.

Jetzt wird mir doch etwas mulmig, aber es bleibt keine Zeit zum Nachdenken. Die Maschine erhält Starterlaubnis und innerhalb weniger Sekunden erreichen wir Schnellbootgeschwindigkeit.

Wir brausen über die Wasseroberfläche, rechts und links peitscht die Gischt an die Fenster und die Nase hebt sich leicht nach oben.

Es ist laut, ruckelt, wackelt, riecht nach Treibstoff und schon heben wir ab. Wir steigen in einer steilen Linkskurve und erreichen nach kurzer Zeit unsere Flughöhe.

Aus der Vogelperspektive hat man einen unbeschreiblichen Ausblick auf die Küstenlinie von Vancouver Island, das Stadtgebiet von Viktoria, die Strasse von Juan-de-Fuca und die hohen, schneebedeckten Olympic Mountains im Nachbarstaat USA.

Weiter fliegen wir über kleine Inseln, den Buchart Garden und das Villenviertel von Viktoria.

Zurück geht es über grüne Wälder, blaue Seen und viel zu schnell erreichen wir wieder die Hafenbucht von Viktoria.

Die Maschine geht in den Sinkflug, überraschend flott berühren die Kufen die Wasseroberfläche und es erfolgt eine kaum merkbare Landung.

Erneut peitscht die Gischt an die Fenster, doch wir werden zunehmend langsamer und schwimmen vom Hafenbecken zu unserem Anlegeplatz.
Ein unvergessliches Erlebnis!

*****

Wir gehen einkaufen, bummeln durch die Stadt, besuchen das lehrreiche »Royal British Columbia Museum« und fahren auf dem Scenic Marine Drive der Küste entlang durch die besseren Wohngegenden.

Dabei stoppen wir auch am »Mile 0« Schild im Beacon Hill Park, dem offiziellen Beginn des Trans Canada Highway, dem wir seit Halifax schon oft gefolgt sind. Das Schild bereitet uns auch auf den bevorstehenden Abschied von Kanada vor.

Wir entscheiden uns direkt von Victoria mit der internationalen Fähre nach Port Angeles in die USA einzureisen. Durch diese Änderung fallen leider die Besichtigung von Vancouver und der Besuch von Bekannten im Okanagon Valley – die wir in Marokko kennengelernt haben – aus.

Natürlich wollen wir auch mehr von Vancouver Island sehen und fahren deshalb nach Norden zurück.

Die Attraktion von Duncan sind die in der Stadt aufgestellten 80 Totempfähle und für uns ein deutscher Bäcker. Hier wird uns erklärt, dass ab sechs Stück desselben Kuchens die Steuer entfällt, das sei Gesetz! Ah ja!?

Entweder ist die Verkäuferin besonders geschäftstüchtig oder es gibt tatsächlich Steuergesetze, die wir nicht verstehen müssen.

In Chemainus hat man viele Fassaden mit großflächigen Wandbildern bemalt, den sogenannten Murals.

Hier treffen wir einen aus Asien stammenden Musiker, der vor 30 Jahren einige Zeit in Hamburg im Hotel »Europäischer Hof« gearbeitet hat und seither in Kanada lebt.

In Duncan, also einen Ort vorher, haben wir schon einen Deutschen aus Schweinfurt getroffen, der auch schon viele Jahre in Kanada lebt und über unser deutsches Nummernschild sichtlich erstaunt war.

Bei Coombs besuchen wir den bekannten Bauernmarkt mit einer Ziegenweide auf dem Dach und fahren weiter bis Port Alberni.

Wir wollen uns in der Nähe den Regenwald anschauen und gehen auf ausgewiesenen Trails durch diese mystisch wirkende Welt.

Auf dem Rückweg nach Victoria bringen uns kurze Wanderungen zu den Wasserfällen im Qualicum Falls PP und im Englishman River Falls PP.

Zum Abschluss besichtigen wir im Westen Victorias noch die Festung »Fort Rodd Hill«, welche bis in die 50er Jahre militärisch genutzt wurde.

Gleich daneben befindet sich der Leuchtturm Fisgard Lighthouse, der seit 1860 in Betrieb ist.

