Pura Vida in Costa Rica

Costa Rica, auch die Schweiz Zentralamerikas genannt, ist aufgrund seiner enormen Artenvielfalt (Pflanzen und Tiere) definitiv ein Reiseziel für Naturliebhaber. Durch das tropische Klima ist Costa Rica ausgesprochen grün und verfügt über Primär- und Sekundärwald.

Pflanzen, die man in Deutschland als kleine Zimmerpflanzen kennt, wachsen dort mehrere Meter hoch.

Die vulkanischen Bergketten, überwiegend Stratovulkane, sind Teil des Pazifischen Feuerrings.

Costa Rica setzt auf den Naturschutz und versucht Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu korrigieren.

Architektonisch zeigt sich Costa Rica eher bescheiden und hat nur vereinzelt interessante Gebäude zu bieten.

Insgesamt macht Costa Rica einen recht aufgeräumten und sicheren Eindruck. Das Preisniveau kann durchaus mit Deutschland verglichen werden, was jedoch nicht für die Einkommen gilt.

Durch die reichhaltige Natur können sich Ticas & Ticos, wie die Einwohner Costa Ricas genannt werden, zumindest in ländlichen Regionen teilweise selbst versorgen. In Städten tragen in der Regel Frau und Mann zum Lebensunterhalt der Familie bei.

Die Eintrittsgelder scheinen oft überteuert, manchmal sind sie es definitiv und genau dann liest man die relevanten Bewertungen (La Paz Waterfall Gardens) erst hinterher.

Viele Dinge wiederholen sich (Wasserfälle, Tiere, Pflanzen etc.) und so muss man glücklicherweise nicht jedes überzogene Angebot annehmen. Oft werden die Preise in Costa-Rica-Colón und in US-Dollar ausgezeichnet und auch beide Währungen akzeptiert.

Zur Tierbeobachtung (z.B. Monteverde, Gerardo de Dota) sollte man sich unbedingt mit einem Guide verabreden.

Die Guides haben normalerweise ein Spektiv (Teleskop, Spotting Scope) mit Stativ dabei und kennen die Plätze, an denen sich die Tiere aufhalten.

Falls vorhanden, sollte man sein Smartphone mitnehmen. Die kleine Kamera des Smartphones ist zum Fotografieren durch das Spektiv besser geeignet, als die größeren Objektive von Kompaktkameras. Für DSLRs ist ein eigenes Stativ obligatorisch!

In Monteverde können wir Victorino (victorinomonteverde@gmail.com) als Guide sehr empfehlen. Für 20 USD pro Person sind wir mit ihm ca. 4 Stunden unterwegs und sehen viele verschiedene Vögel (auch den Göttervogel Quetzal) und andere Tiere (Schlange, Faultier, Aguti).

Auf die besuchten Sehenswürdigkeiten und die gefahrene Route gehen wir in diesem Reisebericht über Costa Rica nicht detailliert ein.

In der nachfolgenden Fotogalerie lassen wir die Bilder und deren Bildunterschriften sprechen.

Die meisten Bilder dieses Reiseberichts sind mit der Kompaktkamera Lumix LX-7 entstanden. Für uns ist es ein Experiment den Reisebericht nur mit einer kompakten Kamera zu erstellen.

Costa Rica in Bildern

„In jedem Geschöpf der Natur lebt das Wunderbare.“
(Aristoteles, 384-322 v. Chr.)
Von Havanna bis Guantanamo und zurück (Kuba)

Kuba verbindet man gemeinhin mit eleganten Oldtimern, karibischen Traumstränden, lateinamerikanischen Rhythmen, gutem Rum und den weltweit besten Zigarren.

Verklärende TV-Dokus zeichnen das nostalgische Bild einer heilen Gesellschaft auf einer sozialistischen Insel inmitten einer Welt des überbordenden Kapitalismus. Die Verklärung wird so richtig greifbar, wenn Kubaner, die sich auf Touristen spezialisiert haben, nur dein Bestes wollen: Dein Geld!

So massiv und penetrant haben wir das in noch keinem anderen Land erlebt. Selbst die Drückerkolonnen für Time-Share-Appartements auf den Kanaren waren zurückhaltender.

Auch im sozialistischen Kuba scheint in manchen Berufsgruppen nur der schnöde Mammon zu zählen.

Obwohl wir uns bemühen die positiven Seiten Kubas zu sehen, verbinden wir mit Kuba schmutzige Hotels mit unübersehbarem Reparaturstau, endlose Fahrerei durch langweilige Landschaft und immer gleiche Ortschaften.

Auch den perfekten Karibikstrand können wir nicht wirklich finden.

Die vielen Oldtimer werden schnell alltäglich und übrig bleibt die Tristesse der jahrzehntelangen Mangelwirtschaft.

In Erinnerung bleibt auch der Kontrast zwischen Arm und Reich.

Neben den feudalen Strandhotels leben überwiegend schlanke Kubaner von der Hand in den Mund, während drinnen All-Inclusive-Touris mit überladenen Tellern und dicken Bäuchen zwischen ihrem Lieblingstisch und und dem gut sortierten Büffet pendeln. All you can eat!

Gut für Kubaner, die hier ihren Arbeitsplatz haben und somit Zugang zu Trinkgeld, das in CUC (Peso Cubano Convertible) gegeben wird, der deutlich wertigeren der beiden Währungen.

Damit können sie bei den wenigen Supermärkten einkaufen, die Importwaren im Angebot haben.

Wir sind in der Hauptsaison auf Kuba und haben wegen der kurzfristigen Buchung ein Rundreise-Paket mit vorgegebenen Hotels genommen. Mit dem Mietwagen wird so ein Großteil der ganzen Insel erkundet.

In dieser Form würden wir das nicht mehr machen. Auch würden wir nicht mehr beim selben Reiseveranstalter buchen.

Oftmals gibt es deutlich bessere Hotels in der direkten Nachbarschaft. Einige der hygienischen Enttäuschungen sind deshalb auch dem Hotel-Paket dieses Reiseveranstalters zuzuordnen, der sich als Kuba-Spezialist darstellt.

Die besseren Hotels in der Nachbarschaft verfügten über WiFi und Restaurants mit Speisekarte. Das WiFi auf Kuba ist kostenpflichtig (Reisepass wird verlangt), recht langsam und mehr oder weniger nur für E-Mail geeignet.

Die lange Fahrt von Havanna nach Santiago de Cuba lohnt nicht. Es ist eine endlose Fahrerei ohne landschaftliche Höhepunkte und durch immer gleiche Städte.

Besser wäre es, eine gute Woche mit dem Mietwagen in der Gegend um Havanna (Viñales-Tal etc.) zu verbringen, um dann nach Santiago de Cuba zu fliegen und von dort den Süden mit dem Mietwagen für eine weitere Woche zu erkunden.

Das beste Hotel unserer Kuba-Reise ist das Hotel Cubanacan Hostal del Rijo in Sancti Spiritus. Absolut sauber, große Zimmer, gute Küche, zuvorkommendes Personal!

Ein Lichtblick auf dem langen Weg von Havanna nach Santiago de Cuba.

Insgesamt sind die Kubaner ausgesprochen hilfsbereit. Fragen nach dem Weg zum Hotel oder einer Sehenswürdigkeit werden ausführlich und sehr präzise beantwortet.

Überraschend ist, dass praktisch jeder Fußgänger den Weg zum Hotel sehr genau beschreiben kann.

Nach dem Weg zum Hotel muss man manchmal fragen, da die Ausschilderung oftmals nicht vorhanden ist und ein GPS-Gerät nur mit Genehmigung eingeführt werden darf. Generell findet man sich auf Kuba als Selbstfahrer jedoch gut zurecht.

Kulturell interessierte Urlauber sollten überlegen, ob sie ihren Jahresurlaub nicht besser in einem anderen lateinamerikanischen Land verbringen.

Im mexikanischen Hochland kann man innerhalb weniger Tage deutlich mehr erleben. Günstiger ist Mexiko zudem.

Wer unbedingt Havanna sehen möchte, kann von Mexiko einen Abstecher machen oder von Mexiko über Havanna nach Deutschland fliegen.

Kuba in Bildern

„Warum geht der Kapitalismus viel eher unter als der Sozialismus? Weil der Sozialismus immer mindestens 100 Jahre hinterherhinkt.“
(unbekannt)
Guanajuato, San Miguel de Allende

Ignacio Allende, ein aus gutem Hause stammender Capitán der spanischen Armee, gehörte zusammen mit den anderen Unabhängigkeitsführern Miguel Hidalgo und Juan Aldama zur Verschwörergruppe von Querétaro.

Er wurde am 21.1.1769 in San Miguel el Grande geboren und am 26.06.1811 – am gleichen Tag wie Aldama und Jiménez – in Chihuahua von den Spaniern standrechtlich erschossen. Hidalgo wurde vier Tage später exekutiert.

Zur Abschreckung hat man die Köpfe von Hidalgo, Allende, Aldama und Jiménez für zehn Jahre (1811 bis 1821) an den vier Ecken der Außenfassade der Alhóndiga de Granaditas in Guanajuato zur Schau gestellt.

Die alte Silberstadt Guanajuato (120.000 Ew., 2.000 m ü.d.M.) entstand in einem engen Flusstal, welches die räumliche Ausdehnung der farbenfrohen Stadt nur entlang der steilen Berghänge gestattet.

Die verwinkelten Gassen der Innenstadt werden platzsparend durch unterirdische Straßen entlastet, die den Verkehr im ausgetrockneten Flussbett oder in alten Bergwerksstollen leiten.

An den Hängen der edelmetallhaltigen Berge führt die kurvenreiche Carretera Panorámica in bester Aussichtlage um die Innenstadt, der wir 17 km bis zum stadtnahen Trailer Park folgen.

Einige Stromleitungen sind zum Greifen nah, so dass wir mehrfach auf die Gegenfahrbahn ausweichen.

Unsere Radioantenne kann es trotzdem nicht lassen und vermittelt der einen oder anderen Stromleitung, dass es neben elektrischer Energie auch Bewegungsenergie gibt.

Zu guter Letzt versperrt uns, 80 m vor unserem Ziel, ein grüner Gartenschlauch, der vor der Windschutzscheibe quer über die kopfsteingepflasterte Fahrbahn hängt, die abschüssige Einbahnstraße.

Mehrere entgegenkomme PKW stauen sich geduldig am Trailer Park, bis der Gartenschlauch endlich hochgezogen wird und wir freundlich winkend in der engen Einfahrt unseres Übernachtungsplatzes verschwinden.

Keiner hupt, keiner regt sich auf! Das schätzen wir so an Mexiko!

Auf der Kopfsteinpflasterstraße geht es zu Fuß bergab in die lebendige Innenstadt.

Dort erkunden wir die bahnhofsähnlichen Hallen des Mercado Hidalgo, in denen allerlei Waren, wie Obst, Gemüse, Gewürze, Kleidung, Schmuck usw., angeboten werden.

Wir folgen der Av. Juárez am Plazuela de los Angeles vorbei zum berühmten Callejón del Beso (Kussgässchen).

Das Kussgässchen ist knapp 70 cm breit und ermöglicht Liebespaaren das nachbarschaftliche Küssen von Haus zu Haus.

Die gelb/rot gestrichene Basilica de Nuestra Señora de Guanajuato wirkt, verglichen mit der prunkvoll verzierten Kathedrale in Zacatecas, relativ schlicht.

Sie passt jedoch ganz gut zu den bunten Häusern dieser farbenfrohen Stadt.

Der edle, barocke Innenraum, in dem die Statue der Señora de Guanajuato präsentiert wird, entfaltet dafür eine unerwartet imposante Wirkung.

In wenigen Minuten schlendern wir von der Basilica zum Jardin de la Unión, der in der Fußgängerzone gegenüber des Teatro Juarez liegt.

Während wir das schöne Teatro fotografieren, entdeckt ein Clown, den man treffender als Situationskomiker beschreiben könnte, neue Opfer. Uns!

Wie ein Model post er ungefragt vor unserer Kamera und unterhält damit sein Publikum, das die breite Treppe zum Teatro als Tribüne nutzt.

Wir nehmen unsere Opferrolle an und unterstützen ihn beim spontanen Fotoshooting.

Mit dem Applaus des Publikums geleitet uns der Pantomime danach geschickt auf die Tribüne.

Weitere Passanten werden in die »sprachlose«, aber gestenreiche Show einbezogen und die Tribüne füllt sich stetig mit unschuldigen Opfern und freiwilligen Zuschauern.

Die Funicular (Standseilbahn) bringt uns zur Aussichtsplattform des Monumento al Pipila, dem Denkmal eines mexikanischen Volkshelden.

Als Hidalgo mit seinen Gefolgsleuten Guanajuato einnehmen wollte, verschanzten sich die spanischen Soldaten in der festungsartigen Alhóndiga.

Einzunehmen war die Alhóndiga nur, indem die massive Holztür in Brand gesteckt wurde.

Für dieses Himmelfahrtskommando meldete sich der einfache Minenarbeiter Juan José de los Reyes Martínez (1782-1863), genannt Pipila.

Um sich vor den tödlichen Kugeln der spanischen Musketen zu schützen, band er sich einen großen flachen Stein auf den Rücken.

Mit Teer, Fackel und Stein kroch er unter feindlichem Beschuss zur hölzernen Eingangstür, bestrich diese mit Teer und setzte so die schwere Holztür in Brand. Der Rest ist mexikanische Geschichte!

Die Alhóndiga de Granaditas ist ein gewaltiges Gebäude, das in seiner 200jährigen Geschichte schon Getreidespeicher, spanische Festung, Gefängnis und Museum war.