An der Einfahrt zum Fähranleger der M.V. COHO wird die bei der Online-Buchung angegebene Fahrzeuglänge überprüft. Wir zahlen die Passage und dürfen uns in der rechten Fahrzeugschlange anstellen.

Es ist 8:15 Uhr, der US-Zoll kommt ab 9:00 zum Fahrzeug und die Fähre legt um 10:30 Uhr ab. Die Besonderheit ist, dass der US-Zoll auf kanadischem Boden abfertigt.

Der US-Beamte stellt die üblichen Fragen in der Kurzversion und wirft von der untersten Treppenstufe einen flüchtigen Blick in den Aufbau.

Im Büro füllen wir das bekannte grüne Einreiseformular aus, lassen erneut die Fingerabdrücke der Zeigefinger scannen und uns mit der Webcam fotografieren. Obwohl wir diese Prozedur schon einmal hinter uns gebracht haben, ist sie ein zweites Mal erforderlich.

Die Beamtin scherzt, es ist lustig und locker und wir bekommen ohne eine weitere Frage wieder die vollen 90 Tage Aufenthaltserlaubnis. Weitere Info unter Grenzübergänge.

In der »Juan-de-Fuca-Straße« wird die Fähre auf beiden Seiten von einem bewaffneten Schnellboot der US-Küstenwache eskortiert.

Dann taucht kurzzeitig noch ein Hubschrauber der Küstenwache auf. Es ist wie im Film! An der Hafeneinfahrt von Port Angeles drehen die Schnellboote dann ab.

Uns wird ganz mulmig! Ob wir die letzten Meter bis zum Anleger so ganz ohne bewaffneten Begleitschutz noch schaffen!? Glücklicherweise passiert aber nichts und wir können die gefährdete Fähre unbeschadet verlassen.

An der Ausfahrt aus dem Hafengelände findet noch eine kurze Passkontrolle statt. Wir sind in den USA!

Wir besuchen den »Olympic National Park« mit dem über 2400 m hohen Mount Olympus, dem höchsten Gipfel der Olympic Mountains.

Eine kurze Wanderung führt uns zu dem 1913 fertig gestellten »Elwha Dam«, der noch immer der Stromgewinnung dient.

Die Wettervorhersage für den etwa 1.500 km entfernten Yellowstone National Park prognostiziert ab Mitte nächster Woche eine stabile Schönwetterperiode. Darauf haben wir gewartet!

Wir folgen deshalb nicht der Pazifikküste nach Süden durch Oregon/Kalifornien, sondern fahren ins Landesinnere durch Idaho, Montana nach Osten zum Yellowstone NP. Von Wyoming soll es dann über Idaho nach Süden Richtung Salt Lake City in Utah gehen.

Um die »Olympic Peninsula« (Olympic-Halbinsel) nach Osten zu verlassen, nehmen wir von Kingston nach Edmonds die Fähre durch den Puget Sound.

Dann geht es geradewegs durch Seattle auf die I90 , der wir die nächsten 1.100 km über Spokane und Missoula bis nach Bozeman folgen.

In der Nacht hat es leicht geschneit und wir fahren die rund 150 km von Bozeman zum Parkeingang West Yellowstone durch eine wunderschöne »pudergezuckerte« Landschaft.

Der Yellowstone NP wurde 1872 unter Naturschutz gestellt und ist somit der älteste National Park in den USA.

Er ist in den Rocky Mountains gelegen und man bewegt sich durchschnittlich auf einer Höhe von 2000-2500 m. Jetzt im Oktober wird es mit –10°C nachts schon knackig kalt.

Der Park liegt zu großen Teilen in der Caldera des Yellowstone Vulkans, dem wohl bekanntesten Supervulkan unseres Planeten.

Aus diesem Grund gibt es im Park eine große Menge von heißen Quellen, Geysiren und Schlammtöpfen. Überall blubbert, brodelt, zischt und dampft es.

Es ist im wahrsten Sinne ein Tanz auf dem Vulkan, denn für die Geologen ist ein Ausbruch des Vulkans überfällig. Natürlich in geologischen Dimensionen gerechnet!

Wir sehen Bisons, Weißkopfadler, Schwarzwild und Kojoten aus nächster Nähe.

Die teils unwirkliche Landschaft, die tintenblauen Flüsse, die bunten Farben an den Geysiren/Quellen und die unterschiedlichsten Erscheinungsformen der vulkanischen Aktivität begeistern uns so, dass der Yellowstone NP in unserer persönlichen Hitliste schnell einen der vorderen Plätze einnimmt.

Wir lassen lieber Bilder sprechen und habe eine eigene Fotogalerie für den Yellowstone National Park angelegt

Weiter geht es zum Grand Teton NP, der sich am südlichen Ausgang des Yellowstone NP anschließt.

Durch den Park verläuft die zu den Rocky Mountains gehörende Teton Range, eine Bergekette, deren höchster Berg »Grand Teton« fast 4.200 m hoch ist.

Durch endlos weite Prärien machen wir einen Abstecher durch Idaho zum Craters of the Moon National Monument.

Dabei handelt es sich um eine vulkanische Landschaft mit breiten Lavaströmen, einigen Vulkankegeln und interessanten Höhlen.

Danach geht es Richtung Süden nach Utah zum Great Salt Lake, dem großen Salzsee.

Auf der größten Insel im Salzsee befindet sich der Antilope Island State Park, den wir über eine lange Dammstraße erreichen.

Bei herrlichem Wetter mit Temperaturen um die 20°C übernachten wir auf dem schön gelegenen und sehr ruhigen Campground mit Blick auf den See.

Es ist kaum Betrieb und das nächste Fahrzeug steht vielleicht 100 m von uns entfernt.

Abends werden wir mit traumhaften Sonnenuntergängen belohnt, morgens durch das Geheul eines Kojoten geweckt.

Beim Frühstück sind freilaufende Bisons keinen Steinwurf vom Fahrzeug entfernt.

Wir erreichen Salt Lake City, die Hauptstadt der Mormonen, wo sie sich nach beschwerlicher Reise einst niedergelassen haben, um diese Stadt zu gründen.

Bilder

„Das einzig Gefährliche am Fliegen ist die Erde.“
(Wilbur Wright, 1867-1912)
Yukon, Alaska, British Colombia

Im August 1896 entdecken George Washington Carmack, Tagish (Dawson) Charlie und Skookum Jim im Bachlauf des »Bonanza Creek« Gold und lösen damit am Klondike River den bisher größten Goldrausch der Geschichte aus.

Wegen der Abgelegenheit der Gegend gelangt die Kunde vom Goldfund erst im Juli 1897 mit Raddampfern nach Seattle und San Francisco.
Insgesamt machen sich 100.000 Glücksritter aus aller Welt auf den Weg nach Dawson City, um am vermeintlich schnellen Reichtum teilzuhaben.

Es gibt mehrere Routen, um nach Dawson City zu gelangen. Ein Großteil der Goldsucher nimmt den Raddampfer nach Haines, Skagway oder Dyea in Alaska. Danach geht es zu Fuß über Pässe und mit selbstgebauten Booten auf dem Yukon die ca. 600 Meilen bis Dawson City.

Jeder Mann muss einen Jahresvorrat Lebensmittel und Werkzeuge von insgesamt fast einer Tonne mit sich führen. Dies wird an der Grenze von der kanadischen Polizei kontrolliert, um die Goldsucher vor dem ansonsten sicheren Tod zu bewahren.

Mit historischen Gebäuden an ungeteerten Straßen besitzt Dawson City heute noch den Charme einer alten Goldgräberstadt.

Die Goldminen nennt man jetzt Touristen und die Goldgräber sind die Betreiber von RV Parks und Souvenir-Shops. Wen wundert es da, dass der stets gut gefüllte RV Park in Dawson Downtown auch noch »Gold Rush« genannt wird.

Aber Dawson City hat was! Trotz des Tourismus fühlen wir uns hier im Norden ausgesprochen wohl.