Wir besuchen das in der Alhóndiga untergebrachte historische Museo de la Alhóndiga de Granaditas, welches Gedenkstätte für die Unabhängigkeitskämpfer ist, prähispanische Funde ausstellt und Dokumente zur Stadtgeschichte zeigt.

An den Wänden der großzügigen Treppenaufgänge sind imposante Murals zu sehen.

Die koloniale Geschichte und die historische Bedeutung sind im wunderschönen Guanajuato überall zu spüren.

Inzwischen ist der kleine Trailer Park mit 6-7 Fahrzeugen fast überfüllt und wir lernen wieder nette Reisende mit außergewöhnlichen Lebensentwürfen kennen.

Pascal und seine Familie leben schon ein paar Jahre in Costa Rica und betreiben dort eine Firma.

Vorerst wollen Sie jedoch wieder in ihre Heimat nach Kanada zurück und sind deshalb im Westfalia-VW-Bus, der in Kanada recht beliebt ist, auf dem Heimweg.

Die andere junge, vierköpfige Familie ist auf dem Weg zum eigenen Grundstück auf der Baja, anschließend geht es nach Deutschland (sie stammt aus D) und dann wird durch Europa gereist. So lässt es sich leben!

Wir wollen weiter nach San Miguel de Allende.

Ein Abstecher führt uns vorher auf holprigem Kopfsteinpflaster zum geografischen Zentrum Mexikos – auf den 2.700 m hohen Berg Cerro El Cubilete.

Hier befindet sich die zweithöchste Christus-Statue der Welt – das Monumento a Cristo Rey mit 16 m Höhe.

Beim Durchfahren der Stichstraße beäugen uns die Bewohner der Dörfer etwas skeptisch. Unser freundliches Winken zaubert ein Lächeln auf ihre Gesichter und lässt sie fast überschwänglich zurückwinken.

Für die etwa 100 km von Guanajuato nach San Miguel de Allende brauchen wir rund zwei Stunden.

Während die Stadt Dolores Hidalgo (Schrei von Dolores) die Wiege der Unabhängigkeit genannt wird, gilt San Miguel de Allende als die Schmiede der Unabhängigkeit.

Die berühmtesten Söhne der Stadt sind allesamt Nationalhelden – Allende, Aldama und Pipila.

Die Stadt wurde 1542 von einem Franziskaner-Mönch als San Miguel el Grande gegründet und 1826 zu Ehren von Ignacio Allende in San Miguel de Allende umbenannt.

Die strategische Lage auf dem Silberweg, der von den Minen in Zacatecas und Guanajuato nach Mexiko Stadt führte, förderte einen raschen Aufschwung.

Heutzutage sorgt die renommierte Kunstakademie für bekannte Künstler und junge Studierende aus aller Welt, die sich in der Pueblo Mágico (Magischer Ort) zusammenfinden.

Seit 1926 steht die Innenstadt unter Denkmalschutz und die ummauerte Stadt wurde 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.

Viele junge Leute besuchen San Miguel wegen der international bekannten Sprachschulen und kunstinteressierte Langzeitbesucher, vorzugsweise aus Kanada und USA, belegen während der angenehmen Wintermonate die zahlreichen künstlerischen und handwerklichen Kurse.

Um sich der interessanten Lebensart und besonderen Atmosphäre dieser Stadt zu nähern, bedarf es etwas Zeit.

San Miguel verfügt über unzählige schöne Kirchen (Iglesia de San Francisco, Oratorio de San Felipe Neri, Iglesia de Nuestra Señora de la Salud, Iglesia de la Concepción), wobei das mit Abstand prominenteste Gotteshaus die aus rosarotem Stein erschaffene Parroquia de San Miguel im Stadtzentrum ist.

Wir »wohnen« auf dem erst drei Jahre alten, stadtnahen Weber RV Park, dessen etwa 12 Stellplätze im Winter hauptsächlich durch Stammgäste aus Kanada und USA belegt sind.

Der Gründer der Familie Weber, der deutsche Wurzeln hatte, kam 1963 aus USA nach San Miguel und erhielt bald eine Anstellung als Kunstlehrer am Instituto Allende. Das Gelände der Hacienda, auf der der RV Park angelegt ist, wurde 1968 erworben.

Zusammen mit der Mutter kümmern sich heute die Söhne Walter und Hans um die Appartements, den RV Park und die Tennisplätze. Ein richtiger Familienbetrieb!

Freundlich werden wir aufgenommen, viele anregende Gespräche ergeben sich mit den Besitzern und unseren Camping-Nachbarn.

Wir erhalten nützliche Informationen über die zahlreichen Angebote und Veranstaltungen der Stadt. Die Tage vergehen wie im Flug!

Der Besuch des großen Wochenmarkts (dienstags gegenüber Soriana) ist ein Erlebnis für sich.

Unter einem riesigen Sonnendach, das aus abgespannten Abdeckplanen zusammengestückelt ist, verkaufen die Händler allerlei Waren, ob gebraucht oder neu.

Wir haben manchmal den Eindruck, auf einem Flohmarkt zu sein.

Unsere »Mitbewohner« Anne & Jerry, die wir zufällig dort treffen, erzählen von der Polizei-Razzia am Vormittag, die bei mehreren Händlern stattgefunden hat und deren Stände wegen dem Handel mit Raubkopien (Filme, Musik) geschlossen wurden.

Im dem etwas »nobleren« Mercado de Artesanias interessieren wir uns für zwei handgeknüpfte Teppiche aus der weiter südlich gelegenen Stadt Oaxaca.

Wir handeln wie damals in den Suqs von Marrakesch, denn überhöhte Touristenpreise möchten wir auch hier in Mexiko nicht bezahlen.

Die Verkäuferin wird zum Schluss schon leicht reserviert, lässt sich schließlich aber auf den von uns genannten Preis ein.

Im Teppichgeschäft lernen wir ein nettes Paar aus USA kennen, das hier Urlaub macht und einen großen Teppich für sein Haus kauft.

Am nächsten Tag treffen wir die beiden im Jardín Botánico wieder.

Der Jardín Botánico ist auf einem weiterläufigen Gelände mit See und natürlichem Canyon angelegt und dient hauptsächlich dem Schutz von regionalen und lokalen Pflanzenarten.

Für den interessierten Besucher ist der Jardín Botánico täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet.

Hier kann man in die sehenswerte Welt von hunderten Kakteenarten und Sukkulenten eintauchen. Ein Streifzug, der sich lohnt!

Es ist Ostern und die christliche Prozession am Karfreitag ist nicht nur Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten, sondern des gesamten kirchlichen Jahres.

Mit Ausnahme der römischen Legionäre tragen alle erwachsenen Prozessionsteilnehmer schwarze Kleidung.

Die Männer schwarze Anzüge, weiße Handschuhe und violette Schärpen, die Frauen weiße Handschuhe und schwarze Schleier.

Verschiedene Heiligenfiguren und der Sarg mit dem Leichnam von Jesus Christus werden auf dem langen Prozessionsweg von Frauen und Männern getragen.

Kleine Mädchen in weißen Kleidern mit violetten Schärpen streuen Rosenblätter, die sie in Körben tragen.

Die römischen Centurionen wirken durch die beeindruckenden Rüstungen sehr authentisch.

Als wir nach drei Stunden wieder zu Hause sind, steht ein roter Truck mit deutschem Kennzeichen auf dem Platz.

Maria und Carsten, die mit ihrem Mercedes in Südamerika gestartet sind, bleiben ein paar Tage hier.

So haben wir genügend Zeit uns auszutauschen.

Wir geben Tipps für USA und Kanada weiter und freuen uns über viele Informationen von Mittel- und Südamerika.

Samstags gibt es ein Abschiedsfest, da drei Nachbarn in ein paar Tagen die Heimreise in den Norden antreten.

Beim Fest lernen wir Martin aus Deutschland kennen, der seit einigen Jahren in Kanada lebt, mit seiner Firma Martinus Studio Schmuck herstellt und im herrlichen British Columbia auch Kurse zur Schmuckherstellung gibt.

Wie es der Zufall will, belegt Bärbel beim Instituto Allende gerade einen Schmuckkurs und so gibt ihr Martin viele professionelle Tipps zur richtigen Verarbeitung.

Eines Nachmittags ist dann auch das »heilige« Bordwerkzeug nicht mehr sicher und unter der Regie von Martin wird unser Campingtisch zur Schmuckwerkstatt, mit Schraubstock, Schlüsselfeilen, Zangen, Säge und Schmirgelpapier.

Bilder vom Schmuck sind in der Fotogalerie Bärbels Schmuck zu sehen.

Bilder

„Ein Mann muß immer streben,
unabhängig in sich dazustehen.“
(Wilhelm von Humboldt, 1767-1835)
Salt Lake City, Arches NP, Monument Valley, Bryce Canyon

Salt Lake City ist nicht nur die Hauptstadt des Staates Utah, sondern auch Hauptsitz der Kirche »Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage«, deren Anhänger umgangssprachlich auch Mormonen genannt werden.

Indem ihr Anführer Brigham Young die Worte »This is the place!« sprach, gründete er quasi die Stadt und legte so die Grundlage für den Staat Utah, der erst später entstanden ist.

Das ausgedehnte Stadtgebiet liegt im Salt Lake Valley und ist von zwei Gebirgsketten umgeben, in denen alle Arten von Wintersport betrieben werden. Deshalb war Salt Lake City 2002 Austragungsort der olympischen Winterspiele.

In Salt Lake City (SLC) werden wir uns etwas länger aufhalten, da die Wasserpumpe undicht ist, die neue Pumpe per Kurierdienst aus Deutschland kommt und wir diese in SLC gleich einbauen lassen.

Dank der perfekten Organisation der Firma TeMaCo treffen die bestellten Ersatzteile auch innerhalb weniger Tage per Fedex ein.

Mit Mietwagen und neuer Wasserpumpe düsen wir zu der von MAN genannten Werkstatt »Lake City International Trucks«.

Die trauen sich die Reparatur eines europäischen LKW jedoch nicht zu und geben uns einen Zettel mit der Adresse von Freightliner, die zum Daimler-Konzern gehören.

An der angegebenen Adresse stehen aber nur Wohnhäuser. Klasse!

Mangels greifbarer Alternativen entscheiden wir uns für Plan B!

Auf unserer Route gibt es einen KFZ-Meister, der viele Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Es sind zwar noch 400 km bis zu seiner Werkstatt, aber so weit wird die Wasserpumpe schon noch halten!

Wir rufen an, um einen Termin zu vereinbaren. Der KFZ-Meister baut jedoch gerade ein Haus und hat bis zum Frühjahr keine Zeit – keinen einzigen Tag! Wie bitte!? Wir sind hier doch im falschen Film!?

Mittels Internetrecherche finden wir, neben der korrekten Adresse von Freightliner, die Adresse einer kleinen Landrover-Werkstatt. Wer Landrover repariert, baut auch eine Wasserpumpe in einen MAN ein!

Mit dem Mietwagen fahren wir zur Landrover-Werkstatt, da uns ein persönlicher Kontakt zielführender als ein »anonymer« Anruf erscheint.

Bill macht nur wenige Reparaturen, da er hauptsächlich Landrover Ersatzteile verkauft. Er würde uns die Wasserpumpe auch gerne einbauen, aber sein Hallentor ist 40 cm zu niedrig!

Hilfsbereit ruft er seinen Bekannten Clark an, der die Reparatur telefonisch zusagt!

Wir fahren direkt zu dessen Werkstatt, um einen Termin zu vereinbaren und die Details zu klären. Hier werden von 3-4 Mechanikern Landrover, Porsche, BMW, Audi und alle US-Fabrikate repariert.

Auch an Unimogs wurde schon gearbeitet und so hat man keinerlei Berührungsängste mit einem deutschen LKW!

Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich um 7:30 Uhr in der Halle.

Wir lassen die Wasserpumpe tauschen und den Haltearm der Hydraulikpumpe zum Kippen des Fahrerhauses schweißen/verstärken.

Der Mechaniker Ryan, der früher in einer LKW-Werkstatt gearbeitet hat, arbeitet absolut sorgfältig, umsichtig und gewissenhaft.

Deshalb machen wir hier auch gleich den großen Service und lassen noch vorsorglich den Radialwellendichtring am Kardanflansch der Vorderachse ersetzen, da dieser zeitweise etwas undicht war.

Alles zusammen kostet weniger als in Deutschland nur der große Service gekostet hätte. Die Adresse ist bei unseren Werkstatt-Adressen zu finden!

Natürlich sind wir auch in SLC unterwegs, sehen uns die Stadt an, machen Besorgungen und besichtigen den Temple Square (Tempelplatz).

Hier bekommen wir eine kostenlose Führung, die von zwei jungen, netten »Schwestern«, einer Schweizerin und einer Engländerin, durchgeführt wird.

Während der durchaus interessanten Führung entdecken wir sehr deutliche Elemente einer Marketingveranstaltung, deren Werbeeinblendungen uns aber nicht sonderlich stören.

Den Tempel selbst darf man nicht betreten, aber die beeindruckende Vorführung der Akustik des Tabernakels ist schon die Führung wert.

Abschließend dürfen wir eine Beurteilungskarte ausfüllen, die auch ein Adressfeld besitzt.

Wir lassen es leer, da wir nicht zu Hause sind, um den vermutlich erscheinenden Besuch gebührend zu empfangen.

Nun geht es weiter zum Arches Nationalpark, dem Park mit den imposanten Steinbögen.

Bei unserem ersten Besuch im Jahr 1996 hatten wir nur ein paar Stunden, um die mit dem PKW schnell erreichbaren Aussichtspunkte zu erkunden.

Jetzt nehmen wir uns gut zwei Tage und übernachten auf dem sehr schönen Campground im Park, der um diese Jahreszeit schon relativ leer ist.

Das Übernachten im Park hat etwas Besonderes, da wir Sonnenaufgang und Sonnenuntergang in dieser herrlichen Umgebung hautnah miterleben.

Und die klaren, kalten Nächte eröffnen den Blick auf einen unbeschreiblich weiten Sternenhimmel.

Auf einer unserer Wanderungen passieren wir auch den Wall-Arch, der erst vor wenigen Wochen eingestürzt ist.

Glücklicherweise geschah dies nachts, denn der Wanderweg ging direkt darunter durch!

Wir besuchen den Dead Horse Point State Park, in dem wir auf dem ebenfalls sehr ruhigen Campground übernachten.

In State Parks wird der Eintrittspreis meist auf die Campground-Gebühren angerechnet, so dass man für ein paar Dollar mehr auf den schönsten Plätzen inmitten einer traumhaften Natur stehen kann.

Hier sogar mit Stromanschluss, Grill und überdachter Sitzgelegenheit mit abschließbarem Schrank!

In unmittelbarer Nachbarschaft liegt der Canyonlands National Park, in dem wir zwei kurze Wanderungen unternehmen und uns ansonsten auf die Viewpoints (Aussichtspunkte) beschränken.

Wir wollen weiter zum Monument Valley, dem Inbegriff des Wilden Westens.

Unterwegs besuchen wir das Natural Bridges National Monument.

Hier gibt es einige natürliche Bridges (Brücken), die im Gegensatz zu den Arches (Bögen) relativ gerade sind und deren Durchbruch durch Flüsse und Bäche entstanden ist, die auf diese Weise ihren ursprünglichen Lauf abkürzten.

Wir fahren südlich zum Valley of the Gods, dem Tal der Götter.

Plötzlich wird die geteerte Landstraße zur Schotterstrecke, die sich kurz danach in teils engen Serpentinen steil nach unten ins tiefe Tal windet.

Auf den drei Meilen sind nur 5 MPH (8 km/h) erlaubt.

Von Marokko sind wir solche Strecken gewohnt und können so die schwindelerregende Aussicht in das tiefe Tal trotzdem genießen.

Im Tal zweigen wir in den 17 Meilen langen Schotterweg ab, der durch das Valley of the Gods führt.

Die roten Felsformationen im Tal der Götter sind schon eine kleine Einstimmung auf das Monument Valley.

Danach machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Gooseneck State Park und sind vom Blick auf den mäandrierenden San Juan River absolut begeistert.

Vorbei am Mexican Hat geht es nun direkt zum Monument Valley, in das Gebiet der Navajo Indianer.

Eine freundliche Navajo kassiert das Eintrittsgeld und lässt uns passieren!

Andere Reisende mussten diskutieren, bevor sie mit dem LKW auf die »Dirt Road« gelassen wurden.

Glück gehabt!

Die Piste ist seit unserer letzten Fahrt durch das Monument Valley nicht besser geworden.

Am Anfang ist sie recht unangenehm, später auf Sand wird es besser.

Mit dem eigenen Reisemobil durch eine der großartigsten Kulissen der bekannten Western-Klassiker zu fahren, das hat was!

So genießen wir jede Minute bei der Fahrt durch diese eindrucksvolle Landschaft!

Zum Sonnenuntergang sind wir am Beginn der Piste zurück und Blicken von hier oben hinunter auf die wunderschönen roten Tafelberge.

Am nächsten Tag geht es nach Page zum Lower Antelope Canyon, der zwischen Kohlekraftwerk und Stadt rechts an der Straße liegt.

Die Führung beginnt an einer unscheinbaren Holzhütte und erscheint mit USD 26 pro Person vergleichsweise teuer.

Durch einen schmalen Spalt im Fels steigen wir hinab in die bizarre Welt dieses Canyons und sind erstaunt, wie die Natur immer wieder etwas derart Schönes und Einzigartiges zu Stande bringt.

Unser Führer hat seine Gitarre dabei, um auch die gute Akustik des engen Canyons zu demonstrieren.

Mit dem eher ruhigen Navajo entwickelt sich dann doch noch ein nettes Gespräch, als wir seine angespielten Stücke von Led Zeppelin und Eric Clapton erkennen und selbst einen Musikwunsch äußern, den er bedienen kann.

Die Besichtigung dieses Naturwunders war uns jeden Cent wert!

Rund 30 Meilen nach Page in Richtung Kanab zweigt rechts die Cottonwood Canyon Road ab, die direkt zum Kodachrome Basin führt, welches südöstlich neben dem Bryce Canyon liegt.

Die Cottonwood Road ist eine etwa 60 km lange, landschaftlich sehr attraktive Piste, die aber nur bei Trockenheit und mit Allradantrieb befahren werden soll.

Den Highway kürzt man erheblich ab, Fahrzeit dürfte man jedoch kaum sparen.

Der Straßenzustand kann in einem Visitor Center ein paar Meilen vorher auf der linken Seite der #89 erfragt werden.

Während der fast dreistündigen Fahrt treffen wir nur ein Fahrzeug.

Wir halten an, um den silberfarbenen Jeep vorbeizulassen.

Der stoppt neben uns, der Beifahrer öffnet die Seitenscheibe und meint: »Hallo! Tolle Strecke! Wo wollt ihr hin?«

Es ist kaum zu glauben! Im tiefsten Utah, wo sich kaum Einheimische hinverirren, trifft man deutsche Urlauber!

Im Bryce Canyon übernachten wir auf dem im Park gelegenen Campingplatz.

Von hier sind wir in ein paar Minuten zu Fuß direkt am Rand des Canyons, ohne das Fahrzeug bewegen zu müssen.

Wir wollen im Licht von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang fotografieren und eine Wanderung hinunter in den Canyon unternehmen.

Es dämmert gerade, als wir nach dem Frühstück um 7:15 Uhr losgehen.

Die Temperatur entspricht in etwa der Uhrzeit, allerdings unter dem Gefrierpunkt!

Es gibt aber noch mehr Verrückte, die schon um diese Zeit aus dem warmen Wohnmobil steigen oder tief gefrorenen aus dem Zelt kriechen.

Einige Zeltbewohner wärmen sich schon am Lagerfeuer.

Am Rand des Canyons herrscht bereits reger Betrieb. Nahezu jeder hat Kamera und Stativ dabei.

Wir sehen auch Paare, die mit zwei Stativen und zwei Kameras unterwegs sind, was beinahe etwas übertrieben wirkt.

Für einen kurzen Moment ist man fast geneigt, die Fotografierenden zu fotografieren.

Sobald das sanfte Licht der aufgehenden Morgensonne die grazilen Steinformationen erleuchten lässt, sind der frühe Wecker und die eisige Kälte auf 2.400 m fast vergessen.

Hier treffen wir auch Siegrid und Gerhard wieder, die wir zuletzt im Norden Kanadas gesehen haben und die uns anschließend an unserem Platz besuchen.

Tags darauf machen wir bei herrlichem Wetter eine sehr schöne Wanderung durch den beeindruckenden Bryce Canyon mit seinen roten und weißen Felsformationen.

Von einem Amerikaner erfahren wir, dass in zwei Tagen das Wetter umschlagen wird und ein Sturm reichlich Schnee bringen soll.

Da verabschieden wir uns lieber in tiefere und schneefreie Regionen – in die Wüste nach Nevada!

Im Valley of Fire machen wir noch einen Zwischenstopp und wollen anschließend in das Spielerparadies Las Vegas.

Bilder

„Es ist das Vorrecht des Schönen,
daß es nicht nützlich zu sein braucht.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832)
Whistler, Vancouver Island, Victoria, Yellowstone NP

Die landschaftlich sehr attraktive »Duffey Lake Road«, wie die #99 ab Lillooet genannt wird, führt uns an den bildschön gelegenen Seen »Seton Lake« und »Duffey Lake« über Pemberton nach Whistler.

Kanadas bekanntes Wintersportgebiet um Whistler ist 2010 Austragungsort der Olympischen Spiele.

Die herausgeputzte und aufgeräumte Innenstadt lässt sich gut mit Oberstdorf vergleichen.

Von Whistler bis Vancouver wird die #99 »Sea to Sky Highway« genannt und für die Olympischen Spiele massiv ausgebaut, was endlose Baustellen mit sich bringt.

Etwas nördlich von Vancouver liegt der Ort Horseshoe Bay, von dem wir die Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island nehmen.

Von Nanaimo folgen wir dem TCH (Trans Canada Highway), den wir ja schon fast vermisst haben, bis in den Süden nach Victoria, der Hauptstadt von British Columbia.

Wir übernachten auf dem relativ teueren West Bay Marina Campground, aber der Preis lohnt sich! Unser Stellplatz ist direkt am Wasser auf der Landzunge an der großen Hafeneinfahrt gegenüber der Innenstadt von Victoria.

Im Hafen herrscht den ganzen Tag ein reges Treiben. Eine Fähre kommt herein, ein Wasserflugzeug steht zum Start bereit, ein anderes landet gerade und dazwischen Ausflugsboote und die kleinen Wassertaxis, die mehrmals am Tag direkt an uns vorbeituckern.

Die dröhnenden Motoren der vor uns startenden und über uns hinweg landenden Wasserflugzeuge stören uns nicht. Im Gegenteil! Die Starts und Landungen sind immer wieder spannend anzusehen.

Sobald es dunkel ist kehrt absolute Ruhe ein und die Lichter der Stadt lassen uns auf ein einzigartiges Panorama blicken!

Die unterschwellige Botschaft der lautstarken Motoren verfehlt ihr Ziel nicht. Bärbel möchte einen Rundflug mit dem Wasserflugzeug machen!

Davon erzählt sie im folgenden Abschnitt selbst:

Schon das Boarding ist eine neue Erfahrung. Über einen schwimmenden Holzsteg werden wir zum Flugzeug gebracht, wo sich unser Pilot Bryan vorstellt.

Mit Hilfe von Bryan klettern wir in den engen Innenraum der schaukelnden Maschine und es wird mir der Kopilotensitz zugeteilt.

Die beiden andern Fluggäste sitzen hinten.

Wir erhalten noch letzte Anweisungen und Erklärungen für den Notfall.

Nun sollen wir die Gurte schließen, die Headsets zur besseren Verständigung aufsetzen und unser Pilot wünscht uns einen angenehmen und guten Flug.

Der Motor der einmotorigen Beaver startet und wir verlassen den Anlegesteg als »Schiff« und schaukeln mit den Wellen langsam zwischen Wasserflugzeugen, Ausflugsbooten und Fährschiffen zur »Startbahn«.

Jetzt wird mir doch etwas mulmig, aber es bleibt keine Zeit zum Nachdenken. Die Maschine erhält Starterlaubnis und innerhalb weniger Sekunden erreichen wir Schnellbootgeschwindigkeit.

Wir brausen über die Wasseroberfläche, rechts und links peitscht die Gischt an die Fenster und die Nase hebt sich leicht nach oben.

Es ist laut, ruckelt, wackelt, riecht nach Treibstoff und schon heben wir ab. Wir steigen in einer steilen Linkskurve und erreichen nach kurzer Zeit unsere Flughöhe.

Aus der Vogelperspektive hat man einen unbeschreiblichen Ausblick auf die Küstenlinie von Vancouver Island, das Stadtgebiet von Viktoria, die Strasse von Juan-de-Fuca und die hohen, schneebedeckten Olympic Mountains im Nachbarstaat USA.

Weiter fliegen wir über kleine Inseln, den Buchart Garden und das Villenviertel von Viktoria.

Zurück geht es über grüne Wälder, blaue Seen und viel zu schnell erreichen wir wieder die Hafenbucht von Viktoria.

Die Maschine geht in den Sinkflug, überraschend flott berühren die Kufen die Wasseroberfläche und es erfolgt eine kaum merkbare Landung.

Erneut peitscht die Gischt an die Fenster, doch wir werden zunehmend langsamer und schwimmen vom Hafenbecken zu unserem Anlegeplatz.
Ein unvergessliches Erlebnis!

*****

Wir gehen einkaufen, bummeln durch die Stadt, besuchen das lehrreiche »Royal British Columbia Museum« und fahren auf dem Scenic Marine Drive der Küste entlang durch die besseren Wohngegenden.

Dabei stoppen wir auch am »Mile 0« Schild im Beacon Hill Park, dem offiziellen Beginn des Trans Canada Highway, dem wir seit Halifax schon oft gefolgt sind. Das Schild bereitet uns auch auf den bevorstehenden Abschied von Kanada vor.

Wir entscheiden uns direkt von Victoria mit der internationalen Fähre nach Port Angeles in die USA einzureisen. Durch diese Änderung fallen leider die Besichtigung von Vancouver und der Besuch von Bekannten im Okanagon Valley – die wir in Marokko kennengelernt haben – aus.

Natürlich wollen wir auch mehr von Vancouver Island sehen und fahren deshalb nach Norden zurück.

Die Attraktion von Duncan sind die in der Stadt aufgestellten 80 Totempfähle und für uns ein deutscher Bäcker. Hier wird uns erklärt, dass ab sechs Stück desselben Kuchens die Steuer entfällt, das sei Gesetz! Ah ja!?

Entweder ist die Verkäuferin besonders geschäftstüchtig oder es gibt tatsächlich Steuergesetze, die wir nicht verstehen müssen.