Wir folgen den Abraumhalden des legendären »Bonanza Creek« zum »Dredge No. 4«, dem mit über 90 m Länge größten aus Holz gebauten Eimerkettenschwimmbagger der Welt. Mit ihm wurde bis in die sechziger Jahre Gold gewaschen.

Nach der ausgesprochen interessanten Führung fahren wir zum »Discovery Claim«, wo George Carmack 1896 erstmals Gold gefunden hat.

Der Bonanza Creek Road entlang gelangen wir schließlich zu »Claim #6«, auf dem jedermann kostenfrei sein Glück beim Goldwaschen versuchen kann.

Bei herrlichem Wetter relaxen wir ein paar Tage auf dem Yukon River Campground direkt am Yukon gegenüber von Dawson.

Hier führt uns ein Spaziergang ein paar hundert Meter flussabwärts zum »Sternwheeler Graveyard«, wo mehrere alte Raddampfer am Flussufer verrotten, die früher stolz den Yukon befahren haben.

Direkt am Campground beginnt auch der faszinierende »Top-of-the-World Highway«, der seinem Namen alle Ehre macht und uns bis zur Grenze nach Alaska begleitet.

Die Streckenführung entlang der Kammlinie bietet atemberaubende Blicke über weit entfernte Bergketten und in tief ausgeschnittene Täler.

Auch hier liegt der »Indian Summer« wie ein leuchtender bunter Teppich über der gebirgigen Landschaft, und die Fahrt verwöhnt uns mit grandiosen Panoramen.

Schon von Weitem sehen wir die einsam an der Straße gelegenen Gebäude – das ist die Grenze!

Wir beglückwünschen den netten US-Grenzbeamten zu diesem herrlichen Arbeitsort und sind mächtig gespannt, was nun kommt.

Über die Einreise in die USA haben wir schon viel Negatives gelesen. Wir zeigen die Pässe und werden befragt, wohin wir möchten. Das Fahrzeug sollen wir gleich links am Gebäude parken!

Zuerst lässt sich der Grenzbeamte den Aufbau des deutschen Nummernschilds erklären, denn er hat eines im Büro hängen.

Wir folgen ins Gebäude und sehen im Gang eine Sammlung von Polizeiabzeichen und das besagte deutsche Nummernschild aus SÜW über dem Tresen.

Während wir im Büro das grüne Einreiseformular ausfüllen, machen sich die Grenzer über unser Fahrzeug her! Nein, keine Kontrolle! Es ist persönliches Interesse am hier seltenen Fahrzeugtyp und den großen Reifen! Die ganze US-Einreise läuft sehr freundlich, schnell und zuvorkommend ab! Weitere Info unter Grenzübergänge.

Also liebe Leser, bringt den netten Grenzern am »Top-of-the-World Highway« ein KFZ-Kennzeichen aus eurem Heimatort mit. Polizeiabzeichen werden auch gesammelt!

Ab der Grenze heißt der bisherige »Top-of-the-World Highway« jetzt »Boundary Spur Road«, der wir über den Ort Chicken zum »Taylor Highway« folgen.

Die Straßennamen ändern sich, aber die herrliche Landschaft und die großartigen Panoramen bleiben uns auch in Alaska erhalten!

An der Kreuzung »Tetlin Junction« treffen wir auf einen alten Bekannten – den Alaska Highway. Links geht’s nach »Canada«, rechts nach »Tok«.

Zwischen hier und dem Ort Tok ist der Alaska Highway die einzige Straßenverbindung nach Norden!

Durch Tok muss jeder, der mit dem Fahrzeug in den Norden nach Alaska möchte. Tok ist eine typische Versorgungsstadt mit Tankstellen, Supermarkt und Übernachtungsmöglichkeit.

Diese Art von Stadt findet man meist an Kreuzungen von Verkehrswegen.

Wir bleiben auf dem Alaska Highway bis Delta Junction, wo dieser an der Einmündung in den Richardson Highway offiziell nach 2.288 km endet.

Für amerikanische Kinder lebt der Weihnachtsmann am Nordpol.

Kurz vor Fairbanks erreichen wir die Stadt »North Pole«, in der die an den Weihnachtsmann am Nordpol adressierte Kinderpost landet.