In Chemainus hat man viele Fassaden mit großflächigen Wandbildern bemalt, den sogenannten Murals.

Hier treffen wir einen aus Asien stammenden Musiker, der vor 30 Jahren einige Zeit in Hamburg im Hotel »Europäischer Hof« gearbeitet hat und seither in Kanada lebt.

In Duncan, also einen Ort vorher, haben wir schon einen Deutschen aus Schweinfurt getroffen, der auch schon viele Jahre in Kanada lebt und über unser deutsches Nummernschild sichtlich erstaunt war.

Bei Coombs besuchen wir den bekannten Bauernmarkt mit einer Ziegenweide auf dem Dach und fahren weiter bis Port Alberni.

Wir wollen uns in der Nähe den Regenwald anschauen und gehen auf ausgewiesenen Trails durch diese mystisch wirkende Welt.

Auf dem Rückweg nach Victoria bringen uns kurze Wanderungen zu den Wasserfällen im Qualicum Falls PP und im Englishman River Falls PP.

Zum Abschluss besichtigen wir im Westen Victorias noch die Festung »Fort Rodd Hill«, welche bis in die 50er Jahre militärisch genutzt wurde.

Gleich daneben befindet sich der Leuchtturm Fisgard Lighthouse, der seit 1860 in Betrieb ist.

An der Einfahrt zum Fähranleger der M.V. COHO wird die bei der Online-Buchung angegebene Fahrzeuglänge überprüft. Wir zahlen die Passage und dürfen uns in der rechten Fahrzeugschlange anstellen.

Es ist 8:15 Uhr, der US-Zoll kommt ab 9:00 zum Fahrzeug und die Fähre legt um 10:30 Uhr ab. Die Besonderheit ist, dass der US-Zoll auf kanadischem Boden abfertigt.

Der US-Beamte stellt die üblichen Fragen in der Kurzversion und wirft von der untersten Treppenstufe einen flüchtigen Blick in den Aufbau.

Im Büro füllen wir das bekannte grüne Einreiseformular aus, lassen erneut die Fingerabdrücke der Zeigefinger scannen und uns mit der Webcam fotografieren. Obwohl wir diese Prozedur schon einmal hinter uns gebracht haben, ist sie ein zweites Mal erforderlich.

Die Beamtin scherzt, es ist lustig und locker und wir bekommen ohne eine weitere Frage wieder die vollen 90 Tage Aufenthaltserlaubnis. Weitere Info unter Grenzübergänge.

In der »Juan-de-Fuca-Straße« wird die Fähre auf beiden Seiten von einem bewaffneten Schnellboot der US-Küstenwache eskortiert.

Dann taucht kurzzeitig noch ein Hubschrauber der Küstenwache auf. Es ist wie im Film! An der Hafeneinfahrt von Port Angeles drehen die Schnellboote dann ab.

Uns wird ganz mulmig! Ob wir die letzten Meter bis zum Anleger so ganz ohne bewaffneten Begleitschutz noch schaffen!? Glücklicherweise passiert aber nichts und wir können die gefährdete Fähre unbeschadet verlassen.

An der Ausfahrt aus dem Hafengelände findet noch eine kurze Passkontrolle statt. Wir sind in den USA!

Wir besuchen den »Olympic National Park« mit dem über 2400 m hohen Mount Olympus, dem höchsten Gipfel der Olympic Mountains.

Eine kurze Wanderung führt uns zu dem 1913 fertig gestellten »Elwha Dam«, der noch immer der Stromgewinnung dient.

Die Wettervorhersage für den etwa 1.500 km entfernten Yellowstone National Park prognostiziert ab Mitte nächster Woche eine stabile Schönwetterperiode. Darauf haben wir gewartet!

Wir folgen deshalb nicht der Pazifikküste nach Süden durch Oregon/Kalifornien, sondern fahren ins Landesinnere durch Idaho, Montana nach Osten zum Yellowstone NP. Von Wyoming soll es dann über Idaho nach Süden Richtung Salt Lake City in Utah gehen.

Um die »Olympic Peninsula« (Olympic-Halbinsel) nach Osten zu verlassen, nehmen wir von Kingston nach Edmonds die Fähre durch den Puget Sound.

Dann geht es geradewegs durch Seattle auf die I90 , der wir die nächsten 1.100 km über Spokane und Missoula bis nach Bozeman folgen.

In der Nacht hat es leicht geschneit und wir fahren die rund 150 km von Bozeman zum Parkeingang West Yellowstone durch eine wunderschöne »pudergezuckerte« Landschaft.

Der Yellowstone NP wurde 1872 unter Naturschutz gestellt und ist somit der älteste National Park in den USA.

Er ist in den Rocky Mountains gelegen und man bewegt sich durchschnittlich auf einer Höhe von 2000-2500 m. Jetzt im Oktober wird es mit –10°C nachts schon knackig kalt.

Der Park liegt zu großen Teilen in der Caldera des Yellowstone Vulkans, dem wohl bekanntesten Supervulkan unseres Planeten.

Aus diesem Grund gibt es im Park eine große Menge von heißen Quellen, Geysiren und Schlammtöpfen. Überall blubbert, brodelt, zischt und dampft es.

Es ist im wahrsten Sinne ein Tanz auf dem Vulkan, denn für die Geologen ist ein Ausbruch des Vulkans überfällig. Natürlich in geologischen Dimensionen gerechnet!

Wir sehen Bisons, Weißkopfadler, Schwarzwild und Kojoten aus nächster Nähe.

Die teils unwirkliche Landschaft, die tintenblauen Flüsse, die bunten Farben an den Geysiren/Quellen und die unterschiedlichsten Erscheinungsformen der vulkanischen Aktivität begeistern uns so, dass der Yellowstone NP in unserer persönlichen Hitliste schnell einen der vorderen Plätze einnimmt.

Wir lassen lieber Bilder sprechen und habe eine eigene Fotogalerie für den Yellowstone National Park angelegt

Weiter geht es zum Grand Teton NP, der sich am südlichen Ausgang des Yellowstone NP anschließt.

Durch den Park verläuft die zu den Rocky Mountains gehörende Teton Range, eine Bergekette, deren höchster Berg »Grand Teton« fast 4.200 m hoch ist.

Durch endlos weite Prärien machen wir einen Abstecher durch Idaho zum Craters of the Moon National Monument.

Dabei handelt es sich um eine vulkanische Landschaft mit breiten Lavaströmen, einigen Vulkankegeln und interessanten Höhlen.

Danach geht es Richtung Süden nach Utah zum Great Salt Lake, dem großen Salzsee.

Auf der größten Insel im Salzsee befindet sich der Antilope Island State Park, den wir über eine lange Dammstraße erreichen.

Bei herrlichem Wetter mit Temperaturen um die 20°C übernachten wir auf dem schön gelegenen und sehr ruhigen Campground mit Blick auf den See.

Es ist kaum Betrieb und das nächste Fahrzeug steht vielleicht 100 m von uns entfernt.

Abends werden wir mit traumhaften Sonnenuntergängen belohnt, morgens durch das Geheul eines Kojoten geweckt.

Beim Frühstück sind freilaufende Bisons keinen Steinwurf vom Fahrzeug entfernt.

Wir erreichen Salt Lake City, die Hauptstadt der Mormonen, wo sie sich nach beschwerlicher Reise einst niedergelassen haben, um diese Stadt zu gründen.

Bilder

„Das einzig Gefährliche am Fliegen ist die Erde.“
(Wilbur Wright, 1867-1912)
Yukon, Alaska, British Colombia

Im August 1896 entdecken George Washington Carmack, Tagish (Dawson) Charlie und Skookum Jim im Bachlauf des »Bonanza Creek« Gold und lösen damit am Klondike River den bisher größten Goldrausch der Geschichte aus.

Wegen der Abgelegenheit der Gegend gelangt die Kunde vom Goldfund erst im Juli 1897 mit Raddampfern nach Seattle und San Francisco.
Insgesamt machen sich 100.000 Glücksritter aus aller Welt auf den Weg nach Dawson City, um am vermeintlich schnellen Reichtum teilzuhaben.

Es gibt mehrere Routen, um nach Dawson City zu gelangen. Ein Großteil der Goldsucher nimmt den Raddampfer nach Haines, Skagway oder Dyea in Alaska. Danach geht es zu Fuß über Pässe und mit selbstgebauten Booten auf dem Yukon die ca. 600 Meilen bis Dawson City.

Jeder Mann muss einen Jahresvorrat Lebensmittel und Werkzeuge von insgesamt fast einer Tonne mit sich führen. Dies wird an der Grenze von der kanadischen Polizei kontrolliert, um die Goldsucher vor dem ansonsten sicheren Tod zu bewahren.

Mit historischen Gebäuden an ungeteerten Straßen besitzt Dawson City heute noch den Charme einer alten Goldgräberstadt.

Die Goldminen nennt man jetzt Touristen und die Goldgräber sind die Betreiber von RV Parks und Souvenir-Shops. Wen wundert es da, dass der stets gut gefüllte RV Park in Dawson Downtown auch noch »Gold Rush« genannt wird.

Aber Dawson City hat was! Trotz des Tourismus fühlen wir uns hier im Norden ausgesprochen wohl.

Wir folgen den Abraumhalden des legendären »Bonanza Creek« zum »Dredge No. 4«, dem mit über 90 m Länge größten aus Holz gebauten Eimerkettenschwimmbagger der Welt. Mit ihm wurde bis in die sechziger Jahre Gold gewaschen.

Nach der ausgesprochen interessanten Führung fahren wir zum »Discovery Claim«, wo George Carmack 1896 erstmals Gold gefunden hat.

Der Bonanza Creek Road entlang gelangen wir schließlich zu »Claim #6«, auf dem jedermann kostenfrei sein Glück beim Goldwaschen versuchen kann.

Bei herrlichem Wetter relaxen wir ein paar Tage auf dem Yukon River Campground direkt am Yukon gegenüber von Dawson.

Hier führt uns ein Spaziergang ein paar hundert Meter flussabwärts zum »Sternwheeler Graveyard«, wo mehrere alte Raddampfer am Flussufer verrotten, die früher stolz den Yukon befahren haben.

Direkt am Campground beginnt auch der faszinierende »Top-of-the-World Highway«, der seinem Namen alle Ehre macht und uns bis zur Grenze nach Alaska begleitet.

Die Streckenführung entlang der Kammlinie bietet atemberaubende Blicke über weit entfernte Bergketten und in tief ausgeschnittene Täler.

Auch hier liegt der »Indian Summer« wie ein leuchtender bunter Teppich über der gebirgigen Landschaft, und die Fahrt verwöhnt uns mit grandiosen Panoramen.

Schon von Weitem sehen wir die einsam an der Straße gelegenen Gebäude – das ist die Grenze!

Wir beglückwünschen den netten US-Grenzbeamten zu diesem herrlichen Arbeitsort und sind mächtig gespannt, was nun kommt.

Über die Einreise in die USA haben wir schon viel Negatives gelesen. Wir zeigen die Pässe und werden befragt, wohin wir möchten. Das Fahrzeug sollen wir gleich links am Gebäude parken!

Zuerst lässt sich der Grenzbeamte den Aufbau des deutschen Nummernschilds erklären, denn er hat eines im Büro hängen.

Wir folgen ins Gebäude und sehen im Gang eine Sammlung von Polizeiabzeichen und das besagte deutsche Nummernschild aus SÜW über dem Tresen.

Während wir im Büro das grüne Einreiseformular ausfüllen, machen sich die Grenzer über unser Fahrzeug her! Nein, keine Kontrolle! Es ist persönliches Interesse am hier seltenen Fahrzeugtyp und den großen Reifen! Die ganze US-Einreise läuft sehr freundlich, schnell und zuvorkommend ab! Weitere Info unter Grenzübergänge.

Also liebe Leser, bringt den netten Grenzern am »Top-of-the-World Highway« ein KFZ-Kennzeichen aus eurem Heimatort mit. Polizeiabzeichen werden auch gesammelt!

Ab der Grenze heißt der bisherige »Top-of-the-World Highway« jetzt »Boundary Spur Road«, der wir über den Ort Chicken zum »Taylor Highway« folgen.

Die Straßennamen ändern sich, aber die herrliche Landschaft und die großartigen Panoramen bleiben uns auch in Alaska erhalten!

An der Kreuzung »Tetlin Junction« treffen wir auf einen alten Bekannten – den Alaska Highway. Links geht’s nach »Canada«, rechts nach »Tok«.

Zwischen hier und dem Ort Tok ist der Alaska Highway die einzige Straßenverbindung nach Norden!

Durch Tok muss jeder, der mit dem Fahrzeug in den Norden nach Alaska möchte. Tok ist eine typische Versorgungsstadt mit Tankstellen, Supermarkt und Übernachtungsmöglichkeit.

Diese Art von Stadt findet man meist an Kreuzungen von Verkehrswegen.

Wir bleiben auf dem Alaska Highway bis Delta Junction, wo dieser an der Einmündung in den Richardson Highway offiziell nach 2.288 km endet.

Für amerikanische Kinder lebt der Weihnachtsmann am Nordpol.

Kurz vor Fairbanks erreichen wir die Stadt »North Pole«, in der die an den Weihnachtsmann am Nordpol adressierte Kinderpost landet.

Im Santa Claus House werden diese Kinderbriefe beantwortet und das ganze Jahr Weihnachtsartikel verkauft! 365 Tage Weihnachten im Jahr, das gibt es nur hier!

Bei einem Abstecher von North Pole nach Chena Hot Springs, besuchen wir das dortige Eismuseum.

Am Eingang gibt es dicke Jacken, die einem während der 30 Minuten langen Führung trotz -20°C angenehm warm halten.

Im sehenswerten Museum ist nahezu alles aus Eis, sogar das Glas, in dem uns ein Martini serviert wird.

In Fairbanks besichtigen wir die Alaska Pipeline und informieren uns über den Aufbau, die Funktion und die technischen Details zu dieser außergewöhnlichen Ingenieurleistung.

Die Alaska Pipeline beginnt im Norden Alaskas an der Prudhoe Bay und führt über knapp 1.300 km in den Süden zum eisfreien Hafen nach Valdez.

Von Fairbanks gelangen wir auf dem Parks Highway zum Denali National Park, einem der schönsten National Parks in Alaska.

Im Denali Park ist auch der höchste Berg Nordamerikas zu finden, der Mount McKinley (6195 m).

Wir fahren so weit in den Park, wie es ohne Einschränkungen mit dem eigenen Fahrzeug erlaubt ist und übernachten dort auf dem schönen Savage River Campground.

So können wir den Rückweg am Morgen bei anderen Lichtverhältnissen erleben, sehen jedoch kaum Tiere.

Auf die lange Bustour (6-8 Std.), bei der man mit etwas Glück mehr Tiere sehen könnte, verzichten wir und fahren weiter Richtung Anchorage, denn wir wollen nach Seward.

Der Seward Highway folgt dabei dem Turnagain Arm, der den mit 11 m zweithöchsten Tidenhub in Nordamerika aufweist.

Als wir bei Ebbe entlangfahren, ist in dem breiten Fjord kaum Wasser zu sehen.

Mit schneebedeckten Bergen, Gletschern und Fjorden entspricht die Landschaft etwa dem Bild, das man üblicherweise mit Alaska verbindet.

Unterwegs machen wir einen kurzen Abstecher zum Gletschersee »Portage Lake« bei Whittier, wo jetzt im Spätsommer noch Eisschollen im Wasser treiben.

Es regnet und es ist kalt, so dass wir erst bei der Rückfahrt zur Gletscherzunge wandern wollen.

Auf schöner Strecke geht es weiter nach Seward, welches durch seine schöne Lage im Sommer viele Touristen anlockt.

Hier legen auch die Passagierschiffe ab, die in den Prince William Sound fahren. Wir bleiben nur eine Nacht, da es wieder regnet und es nicht besser werden soll.

Auch die aufgeschobene Wanderung zur Gletscherzunge fällt ins Wasser.

Auf dem Weg nach Valdez besuchen wir nördlich von Palmer eine Moschusochsen-Farm.

Die Farm hat sich zum Ziel gesetzt, diese wilden Tiere zu domestizieren, wobei dieser Prozess ca. 250 Jahre benötigen wird!

Aus der Unterwolle der Tiere fertigen Inuits in traditioneller Weise besonders weiche und wärmende Schals, Handschuhe und Mützen.

Valdez liegt, von schneebedeckten Bergen und Gletschern grandios umrahmt, an einem ganzjährig eisfreien Hafen.

Früher Ausgangspunkt für Goldsucher, heute Endpunkt der Alaska-Pipeline und 1989 durch das Tankerunglück der »Exxon Valdez« zu weltweiter »Berühmtheit« gelangt.

Im Jahre 1964 erlebte Valdez seine erste Katastrophe, als es von einem Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami vollständig zerstört und ein paar Kilometer weiter neu aufgebaut wurde.

Beide Unglücke fanden am jeweiligen Karfreitag statt.

In Valdez beobachten wir Lachse, Robben auf Lachsfang und Möwen, die von den Robben einen Teil der Beute ergattern wollen.

Auch ein Schwarzbär ist gekommen, der sich aber durch uns beim Fischen gestört fühlt und nach ein paar Minuten ohne Mahlzeit wieder im Wald verschwindet.

Auf dem Weg in den Wald schnappt er sich noch schnell ein paar Beeren von einem Strauch.

Wenn schon kein Hauptgang, dann wenigstens ein Dessert!

Sehr interessant ist der Besuch des Valdez Museums, wo wir mehr Details über das Erdbeben, die Ölkatastrophe, den Bau der Alaska Pipeline und die Strapazen der Goldsucher erfahren.

Am Flughafen vorbei gelangen wir zu einem abgelegenen Gletschersee, in dem wir wieder große Eisschollen sehen.

Auch das alte Valdez wollen wir besichtigen und folgen der entsprechenden Beschilderung.

Hier beobachten wir eine Schwarzbärin mit zwei Jungen, die mit ihrem Nachwuchs zum nahegelegenen Bach will.

Da das Wetter unbeständig ist und die Vorhersage keine Besserung verspricht, machen wir Strecke und reisen über Tok und Beaver Creek wieder nach Kanada ein.

Die kanadische Grenze passieren wir problemlos.

Wir wollen nach Haines (Alaska) und von dort mit der Fähre durch die Fjorde nach Skagway (Alaska), um dann über den White Pass – wie die Goldsucher – wieder nach Kanada einzureisen.

Wer sich Alaska auf der Karte genauer ansieht, stellt fest, dass es nicht nur aus der Ecke ganz oben links besteht, sondern auch in einem schmalen Streifen der Küste entlang nach Süden verläuft, also zwischen Pazifik und Kanada.

Da es jedoch nur eine Straßenverbindung gibt, müssen wir auf dem Landweg von Alaska nach Alaska durch Kanada. Wir schaffen an einem Tag 760 km und zwei Staatsgrenzen, kommen aber erst bei Dämmerung in Haines an.

Schade, denn Haines ist für seine vielen Bären bekannt, die hier am Fluss Lachse fangen.

Trotz fortschreitender Dunkelheit sehen wir eine Bärin mit zwei Jungen Lachse fangen. Leider reicht das Licht nicht für Fotos.

Hier treffen wir auch unsere Bekannten Siegrid & Gerhard wieder, die ebenfalls auf dem Weg nach Südamerika sind und auch die Fähre nach Skagway nehmen.

Wir übernachten direkt am Fähranleger, da die Fähre, die nur alle 4 Tage geht, bereits um 7:15 ablegt, man 2 Stunden vorher da sein soll und wir noch keine Tickets haben.

Der Ticketschalter wird um 3:15 geöffnet. Wir aber »schlafen aus« und holen unsere Tickets erst um 4:50.

Beim Warten auf das Boarding sehen wir in der Morgendämmerung Weißkopf-Seeadler in den Bäumen über der Straße.

Die Fähre bahnt sich ihren Weg durch eine eindrucksvolle Fjordlandschaft und an Deck ist die eisige Kälte Alaskas zu spüren.

Nach etwa einer Stunde sind wir in Skagway und sparen uns so die weit über 500 km Landweg.

Skagway war Durchgangsstadt der Goldsucher, die mittels Raddampfer hier ankamen und über den White Pass weiter nach Dawson wollten.

Von der Nachbarstadt Dyea ging es über den kürzeren, aber steileren Chilkoot Pass Trail, bei dem aber keine Lasttiere zum Transport der 1000 kg schweren Vorräte eingesetzt werden konnten.

Auch wir fahren über den White Pass zur kanadischen Grenze.

Der kanadische Grenzbeamte bemüht sich sichtlich, immer neue, teils merkwürdige Fragen zu finden. Was wir alles so im Aufbau hätten? Er fragt nach Bärenspray und nach Fotokameras. Da wir die Kameras vorne griffbereit haben, sind sie plötzlich uninteressant.

Ob wir Geschenke für Kanadier dabei hätten? Ob wir Alkohol dabei haben (wir haben die erlaubte Menge)?

Dann fragt er, ob wir hinten aufmachen können. Ich öffne das Heckstaufach, was ihn aber kaum interessiert.

Die Einmalüberschuhe zum Betreten unseres »Wohnzimmers« zieht er bereitwillig an. Gerade als wir reingegangen sind, steht auch sein Kollege an der Tür. Der bekommt aber keine Einmalschuhe, so dass er nur von außen reinschauen darf.

Ich soll den Alkohol zeigen, aber er kontrolliert noch nicht einmal, ob im Flaschenfach noch weitere Flaschen sind.

Dafür begutachtet er Möbel, Bett und den Aufbau ausführlich. Er schaut auch in keinen Schrank oder in ein anderes Staufach.

Die wollten in den hier unüblichen Fahrzeugtyp einfach mal reinschauen! Die Grenzer gehen grinsend ums Fahrzeug und lassen uns passieren.

Von der Grenze fahren wir zum Alaska Highway, von dem wir kurz vor Watson Lake wieder auf den Cassiar Highway nach Süden abbiegen.

Wir wollen nach Stewart und von dort nach Hyder (Alaska), da man in Hyder oft Bären beobachten kann.

Diese landschaftlich attraktive Strecke führt uns durch Wälder, vorbei an Seen, direkt an mehrere Gletscher und zu vielen Wasserfällen in einem schmalen Canyon.

Auch hier sind die leuchtenden Farben des Indian Summer noch allgegenwärtig.

Da Hyder (Alaska) nur über Stewart (Kanada) erreicht werden kann, gibt es keinen US-Grenzposten. In Hyder sind an der Bärenbeobachtungsstelle keine Fische im »Fish Creek« und wir fragen uns, warum hier Leute mit schussbereiter Kamera stehen und auf Bären warten!?

Der darauf angesprochene Ranger meint humorvoll: Man braucht entweder viel Fisch oder viel Glück, um einen Bären zu sehen.

Genau! Deshalb kehren wir gleich wieder um und am kanadischen Grenzposten werden kurz die Pässe kontrolliert.

Heute übernachten wir auf einem hübschen Campground direkt am See.

Auf dem Yellowhead Highway fahren wir über Fraser Lake nach Prince George und dann über Williams Lake bis Clinton.

Unterwegs besuchen wir den »Fulton River Spawning Channel«, den größten von Menschenhand geschaffenen Laichkanal mit einer beeindruckenden Zahl von Tieren im Wasser.

Überall stehen Schilder, auf denen vor Bären gewarnt wird. Wen wundert es, bei so vielen Lachsen!

Ein Abstecher bringt uns in die alte Goldgräberstadt Barkerville, die während des Cariboo Goldrausches entstanden ist.

Die Gebäude dieser unbewohnten Stadt sind noch weitestgehend erhalten und werden für touristische Zwecke weiterhin gepflegt.

Kurz nach Clinton nehmen wir die schöne Landstraße Richtung Vancouver, die über Lillooet führt.

Hier gibt es einen deutschen Bäcker und einen idyllischen, kostenlosen Campground im Wald mit Wildbach (BC Hydro), auf dem wir 2-3 Tage stehen bleiben möchten.

An unserem »letzten Tag« rollen Maria & Otto und Nicole & Claus auf den Campingplatz, stellen sich in unsere Nähe und wir verstehen uns auf Anhieb gut.

Es gibt viel zu erzählen und am Lagerfeuer sind die Tage und Abende äußerst kurzweilig.

So stehen wir ein paar Nächte länger als geplant und der Abschied fällt so gar nicht leicht.

An der Landstraße biegen wir nach links Richtung Vancouver ab.

Mit noch kaltem Motor fahren wir langsam die Steigung hinauf und sehen Nicole & Claus im Rückspiegel nach rechts abbiegen!

Gute Weiterreise!

Nachblick: Nicole und Claus haben uns ihren »Nachblick« geschickt. Vielen Dank für das hübsche Foto! (letztes Bild in der Bildergalerie)

Bilder

„Die Gold suchen, graben viel Erde und finden wenig.“
(Heraklit von Ephesus, ca. 540-480 v. Chr.)
Die grandiose Traumstraße über den Artic Circle

20 Jahre Bauzeit für 734 km, davon 716 km ungeteerte Piste, 365 km ohne Ortschaft oder Tankstelle und einzige Straße Kanadas, die über den nördlichen Polarkreis führt!

Das sind die Attribute nur einer Traumstraße – des legendären Dempster Highway! Dempster Corner wird die »Ecke« 40 km östlich von Dawson City genannt, an der der Dempster Highway vom Klondike Highway abzweigt.

Dort befindet sich auch die Klondike River Lodge mit Tankstelle, Rasthaus, Motel und Stellplatz. Spätestens hier sollte man volltanken, denn die nächste Tankmöglichkeit ist im 365 km entfernten Eagle Plains – ein Ort mit acht Einwohnern.

Unser heutiges Etappenziel ist der »Tombstone Mountain Campground« bei Kilometer 71, der inmitten einer phantastischen Bergwelt auf etwas über 1.000 m Höhe im »Tombstone Territorial Park« liegt.

Dabei handelt es sich um einen regierungseigenen Campingplatz (Yukon), bei dem man sich selbst auf der formularähnlichen Außenseite eines Umschlags registrieren muss (Datum, Name, Kennzeichen, Platznummer etc.).

In den Umschlag stecken wir die Übernachtungsgebühr von 12 CAD (ca. 8 EUR), kleben ihn zu und werfen ihn in einen stabilen »Briefkasten«. Ein vorher abgetrennter Abschnitt dient als Quittung, die auch als »Besetzt«-Zeichen am vorher ausgewählten Platz angebracht wird.

Hier machen wir eine kurze Wanderung und genießen am Abend unser kleines Lagerfeuer, dessen Brennholz im Übernachtungspreis eingeschlossen ist.

Den höchsten Punkt des Dempster Highway, den »North Fork Pass Summit« (1289 m), erreichen wir 10 km hinter dem »Tombstone Mountain Campground« und werden mit einer atemberaubenden Fernsicht belohnt.