Im Santa Claus House werden diese Kinderbriefe beantwortet und das ganze Jahr Weihnachtsartikel verkauft! 365 Tage Weihnachten im Jahr, das gibt es nur hier!

Bei einem Abstecher von North Pole nach Chena Hot Springs, besuchen wir das dortige Eismuseum.

Am Eingang gibt es dicke Jacken, die einem während der 30 Minuten langen Führung trotz -20°C angenehm warm halten.

Im sehenswerten Museum ist nahezu alles aus Eis, sogar das Glas, in dem uns ein Martini serviert wird.

In Fairbanks besichtigen wir die Alaska Pipeline und informieren uns über den Aufbau, die Funktion und die technischen Details zu dieser außergewöhnlichen Ingenieurleistung.

Die Alaska Pipeline beginnt im Norden Alaskas an der Prudhoe Bay und führt über knapp 1.300 km in den Süden zum eisfreien Hafen nach Valdez.

Von Fairbanks gelangen wir auf dem Parks Highway zum Denali National Park, einem der schönsten National Parks in Alaska.

Im Denali Park ist auch der höchste Berg Nordamerikas zu finden, der Mount McKinley (6195 m).

Wir fahren so weit in den Park, wie es ohne Einschränkungen mit dem eigenen Fahrzeug erlaubt ist und übernachten dort auf dem schönen Savage River Campground.

So können wir den Rückweg am Morgen bei anderen Lichtverhältnissen erleben, sehen jedoch kaum Tiere.

Auf die lange Bustour (6-8 Std.), bei der man mit etwas Glück mehr Tiere sehen könnte, verzichten wir und fahren weiter Richtung Anchorage, denn wir wollen nach Seward.

Der Seward Highway folgt dabei dem Turnagain Arm, der den mit 11 m zweithöchsten Tidenhub in Nordamerika aufweist.

Als wir bei Ebbe entlangfahren, ist in dem breiten Fjord kaum Wasser zu sehen.

Mit schneebedeckten Bergen, Gletschern und Fjorden entspricht die Landschaft etwa dem Bild, das man üblicherweise mit Alaska verbindet.

Unterwegs machen wir einen kurzen Abstecher zum Gletschersee »Portage Lake« bei Whittier, wo jetzt im Spätsommer noch Eisschollen im Wasser treiben.

Es regnet und es ist kalt, so dass wir erst bei der Rückfahrt zur Gletscherzunge wandern wollen.

Auf schöner Strecke geht es weiter nach Seward, welches durch seine schöne Lage im Sommer viele Touristen anlockt.

Hier legen auch die Passagierschiffe ab, die in den Prince William Sound fahren. Wir bleiben nur eine Nacht, da es wieder regnet und es nicht besser werden soll.

Auch die aufgeschobene Wanderung zur Gletscherzunge fällt ins Wasser.

Auf dem Weg nach Valdez besuchen wir nördlich von Palmer eine Moschusochsen-Farm.

Die Farm hat sich zum Ziel gesetzt, diese wilden Tiere zu domestizieren, wobei dieser Prozess ca. 250 Jahre benötigen wird!

Aus der Unterwolle der Tiere fertigen Inuits in traditioneller Weise besonders weiche und wärmende Schals, Handschuhe und Mützen.

Valdez liegt, von schneebedeckten Bergen und Gletschern grandios umrahmt, an einem ganzjährig eisfreien Hafen.

Früher Ausgangspunkt für Goldsucher, heute Endpunkt der Alaska-Pipeline und 1989 durch das Tankerunglück der »Exxon Valdez« zu weltweiter »Berühmtheit« gelangt.

Im Jahre 1964 erlebte Valdez seine erste Katastrophe, als es von einem Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami vollständig zerstört und ein paar Kilometer weiter neu aufgebaut wurde.

Beide Unglücke fanden am jeweiligen Karfreitag statt.

In Valdez beobachten wir Lachse, Robben auf Lachsfang und Möwen, die von den Robben einen Teil der Beute ergattern wollen.