Der Dempster führt uns Kilometer um Kilometer durch eine farbenprächtige Tundra, vorbei an leuchtenden Bergen, zu idyllisch gelegenen Seen und an malerischen Flussläufen entlang.

Der »Indian Summer« hält schon Einzug, bei dem sich Büsche, Sträucher, Gräser und Bäume in ein farbenprächtiges Konzert aus strahlendem Gelb, leuchtendem Orange, nuancenreichem Rot und rostigem Braun verwandeln.

Dazwischen grüne Bäume, braune, graue oder rosafarbene Berge, blaue Seen und »rostige« Flüsse, die stark nach Schwefel riechen.

Hier hat die Natur ihr Bestes gegeben und ein optisches Meisterwerk der Extraklasse geschaffen.

Ein 360° Panorama-Film, bei dem der Zuschauer durch eine grandiose Kulisse »schwebt«, während sich diese langsam mit den Jahreszeiten wandelt.

Das Beeindruckende ist die Nachhaltigkeit, mit der diese mannigfaltigen Eindrücke auf den Betrachter einströmen, über hunderte von Kilometern hinweg, fast an der Grenze zur visuellen Reizüberflutung.

Mitten im »Flow« … ein Stau! Ein Stau!? Ja – ein Stau auf dem wenig befahrenen Dempster Highway. Vor uns stehen sechs, auf der anderen Seite drei Fahrzeuge!

Dazwischen ein Bagger, ein LKW und Kiesberge, die die Straße blockieren. Wir sehen niemanden arbeiten.

Im ersten Moment schießt uns der Artikel durch den Kopf, in dem die LKW-Fahrer mit einer Blockade des Dempster Highway drohen, um den dringend erforderlichen Straßenreparaturen öffentlichkeitswirksamen Nachdruck zu verleihen.

Wir befragen Wartende was los ist. Es soll noch eine halbe Stunde dauern, bekommen wir zur Antwort. Wo sind die Arbeiter? Die sind im Loch! Loch!?

Wir gehen vor bis zum Bagger und sehen einen etwa 1 m breiten Graben über die ganze Straßenbreite. Darin beschäftigen sich drei Arbeiter mit einem Entwässerungsrohr, das neu zu sein scheint. Eine halbe Stunde!?

Wer’s glaubt … Wo es nur eine Straße gibt, ist’s mit der Umleitung schwierig.

Wir stellen uns auf eine längere Pause ein, machen uns einen Kaffee und unterhalten uns mit Schicksalsgenossen in der überschaubaren Autoschlange. Es gibt wirklich schlechtere Plätze, um zu warten.

Nach ca. 1,5 Std. ist der Graben notdürftig zugeschüttet, verdichtet und wir können weiter. Beim Durchfahren der Baustelle ist zu spüren, dass auch wir noch etwas zur Verdichtung des Untergrunds beitragen.

Wir übernachten am Eagle Plains Hotel und erleben einen endlosen Sonnenuntergang. Eagle Plains befindet sich kurz vor dem Arctic Circle (Polarkreis), so dass der Himmel selbst um 1 Uhr nachts noch nicht ganz dunkel ist.

Im Hotel gibt es ein Restaurant und eine Bar. Im »Campingbereich« befinden sich auch Plätze mit Stromanschluss und einen Wasserhahn findet man am Gebäude. Die Dump-Station (abgedecktes Loch im Boden, kein Spülwasser) ist hinter dem Gebäude.

Obwohl wir hier mitten im Nirgendwo auf dem Dempster Highway sind, gibt es in der Lobby sogar kostenloses Internet (Wifi), das per Richtfunk kommt.

Bei Kilometer 405 überschreiten wir den Arctic Circle, dessen Beginn am Rastplatz mit einer Tafel dokumentiert ist.

Manche Reisende, die nicht bis Inuvik fahren, drehen hier nach dem Erinnerungsfoto um. Das ist ein Fehler! Wem diese Landschaft gefällt, der sollte mindestens bis zur Grenze Yukon/NWT fahren.

Auf dem folgenden Streckenabschnitt sehen wir nordwärts fahrend zwei und bei der Rückfahrt drei Grizzlys in der farbenprächtigen Tundra.

Ab der Grenze Yukon/NWT beginnt die Kilometerzählung wieder bei null. Wir zählen aber einfach weiter.

Bei Kilometer 539 kommen wir zum »Peel River Crossing« mit kostenloser Fähre über den »Peel River«.

Die Einweiserin möchte gerne unsere Drucklufthörner hören. Und so wird die kleine Fähre mitten auf dem Peel River zum akustischen Hochseedampfer. Also gut, ein zweites Mal ist auch noch drin … sie freut sich und wir freuen uns, dass sie sich freut.

Elf Kilometer nach der Fähre sind wir in Fort McPherson (ca. 900 Einwohner) und tanken an der einzigen Tankstelle sicherheitshalber gleich noch einmal voll, obwohl unsere Tankfüllung für die ca. 1500 km mehr als reichen sollte.

Bei Kilometer 608 gelangen wir zur »Mackenzie River Crossing«, eine ebenfalls kostenlose Fähre über den breiten Mackenzie River. Ein paar Meter neben dem Highway mündet flussaufwärts der »Artic Red River« in den Mackenzie.

Auf der dem Highway gegenüberliegenden Seite des »Artic Red River« liegt der Ort »Tsiigehtchic«. So fährt die Fähre am Mackenzie drei Punkte an: Einmal den Highway auf beiden Seiten und als dritten Punkt die Straße nach »Tsiigehtchic«, flussaufwärts nach der Einmündung des »Artic Red River«.

Im Winter werden die zugefrorenen Flüsse als Fahrbahn genutzt. Während der Gefrierphase bzw. der Auftauphase ist der Highway an diesen Stellen nicht passierbar. Die Versorgung von Inuvik erfolgt in dieser Zeit per Luft.

Die Fähre am Mackenzie wird im Zweischichtbetrieb mit jeweils vier Mann Besatzung betrieben. Die beiden Kapitäne wohnen nur während des Fährbetriebs am Fähranleger auf der Seite nach Inuvik. Der eine Kapitän, den wir nicht kennenlernen, ist Deutscher. Die Fähre wird bei Saisonende mit Bulldozern an Land gezogen und »parkt« zum Winterschlaf neben den Quartieren der Kapitäne. Der Mackenzie hat an der Fähre eine Tiefe von ca. 10 m, wobei sich an der Einmündung des Artic Red River ein ca. 30 m tiefes Becken gebildet hat.

Auf den letzten 100 km vor Inuvik wird die Landschaft relativ grün mit niedrigem Baumbestand und einzelnen Seen. Hier finden sich endlose gerade Streckenabschnitte, so dass wir auch etwas schneller fahren.

Ab dem Flughafen von Inuvik kommen wir auf Teer, der bis Inuvik anhält, wo wir nach 734 Kilometern das Ende des Dempster Highway erreichen.

Inuvik liegt am Mackenzie Delta, knapp 100 km südlich der Beaufortsee und hat aktuell 3.485 Einwohner.

Hier finden wir einen Supermarkt mit Vollsortiment, in dem zu unserer großen Überraschung auch mehrere Produkte aus Deutschland angeboten werden (z.B. Gerolsteiner).

Nach einer Übernachtung in Inuvik fahren wir bis Eagle Plains und in der nächsten Etappe bis Dawson City.

Der Rückweg überrascht uns dann aber doch. Es ist eine andere Strasse! In den 2-3 Tagen ist der Indian Summer weiter fortgeschritten, die Farben haben sich verstärkt, die umgekehrte Fahrtrichtung bringt andere Aus- und Einblicke.

Teilweise erleben wir Nebel und Regen, was den Dempster völlig anders erscheinen lässt.

Anderenorts der blaue Himmel und das warme Licht der Abendsonne, welches die schon kräftigen Farben der Landschaft noch intensiver zum Leuchten bringt.

Ein Fahrt auf dem Dempster Highway sind nicht 2 x 734 km (Hin- und Rückweg), sondern einmal einmalige 1.468 km absolute Traumstraße!

Deshalb bekommt der Dempster Highway hier auch einen eigenen Bericht!

Wir verbringen nun einige Tage in Dawson City und fahren dann auf dem »Top of the World Highway« nach Alaska.

Bilder Dempster Highway

„Die Erde ist eine Gondel, die an der Sonne hängt und
auf der wir aus einer Jahreszeit in die andere fahren.“
(Johann Peter Hebel, 1760-1826)
Erfoud, Merzouga, Erg Chebbi, Meski, Midelt, Azrou

Das Erg Chebbi ist ein ca. 40 km langes und etwa 10 km breites Dünengebiet mit den höchsten Sanddünen Marokkos.

Unser heutiges Ziel ist die kleine Oase Merzouga, die 60 km südöstlich von Erfoud direkt an den höchsten und eindrucksvollsten Dünenfeldern des Erg Chebbi liegt. Unmittelbar vor der Abfahrt in Erfoud bemerken wir Wasser im Heckstauraum.

Also doch! Darauf hatten wir ja schon gewartet, da die Wasserpumpe seit wenigen Tagen öfters nachpumpt. Bei einer Überprüfung konnten wir jedoch keine feuchten Stellen finden und haben deshalb die Pumpe selbst für den Druckverlust verantwortlich gemacht.

Bei SHELL in Erfoud lassen wir noch unseren leeren Nebentank füllen und fahren dann über Rissani auf der N13 nach Merzouga.

Aufgrund unseres »Wasserproblems« wollen wir an einer Auberge nördlich von Merzouga übernachten, auf deren ummauerten Gelände üblicherweise nur wenige Fahrzeuge stehen.

Als wir an der Auberge ankommen, sind auch nur unsere »Tippgeber« hier, und so räumen wir in sicherer Umgebung unseren Heckstauraum aus.

Glücklicherweise ist es sehr ruhig, so dass wir bei der Fehlersuche ab und zu etwas tropfen hören. Nur wo?

Aufgrund des »servicefreundlichen« Einbaus ist Wasserpumpe 1 nicht einmal zu sehen, zumindest nicht ohne einen der vollen Wassertanks auszubauen, was wir uns ersparen möchten.

In unbequemer Position, halb auf dem Rücken im Heckstaufach liegend, mit ausgestrecktem Arm blind um die Ecke im Fach hinter den Wassertanks tastend, sorgt die Bewegung einer Pumpenleitung für einen Wasserstrahl. Dem spritzenden Wasserstrahl folgend erreicht die tastende Hand nur knapp die undichte Stelle.

Mit der kleinen Digitalkamera machen wir, bei ausgeschalteter Wasserpumpe, Fotos von dem uneinsehbaren Bereich.

Die Details vom Ausbau des defekten Winkelstücks mit 26er Überwurfmutter, in einem für große Maulschlüssel zu engen Fach, ohne Sichtkontakt, mit nur einem Arm die Stelle kaum erreichend und in unbequemer Rückenposition im Heckstauraum liegend, wollen wir hier nicht weiter ausführen.

Eine Arbeit von normalerweise 5 Minuten dauert unter diesen Umständen ewig. Einer der Anwesenden meinte kopfschüttelnd: »Das müsste derjenige ausbauen, der es so eingebaut hat!«

Beim ersten Reparaturversuch gelingt die Abdichtung des Winkelstücks nicht vollständig, da sich der sichtbare Riss an ungünstiger Stelle als Haarriss fortsetzt. Erfreulicherweise konnte die Dichtigkeit auch ohne nervenden Einbau mit dem an das Winkelstück montierten Duschschlauch getestet werden.

Da wir übergangsweise gut mit einem Wassertank zurechtkommen, verzichten auf einen weiteren Reparaturversuch und dichten die offene Leitung zum Verteiler mit einem passenden Endstück ab.

Direkt hinter der Auberge beginnen die hohen Sanddünen, die wir bequem zu Fuß erreichen. Und ehe wir uns versehen, sind wir bei unserer Dünenwanderung auch schon mittendrin.

Am späten Nachmittag sorgt die tiefer stehende Sonne für ein bezaubernd warmes Licht, welches in kontrastreichem Spiel mit den Schatten die Dünenverläufe außergewöhnlich plastisch erscheinen lässt.

Nach zwei Tagen in der trockenen Wüstenluft ist auch die unzugänglichste Ecke des Heckstaufachs garantiert wieder trocken. Wir fahren über Rissani und Erfoud, dem wunderschönen und mit Palmen bewachsenen Ziz-Tal folgend, nach Meski zur blauen Quelle.

Die Blaue Quelle von Meski liegt inmitten von Palmengärten und wird von den Einheimischen und Schulklassen gerne als Ausflugsziel und Schwimmbad genutzt.

Auch geführte Reisegruppen scheinen hier gerne zu Übernachten, so dass wir ein sehr auf Tourismus ausgerichtetes Umfeld vorfinden.

Zufällig treffen wir wieder auf Karin und Wolfgang, die wir schon in Erfoud und davor in El Jadida getroffen haben.

Auf der N13 folgen wir dem Ziz-Tal in den Hohen Atlas nach Midelt. Es ist eine schöne Fahrt in herrlicher Umgebung, aber in den Bergen wird es auch deutlicher kühler.

Als wir am Übernachtungsplatz in Midelt eintreffen, sind auch Karin und Wolfgang da. Bei den frostigen Temperaturen ergibt sich endlich die Möglichkeit, einen Teil unseres gebunkerten Glühweins zu vernichten.

Schon am nächsten Tag möchten wir weiter nach Azrou in den Mittleren Atlas, auf den schönen Campingplatz Amazigh, welcher inmitten einer Kirschbaumplantage liegt.

Es ist wieder eine bezaubernde Fahrt durch wunderschöne Berglandschaften. Im Sommer soll es hier in den Bergen noch schöner sein.

Unterwegs füttern wir wilde Affen, die aber die natürliche Scheu vor den Menschen schon fast verloren haben und einem das Futter fast aus der Hand nehmen.

Kaum hatten wir uns auf unserem Übernachtungsplatz eingerichtet, fahren, was wir diesmal ja schon wussten, Karin und Wolfgang auf den Platz. Treffen Nr. 5!

Nach zwei entspannenden Tagen in erholsamer Bergluft möchten wir weiter Richtung Fes und verabschieden uns endgültig von den beiden, die weiter nach Meknes reisen.

In Fes steigt das Thermometer auf schwüle 30°C und uns fehlt jegliche Motivation, bei diesen Temperaturen eine anstrengende Stadtbesichtigung zu unternehmen.

Schweren Herzens ringen wir uns zu der Entscheidung durch, die Sultansstadt Fes erst bei unserer nächsten Marokkoreise zu besichtigen.

Statt dessen fahren wir in ländliche Umgebung und holen die aufgeschobene Besichtigung von Volubilis nach, einer nördlich von Meknes bei Moulay-Idriss gelegen Römersiedlung.

Römer sind zwar keine mehr da, dafür aber Schulklassen, Reisebusse und vermutlich selbst ernannte »Parkplatzwächter« in Warnwesten, die Ihre Berufsbezeichnung in akzentfreiem Deutsch aussprechen können und dafür 10 DH kassieren.

Trotz des Trubels hat sich der Besuch von Volubilis für uns absolut gelohnt.

Danach geht es zum Einkaufen nach Meknes in den Marjane Supermarkt. Als wir auf den großen Parkplatz fahren, trauen wir unseren Augen nicht! Wer sitzt da beim Essen im Fahrzeug? Treffen Nr. 6!

Der von den beiden ausgesuchte Übernachtungsplatz in Mehdiya Plage (bei Kenitra) klingt verlockend und liegt auf unserer Strecke. So nehmen wir unser schweres Schicksal an und leisten den beiden Gesellschaft.

Von Mehdiya Plage geht es zur herrlichen Lagune nach Moulay-Bousselham, an der wir ein paar gemächliche Tage in schöner Umgebung bei traumhaften Sonnenuntergängen verbringen.

Wir verabschieden uns wieder einmal von den beiden, denn wir reisen morgen über Ceuta aus und fahren heute noch bis Martil, um kurz vor der Grenze unsere letzte Nacht in Marokko zu verbringen.

In Tétouan tanken wir noch einmal unseren Nebentank voll, nachdem wir diesen in den Haupttank gepumpt haben.

Früh klingelt der Wecker, denn wir wollen auf die erste Fähre nach Algeciras. Diese läuft zwar erst um 9:30 aus, aber wir haben eine Stunde Zeitverschiebung zu Spanien, also um 8:30 marokkanische Zeit. Für die Fahrt zur Grenze, den Grenzübertritt und den Weg zum Hafen von Ceuta planen wir 2 Stunden ein. Um diese Zeit sind an der Grenze schon viele PKW und Fußgänger unterwegs, aber nur 2-3 Reisemobile.

Den Helfer, der uns trotz leerer Schalter gegen Bezahlung einen Zeitvorteil verspricht, ignorieren wir. Zuerst geht es zur Polizei (rechts an der Strasse) und dann zum Zoll (links). Dann wird für uns der abgesperrte Bereich geöffnet und wir werden links am Großteil der stauenden PKW vorbeigelotst. Super Service!

Auf marokkanischer Seite wird noch kurz unser Nebentank abgeklopft. Warum macht er das nicht mit dem Haupttank? Wahrscheinlich ist die Unterhaltung mit dem Kollegen interessanter.

Auf der spanischen Seite wollen wir unsere Pässe vorzeigen: »¿Alemán?« »Si«. Das Handzeichen bedeutet uns, dass wir weiter fahren dürfen. Er will unsere Pässe nicht einmal sehen! Hallo!? Schengen-Außengrenze!? Hat Spanien hier nicht eine strategische Aufgabe zu erfüllen? Haben wir nicht zig Millionen EUR an EU-Steuergeldern in die Aufrüstung dieser Grenze investiert? Wir sehen vielleicht nicht gerade wie afrikanische Flüchtlinge aus, aber eine Passkontrolle hätten wir uns an dieser so hochgerüsteten Grenze irgendwie schon gewünscht.

Innerhalb von 20-25 Minuten sind wir komplett durch, wobei das Stop&Go zur spanischen »Kontrolle« einen Großteil der Zeit eingenommen hat. Schnell gelangen wir zum Hafen und bei ruhigem Meer überqueren wir die Straße von Gibraltar. Nach zwei Tagen in Tarifa soll es weiter nach Salobreña gehen, wo wir Ralf mit unserem unangekündigten Besuch überraschen möchten.

15 km vor Salobreña, direkt vor dem Taramay-Tunnel, wollen wir auf dem unbefestigten Seitenstreifen kurz anhalten, wobei der Motor aus geht. Beim erneuten Starten dreht der Motor von alleine in den roten Bereich. Ein Abstellen ist nur mit der Motorbremse möglich. Danach springt er nicht mehr an.

Telefonisch informieren wir Ralf, der uns sofort zu Hilfe eilt. Auch gemeinsam können wir das Problem nicht lösen, so dass wir über Phil, einen Bekannten von Ralf, den 4×4 Mechaniker Keith organisieren, der sich am nächsten Morgen dem Problem annehmen wird. Es wird eine sehr unruhige Nacht so direkt an der Hautstrasse N-340. LKWs donnern die ganze Nacht einen Meter neben unseren Köpfen vorbei. Durch deren Fahrtwind wackelt ständig unser Schlafzimmer und wir stehen auch noch abschüssig.

Ralf und Phil sind gleich morgens wieder da. Phil bringt im Wasserkanister frisch gezapften, spanischen Diesel mit, da wir den marokkanischen Diesel in Verdacht haben. Keith, der Mechaniker, stellt nach 1.5 h die Diagnose, dass die Einspritzpumpe nicht in Ordnung ist.

In Motril soll sich ein MAN Service Point befinden. Mangels Telefonnummer fahren Ralf und Bärbel die 20 km nach Motril. In Motril hat man keinen freien Monteur, den man uns schicken kann. Die Angestellte ruft ihren Chef bei MAN in Granada an. In Granada braucht man einen Auftrag von MAN Service Mobile 24 aus Deutschland, dann schickt man sofort jemanden los. Bei MAN24 braucht man eine Bürgschaft für die Reparaturkosten von MAN Niederlassung in Heilbronn. Nach diversen Telefonaten erhält MAN24 die Bürgschaft aus Heilbronn und Granada wird um kurz vor 15:00 der Auftrag erteilt.

Ach so: Natürlich ist Freitag! Um 18:00 Uhr erscheint dann endlich der Monteur.

Auch er kommt zu dem Ergebnis, dass die Einspritzpumpe überprüft werden muss. Sein Chef meint, dass wir jetzt schnell nach Granada abschleppen müssen (knapp 100 km!!!), da wir an der Straße nicht stehen bleiben könnten. Warum nicht die 20 km zu MAN nach Motril!? Wir müssten das sofort entscheiden, da er in ein paar Minuten nach Hause geht und erst am Montag wieder da ist. Moment! Versucht uns hier jemand unter Druck zu setzen und unsere Situation auszunutzen? Wer hat den Monteur erst 2 Std. später um 17:00 Uhr losgeschickt und will jetzt innerhalb von 5 Minuten eine Entscheidung?

Das geht uns zu schnell! Wir wollen mehr Bedenkzeit und schleppen erst einmal nicht ab! Es folgen Telefonate und Diskussionen über die weitere Vorgehensweise. Wir entscheiden uns nach Motril abzuschleppen.

Gegen 20:00 Uhr nehmen wir Kontakt mit dem ADAC auf. Die nette Dame meint, ob wir vielleicht nicht besser erst morgen abschleppen könnten und freut sich, als wir sogar darauf bestehen. Die Nacht wird etwas ruhiger, da zum Wochenende kaum noch LKW fahren.

Am Samstag ist Ralf gleich wieder zur Stelle und richtet uns die besten Wünsche von Karin und Wolfgang aus, die auch auf dem Platz in Salobreña stehen.

Wieder sind mehrere Telefonate mit dem ADAC zu tätigen, der sich auch um einen Mietwagen kümmert und uns die Beschaffung eines Hotelzimmers anbietet.

Wir lassen das Fahrzeug jedoch nicht alleine und werden auch während der Reparatur darin wohnen.

Der imposante Abschleppwagen setzt uns direkt vor der MAN-Werkstatt auf einem Parkplatz ab.

Hier im Industriegebiet stehen wir am Wochenende absolut ruhig. Obwohl hier keine Menschenseele wohnt, fühlen wir uns sicher.

Am Sonntag besuchen uns Karin, Wolfgang und Ralf. Wir packen die Campingmöbel aus und machen uns mitten im Industriegebiet auf dem breiten Gehweg einen netten Tag.

Am Montag stehen wir gleich bei Arbeitsbeginn, wir haben es ja nicht weit, im Büro bei MAN Motril. Dort ruft man wieder in Granada an und die schicken den Monteur, der schon am Freitag da war.

Muss man das verstehen? Wir sind in einer MAN-Werkstatt und die lassen einen Monteur aus Granada kommen, um eine Einspritzpumpe auszubauen!?

Der nette Monteur aus Granada meint, dass das Fahrzeug vermutlich am Mittwoch fertig wird. Ein Trinkgeld will Antonio erst annehmen, wenn das Fahrzeug wieder läuft. Berufsehre!

Dienstag: Wir wollen nicht nerven und rufen deshalb nicht in Granada an, ob es Mittwoch wirklich klappt. Wie sich später zeigt, kümmern sich andere für uns darum.

Mittwoch früh kommen nacheinander die Anrufe von MAN24 und ADAC, dass das Fahrzeug heute fertig wird. Wegen einer unklaren Information rufen wir dann doch direkt in Granada an.

Dort wird uns vom Chef bestätigt: »Ich mache heute früh nichts anderes, als wegen dem Wohnmobil zu telefonieren, damit das schnell fertig wird.«

Merke: ADAC einschalten! Die halten kontinuierlichen Kontakt zur Werkstatt, bauen so indirekt Druck auf, beschleunigen damit die Angelegenheit und dem Kunden kann es die Werkstatt nicht übel nehmen.

Dann erscheint auch schon Antonio. Die Einspritzpumpe wurde von Bosch in Granada gereinigt und die Injektoren wurden von Antonio getauscht. Weiterhin tauschen wir Benzinfilter, Ölfilter und das Motoröl.

Schlechter Sprit ist die Ursache des Problems. Es handelte sich nicht um reinen Diesel, sondern um ein unidentifizierbares Gemisch, vermutlich mit Benzin o.ä..

Anscheinend erfolgte wegen der zündfreudigeren Mischung auch das Hochdrehen des Motors, sofern dieser einmal angesprungen war.

Den schlechten »Diesel« im Haupttank pumpen wir in ein von Antonio mitgebrachtes Fass. Laut Tankbuch stammt der »Diesel« von SHELL in Erfoud. Nach abgeschlossener Reparatur springt der Motor beim ersten Versuch tadellos an.

Wir bedanken uns bei Antonio, der bescheiden meint, dass das seine normale Arbeit sei.

Selbst jetzt nimmt er nur zögernd das von uns gerne gegebene Trinkgeld an.

Insgesamt hat es sechs Tage gedauert, bis das Fahrzeug wieder fahrbereit war.

Dank der Hilfe aller Beteiligten war dies aber keine unangenehme Zeit, wenn man von den ersten beiden Tagen an der lärmenden Hauptstraße und der mentalen Belastung absieht.

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Helfern bedanken.

Endlich fahren wir auf den Stellplatz nach Salobreña, auf dem wir dann auch länger als geplant stehen.

Den Rückweg ins winterliche Deutschland wollen wir noch nicht antreten, da es dort bis zu 20°C kälter ist!

Nach zwei Wochen wird es aber endlich Zeit, dass wir uns zügig auf den Weg nach Deutschland machen. Deshalb verabschieden wir uns hiermit vorerst und werden demnächst unsere nächsten Reisepläne vorstellen.

Bilder

„Allradantrieb bedeutet, dass man erst dort stecken bleibt,
wo der Abschleppwagen nicht mehr hinkommt.“
(Unbekannte Herkunft)
Die Königstädte der Alawiden – Meknès und Rabat

Nach unserem Grenzübertritt bei Sebta (Ceuta) folgen wir der N13 südwärts nach Tetouan, um dort auf der N2 westlich Richtung Tanger zu fahren, bis wir irgendwann links auf die R417 in südwestlicher Richtung nach Larache abbiegen.

Das Navigationssystem hat noch die Europakarte geladen, so dass wir in Marokko praktisch ohne Navi unterwegs sind.

Bei den ungewohnten Verkehrsverhältnissen und einem anderen Straßenbild (dickere Strassen auf der Straßenkarte, können real auch schmaler sein!), zweifeln wir dann schon, ob die Abzweigung noch kommt oder wir schon längst daran vorbei sind.

Wir kommen aber ohne Umwege nach Larache.

Kaum sind wir am Campingplatz, stehen Mike und Sue aus Kanada vor uns, die wir seit Tarifa kennen. Schön, dass wir euch hier wieder treffen!