Auch ein Schwarzbär ist gekommen, der sich aber durch uns beim Fischen gestört fühlt und nach ein paar Minuten ohne Mahlzeit wieder im Wald verschwindet.

Auf dem Weg in den Wald schnappt er sich noch schnell ein paar Beeren von einem Strauch.

Wenn schon kein Hauptgang, dann wenigstens ein Dessert!

Sehr interessant ist der Besuch des Valdez Museums, wo wir mehr Details über das Erdbeben, die Ölkatastrophe, den Bau der Alaska Pipeline und die Strapazen der Goldsucher erfahren.

Am Flughafen vorbei gelangen wir zu einem abgelegenen Gletschersee, in dem wir wieder große Eisschollen sehen.

Auch das alte Valdez wollen wir besichtigen und folgen der entsprechenden Beschilderung.

Hier beobachten wir eine Schwarzbärin mit zwei Jungen, die mit ihrem Nachwuchs zum nahegelegenen Bach will.

Da das Wetter unbeständig ist und die Vorhersage keine Besserung verspricht, machen wir Strecke und reisen über Tok und Beaver Creek wieder nach Kanada ein.

Die kanadische Grenze passieren wir problemlos.

Wir wollen nach Haines (Alaska) und von dort mit der Fähre durch die Fjorde nach Skagway (Alaska), um dann über den White Pass – wie die Goldsucher – wieder nach Kanada einzureisen.

Wer sich Alaska auf der Karte genauer ansieht, stellt fest, dass es nicht nur aus der Ecke ganz oben links besteht, sondern auch in einem schmalen Streifen der Küste entlang nach Süden verläuft, also zwischen Pazifik und Kanada.

Da es jedoch nur eine Straßenverbindung gibt, müssen wir auf dem Landweg von Alaska nach Alaska durch Kanada. Wir schaffen an einem Tag 760 km und zwei Staatsgrenzen, kommen aber erst bei Dämmerung in Haines an.

Schade, denn Haines ist für seine vielen Bären bekannt, die hier am Fluss Lachse fangen.

Trotz fortschreitender Dunkelheit sehen wir eine Bärin mit zwei Jungen Lachse fangen. Leider reicht das Licht nicht für Fotos.

Hier treffen wir auch unsere Bekannten Siegrid & Gerhard wieder, die ebenfalls auf dem Weg nach Südamerika sind und auch die Fähre nach Skagway nehmen.

Wir übernachten direkt am Fähranleger, da die Fähre, die nur alle 4 Tage geht, bereits um 7:15 ablegt, man 2 Stunden vorher da sein soll und wir noch keine Tickets haben.

Der Ticketschalter wird um 3:15 geöffnet. Wir aber »schlafen aus« und holen unsere Tickets erst um 4:50.

Beim Warten auf das Boarding sehen wir in der Morgendämmerung Weißkopf-Seeadler in den Bäumen über der Straße.

Die Fähre bahnt sich ihren Weg durch eine eindrucksvolle Fjordlandschaft und an Deck ist die eisige Kälte Alaskas zu spüren.

Nach etwa einer Stunde sind wir in Skagway und sparen uns so die weit über 500 km Landweg.

Skagway war Durchgangsstadt der Goldsucher, die mittels Raddampfer hier ankamen und über den White Pass weiter nach Dawson wollten.

Von der Nachbarstadt Dyea ging es über den kürzeren, aber steileren Chilkoot Pass Trail, bei dem aber keine Lasttiere zum Transport der 1000 kg schweren Vorräte eingesetzt werden konnten.

Auch wir fahren über den White Pass zur kanadischen Grenze.

Der kanadische Grenzbeamte bemüht sich sichtlich, immer neue, teils merkwürdige Fragen zu finden. Was wir alles so im Aufbau hätten? Er fragt nach Bärenspray und nach Fotokameras. Da wir die Kameras vorne griffbereit haben, sind sie plötzlich uninteressant.

Ob wir Geschenke für Kanadier dabei hätten? Ob wir Alkohol dabei haben (wir haben die erlaubte Menge)?