Auf dem Platz wechseln wir Euros in Dirhams, da man hier laut Reisehandbuch die meisten Dirhams für den Euro bekommt.

Von Larache bieten sich als nächste Stationen Rabat oder Meknès an. Wir entscheiden uns für Meknès und verabschieden uns wieder von den Kanadiern, die nach Rabat wollen.

Der N1 folgen wir südwärts bis Souk-el-Arba-du-Rharb, um dann auf der R413 über Sidi-Kacem nach Meknès zu fahren. Meknès ist also die erste der vier Königsstädte, die wir besuchen.

Der Weg zum Campingplatz ist relativ leicht zu finden, führt aber durch die Ville Imperiale. Wir zweifeln, ob wir durch das zweite, der über 400 Jahre alten Tore passen.

Es ist zwar der Weg zum Campingplatz, aber selbst die großen Wohnmobile sind normalerweise niedriger als wir.

Der den Königspalast bewachende Soldat bestätigt den Weg zum Campingplatz und meint, dass wir durchfahren sollen.

Wir trauen der Sache nicht ganz! Just in dem Moment fährt ein Omnibus durch. Nix wie hinterher – geht doch!

Vom Campingplatz gehen wir durch die »Ville Imperiale« entlang der langen Mauern in Richtung Medina.

Dabei beobachten wir Störche auf den Ruinen des Königspalastes.

Zwischen »Ville Imperiale« und Medina steht das beeindruckende Mausoleum Mulay Ismails.

Selbstverständlich dürfen der Platz Place el Hedim und das wohl berühmteste Tor Marokkos – das Bab El Mansour – bei unserer Besichtigung nicht fehlen. Vom »Place el Hedim« machen wir einen Abstecher in den naheliegenden Suq.

Direkt neben dem Campingplatz besichtigen wir die riesigen Getreidespeicher und die Ruinen der Pferdeställe des Mulay Ismail, in denen 12.000 Pferde gleichzeitig untergebracht werden konnten.

Der Führer erklärt, dass jeweils vier Pferde an einem Pfeiler angebunden waren. Macht also 3.000 Pfeiler! Das Dach ist während des großen Erdbebens von Lissabon (1755) eingestürzt.

Nebenan befindet sich ein riesiger »Pool« (ca. 400 m x 100 m x 4 m), der den 500 Frauen Moulay Ismails zum Baden zur Verfügung stand.

Unser Führer widerspricht den Aussagen mancher Reisebücher und meint, dass der Pool auch als Wasserversorgung für die Pferde und für die landwirtschaftliche Bewässerung verwendet wurde.

Wegen des schlechter werdenden Wetters wollen wir nicht weiter zur Königsstadt Fes, sondern an die Küste nach Rabat, der nächsten Königsstadt. Diesmal nehmen wir die kostenpflichtige und schnelle Autobahn.

Kurz vor Rabat geraten wir in derart starke Regenschauer, dass sofort das Wasser auf den Straßen steht. Als wir uns dem Campingplatz in Sale nähern, stehen ca. 10 Wohnmobile hintereinander auf der Fahrbahn.

Wir denken, dass sich eine Reisegruppe sammelt und fahren langsam daran vorbei. Vorne angekommen sehen wir, dass die durch eine leichte Senke führende Straße komplett überflutet ist.

Es ist schwer abzuschätzen, wie tief das Wasser ist. Aber tiefer als einen Meter ist es bestimmt nicht. Wir kommen spielend durch.

Das Wetter wird schlechter, es regnet stark, Sturm kommt auf, Dächer auf Nachbargebäuden werden abgedeckt und wir fragen uns, wann der Campingplatz absäuft.

Der »Reisefunk« meldet, dass der Fährbetrieb mit Spanien eingestellt wurde. Dann wird das Wetter von Tag zu Tag besser und wir können unsere Besichtigungstour starten.

Von Sale gelangen wir zu Fuß auf der Brücke »Pont Mulay Al Hassan« über den »Qued Bou Regreg« nach Rabat.

Wir besichtigen das Wahrzeichen von Rabat, den Tour Hassan (Hassanturm), und das Mausoleum Mohammed V.

Mit dem Bau des Hassanturms wurde im 12. Jh. begonnen. Hier sollte die weltweit größte islamische Moschee gebaut werden, und der Hassanturm sollte das zugehörige Minarett werden.

Die Arbeiten wurden jedoch nie vollendet. Ursprünglich war eine Höhe von 80 m geplant, wobei nur eine Höhe von 44 m erreicht wurde.

Recht eindrucksvoll ist auch die »Kasbah des Quadias«, von der wir bequem in den nahegelegenen Suq gelangen.

Bevor wir Rabat in Richtung Casablanca verlassen, bunkern wir im Marjane nochmals die Lebensmittel, die unterwegs nicht so leicht zu bekommen sind.

Dazu gehören auch ein paar Flaschen marokkanischen Rotweins und Bier, da im Marjane alkoholische Getränke verkauft werden dürfen.

»We rode in the morning, Casablanca to the west,
On the Atlas mountain foothills leading down to Marrakesh …
We could wait no more, in the burning sands on the ride to Agadir. …«

Wer erinnert sich nicht an diese berühmten Zeilen von Mike Batt, die uns bei unserer Fahrt vorbei an Casablanca wieder einfallen! Schnell ist der Song auf dem MP3-Player gefunden.

Allerdings führt unser »Ride To Agadir« nicht ins Landesinnere über Marrakech, sondern der Küste entlang über El Jadida mit seinen langen Sandstränden.

In El Jadida waren 250 Jahre lang die Portugiesen und bauten die Medina zur Festung aus.

Eine unterirdische Zisterne, die schon zu Filmaufnahmen verwendet wurde, stammt ebenfalls aus dieser Zeit.

In El Jadida treffen wir wieder auf Mike und Sue aus Kanada.

Dann geht es weiter über Safi nach Essaouria. Ca. 20 km östlich von Essaouria verbringen wir schöne Tage auf dem herrlichen Campingplatz Le Calme, der inmitten eines 3 ha großen Walds von Arganienbäumen liegt.

Essaouria ist ein ehemaliges Piratennest, bekannt für seine portugiesische Festung, die Purpurinseln und für Holzeinlegearbeiten. Wir machen eine Stadtbesichtigung, die uns auch durch den lebhaften Suq führt.

Dabei besuchen wir natürlich auch ein Geschäft, in dem die berühmten Holzeinlegearbeiten verkauft werden. Hier entdecken wir einige wirklich schöne Möbel und andere Gebrauchsgegenstände aus Holz.

Kurz vor Agadir wollen wir auf dem angeblich besten Campingplatz in Marokko, dem Atlantica Parc, ein paar Tage stehen.

Der sehr touristische Platz bietet alle Versorgungsmöglichkeiten, einschließlich sauberem und geräumigen Internetcafe mit flotter Anbindung.

Hier lassen wir auch von dem Künstler Rachid Nabil die »Gecko«-Aufkleber am Fahrzeug durch handgemalte Bilder ersetzen.

So, nun geht es weiter nach Agadir und dann Richtung Westsahara.

Ach so: Mit einem hat sich Mike Batt geirrt:

»We will suffer no intrusion from the infidels of France.«

Er wusste damals nicht, dass »Rapido« und »Pilote« halb Frankreich mit Wohnmobilen versorgen werden. Und die sind alle hier! Franzosen – überall Franzosen. Frankreich muss wie ausgestorben sein!

Bilder

„Der Sinn des Reisens besteht darin,
unsere Phantasien durch die Wirklichkeit zu korrigieren.
Statt uns die Welt vorzustellen, wie sie sein könnte,
sehen wir sie, wie sie ist.“
(Samuel Johnson, 1696-1772)
Die einzige Wüste Europas

Gerade jetzt – im Dezember 2007 – feiert der Park 20jähriges Jubiläum. Ein Traum aus wüstenähnlicher Landschaft, zerklüfteten Steilküsten, in herrlichen Farben leuchtenden Bergen, wunderschönen Sandstränden und traumhaften Badebuchten.

Der landschaftlich spektakulärste Teil unserer bisherigen Reise wird auch »die einzige Wüste Europas« genannt. Wie wir das bei Naturwundern immer wieder erleben, können weder Worte noch Fotografien die Gesamtheit der Eindrücke umfassend beschreiben, geschweige denn vermitteln. Deshalb lassen wir die Worte, zeigen aber dennoch ein paar Fotos.

In den Salinas de Acosta bei Cabo de Gata kann man zeitweise Flamingos beobachten, wobei an machen Tagen schon 2000 Tiere gezählt wurden.

Nach verschiedenen Wanderungen in den Bergen entlang der herrlichen Küste und dem Besuch von Sehenswürdigkeiten im Park geht unsere Fahrt weiter.

Innerhalb von wenigen Kilometern zeigt sich wieder ein komplett verändertes Landschaftsbild, wobei sich hässliche Touristensiedlungen mit großflächigen Plastikplanen der Agrarbetriebe abwechseln.

Teilweise ist der Übergang von Plastikplane und Meer kaum auszumachen. Ein interessanter Aspekt ist, dass sich viele Reisende an den Plastikplanen stören, aber dann beim Discounter genau die darunter gezüchteten Produkte kostengünstig erwerben. Guten Appetit!

Bei der Übernachtungsplatzsuche in Calahonda lernen wir Günther kennen, mit dem wir am Tag darauf gemeinsam nach Salobreña fahren. Auf dem Stellplatz des hübschen Städtchens Salobreña lernen wir noch Ralf, Gerd und Tekla kennen.

Der kurzweilige Nachmittag geht nach der gegenseitigen Fahrzeugbesichtigung nahtlos in einen geselligen Abend über, der bei den dann schon etwas kühleren Abendtemperaturen jahreszeitgerecht mit Glühwein abgeschlossen wird. Ein unterhaltsamer Tag und ein sehr lustiger Abend!

Hoch über dem Stellplatz in Salobreña thront das seit dem 10.Jh. urkundlich belegte maurische Kastell Castillo Árabe, das von den Nasridenkönigen auch als Sommerresidenz genutzt wurde.

Schon früh am nächsten Morgen bringen wir die anstrengenden Höhenmeter zum Kastell hinter uns, besichtigen ausgiebig die gesamte Anlage und genießen den grandiosen Ausblick in die Sierra Nevada und zur Küste. Wir wollen nachmittags weiter nach Granada. Immer diese Abschiede …

Das UNESCO »Kulturerbe der Menschheit« in Granada – die Alhambra – ist natürlich absolutes Pflichtprogramm. Es ist unglaublich, was vor hunderten von Jahren von den Erbauern – den Mauren (nicht: Maurern!) – geleistet wurde. Das muss man selbst gesehen haben!

Die Küste westlich von Salobreña soll sehr sehenswert sein und so fahren wir von Granada nicht direkt nach Cordoba, sondern zurück nach Salobreña, um Cordoba dann von Malaga aus zu besuchen.

Das Wetter wird, wie es ja einmal kommen musste, nach traumhaften 6 Wochen nun etwas schlechter, so dass wir unseren Abstecher in die Berge nach Cordoba auf den Rückweg verschieben. Wir holen Günther wieder ein und fahren zusammen über Algeciras in das nette Städtchen Tarifa.

Unser Übernachtungsplatz liegt ca. 12 km nordwestlich von Tarifa an einem traumhaften Sandstrand mit hohen Dünen und Blick auf das ca. 20 km entfernte Afrika. Schiffe, die die Strasse von Gibraltar passieren, fahren hier direkt vorbei.

Laufend lernen wir interessante Reisende kennen. Darunter auch ein nettes Paar aus Kanada, das uns spontan nach Kanada einlädt.

Kurz vor Jahresende verabschieden wir uns dann in Tarifa auch von Günther, der Richtung Portugal fährt. Wir wollten weiter nach Marokko und am 30.12. von Algeciras nach Ceuta verschiffen.

Früh geht es am 30.12. in Tarifa los nach Algeciras.

Da wir uns in Algeciras schon etwas auskennen, finden wir die Agentur mit den günstigen Tickets auch auf Anhieb. Im zeitlich befristeten Aktionspreis gibt es für 100 EUR (normalerweise 188 EUR) nicht nur das Hin- und Rückticket (2 Personen, 1 Camping Car), sondern auch gleich die fertig ausgefüllten Zollpapiere für das Fahrzeug und je ein Formular pro Person für die Einreise nach Marokko.

Wir wollen die nächste Fähre noch rechtzeitig erreichen und fahren gleich zum Hafen. Es gibt kaum Wartezeiten und ehe wir uns versehen, verlässt die Schnellfähre den Hafen von Algeciras und wir haben einen großartigen Blick auf Gibraltar.

In Ceuta füllen wir günstig unsere Dieseltanks und machen uns nach dem Tanken gleich auf den Weg zur Grenze. Die sogenannten »Helfer« ignorieren wir und suggerieren durch selbstsicheres Auftreten bei gleichzeitiger Ahnungslosigkeit das notwendige Grenzübertrittswissen.

Die Grenzformalitäten sind einfacher, als wir dies aus den Beschreibungen der Bücher und Foren entnommen hatten. Insgesamt benötigen wir ca. 55 Minuten für den kompletten Grenzübertritt.

Von der Grenze fahren wir vom Mittelmeer über Tetouan direkt an den Atlantik nach Larache auf einen kostenlosen Campingplatz, der von einer der Fährgesellschaften betrieben wird. Hier treffen wir auch Mike & Sue aus Kanada wieder.

Bilder

„Der beste Teil der Schönheit ist der,
den ein Bild nicht wiedergeben kann.“
(Sir Francis von Verulam Bacon, 1561-1626)