Dann fragt er, ob wir hinten aufmachen können. Ich öffne das Heckstaufach, was ihn aber kaum interessiert.

Die Einmalüberschuhe zum Betreten unseres »Wohnzimmers« zieht er bereitwillig an. Gerade als wir reingegangen sind, steht auch sein Kollege an der Tür. Der bekommt aber keine Einmalschuhe, so dass er nur von außen reinschauen darf.

Ich soll den Alkohol zeigen, aber er kontrolliert noch nicht einmal, ob im Flaschenfach noch weitere Flaschen sind.

Dafür begutachtet er Möbel, Bett und den Aufbau ausführlich. Er schaut auch in keinen Schrank oder in ein anderes Staufach.

Die wollten in den hier unüblichen Fahrzeugtyp einfach mal reinschauen! Die Grenzer gehen grinsend ums Fahrzeug und lassen uns passieren.

Von der Grenze fahren wir zum Alaska Highway, von dem wir kurz vor Watson Lake wieder auf den Cassiar Highway nach Süden abbiegen.

Wir wollen nach Stewart und von dort nach Hyder (Alaska), da man in Hyder oft Bären beobachten kann.

Diese landschaftlich attraktive Strecke führt uns durch Wälder, vorbei an Seen, direkt an mehrere Gletscher und zu vielen Wasserfällen in einem schmalen Canyon.

Auch hier sind die leuchtenden Farben des Indian Summer noch allgegenwärtig.

Da Hyder (Alaska) nur über Stewart (Kanada) erreicht werden kann, gibt es keinen US-Grenzposten. In Hyder sind an der Bärenbeobachtungsstelle keine Fische im »Fish Creek« und wir fragen uns, warum hier Leute mit schussbereiter Kamera stehen und auf Bären warten!?

Der darauf angesprochene Ranger meint humorvoll: Man braucht entweder viel Fisch oder viel Glück, um einen Bären zu sehen.

Genau! Deshalb kehren wir gleich wieder um und am kanadischen Grenzposten werden kurz die Pässe kontrolliert.

Heute übernachten wir auf einem hübschen Campground direkt am See.

Auf dem Yellowhead Highway fahren wir über Fraser Lake nach Prince George und dann über Williams Lake bis Clinton.

Unterwegs besuchen wir den »Fulton River Spawning Channel«, den größten von Menschenhand geschaffenen Laichkanal mit einer beeindruckenden Zahl von Tieren im Wasser.

Überall stehen Schilder, auf denen vor Bären gewarnt wird. Wen wundert es, bei so vielen Lachsen!

Ein Abstecher bringt uns in die alte Goldgräberstadt Barkerville, die während des Cariboo Goldrausches entstanden ist.

Die Gebäude dieser unbewohnten Stadt sind noch weitestgehend erhalten und werden für touristische Zwecke weiterhin gepflegt.

Kurz nach Clinton nehmen wir die schöne Landstraße Richtung Vancouver, die über Lillooet führt.

Hier gibt es einen deutschen Bäcker und einen idyllischen, kostenlosen Campground im Wald mit Wildbach (BC Hydro), auf dem wir 2-3 Tage stehen bleiben möchten.

An unserem »letzten Tag« rollen Maria & Otto und Nicole & Claus auf den Campingplatz, stellen sich in unsere Nähe und wir verstehen uns auf Anhieb gut.

Es gibt viel zu erzählen und am Lagerfeuer sind die Tage und Abende äußerst kurzweilig.

So stehen wir ein paar Nächte länger als geplant und der Abschied fällt so gar nicht leicht.

An der Landstraße biegen wir nach links Richtung Vancouver ab.

Mit noch kaltem Motor fahren wir langsam die Steigung hinauf und sehen Nicole & Claus im Rückspiegel nach rechts abbiegen!

Gute Weiterreise!

Nachblick: Nicole und Claus haben uns ihren »Nachblick« geschickt. Vielen Dank für das hübsche Foto! (letztes Bild in der Bildergalerie)

Bilder

„Die Gold suchen, graben viel Erde und finden wenig.“
(Heraklit von Ephesus, ca. 540-480 v. Chr.)