Die Spuren des Klondike River Goldrauschs

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Yukon, Alaska, British Colombia

Im August 1896 entdecken George Washington Carmack, Tagish (Dawson) Charlie und Skookum Jim im Bachlauf des »Bonanza Creek« Gold und lösen damit am Klondike River den bisher größten Goldrausch der Geschichte aus.

Wegen der Abgelegenheit der Gegend gelangt die Kunde vom Goldfund erst im Juli 1897 mit Raddampfern nach Seattle und San Francisco.
Insgesamt machen sich 100.000 Glücksritter aus aller Welt auf den Weg nach Dawson City, um am vermeintlich schnellen Reichtum teilzuhaben.

Es gibt mehrere Routen, um nach Dawson City zu gelangen. Ein Großteil der Goldsucher nimmt den Raddampfer nach Haines, Skagway oder Dyea in Alaska. Danach geht es zu Fuß über Pässe und mit selbstgebauten Booten auf dem Yukon die ca. 600 Meilen bis Dawson City.

Jeder Mann muss einen Jahresvorrat Lebensmittel und Werkzeuge von insgesamt fast einer Tonne mit sich führen. Dies wird an der Grenze von der kanadischen Polizei kontrolliert, um die Goldsucher vor dem ansonsten sicheren Tod zu bewahren.

Mit historischen Gebäuden an ungeteerten Straßen besitzt Dawson City heute noch den Charme einer alten Goldgräberstadt.

Die Goldminen nennt man jetzt Touristen und die Goldgräber sind die Betreiber von RV Parks und Souvenir-Shops. Wen wundert es da, dass der stets gut gefüllte RV Park in Dawson Downtown auch noch »Gold Rush« genannt wird.

Aber Dawson City hat was! Trotz des Tourismus fühlen wir uns hier im Norden ausgesprochen wohl.

Wir folgen den Abraumhalden des legendären »Bonanza Creek« zum »Dredge No. 4«, dem mit über 90 m Länge größten aus Holz gebauten Eimerkettenschwimmbagger der Welt. Mit ihm wurde bis in die sechziger Jahre Gold gewaschen.

Nach der ausgesprochen interessanten Führung fahren wir zum »Discovery Claim«, wo George Carmack 1896 erstmals Gold gefunden hat.

Der Bonanza Creek Road entlang gelangen wir schließlich zu »Claim #6«, auf dem jedermann kostenfrei sein Glück beim Goldwaschen versuchen kann.

Bei herrlichem Wetter relaxen wir ein paar Tage auf dem Yukon River Campground direkt am Yukon gegenüber von Dawson.

Hier führt uns ein Spaziergang ein paar hundert Meter flussabwärts zum »Sternwheeler Graveyard«, wo mehrere alte Raddampfer am Flussufer verrotten, die früher stolz den Yukon befahren haben.

Direkt am Campground beginnt auch der faszinierende »Top-of-the-World Highway«, der seinem Namen alle Ehre macht und uns bis zur Grenze nach Alaska begleitet.

Die Streckenführung entlang der Kammlinie bietet atemberaubende Blicke über weit entfernte Bergketten und in tief ausgeschnittene Täler.

Auch hier liegt der »Indian Summer« wie ein leuchtender bunter Teppich über der gebirgigen Landschaft, und die Fahrt verwöhnt uns mit grandiosen Panoramen.

Schon von Weitem sehen wir die einsam an der Straße gelegenen Gebäude – das ist die Grenze!

Wir beglückwünschen den netten US-Grenzbeamten zu diesem herrlichen Arbeitsort und sind mächtig gespannt, was nun kommt.

Über die Einreise in die USA haben wir schon viel Negatives gelesen. Wir zeigen die Pässe und werden befragt, wohin wir möchten. Das Fahrzeug sollen wir gleich links am Gebäude parken!

Zuerst lässt sich der Grenzbeamte den Aufbau des deutschen Nummernschilds erklären, denn er hat eines im Büro hängen.

Wir folgen ins Gebäude und sehen im Gang eine Sammlung von Polizeiabzeichen und das besagte deutsche Nummernschild aus SÜW über dem Tresen.

Während wir im Büro das grüne Einreiseformular ausfüllen, machen sich die Grenzer über unser Fahrzeug her! Nein, keine Kontrolle! Es ist persönliches Interesse am hier seltenen Fahrzeugtyp und den großen Reifen! Die ganze US-Einreise läuft sehr freundlich, schnell und zuvorkommend ab! Weitere Info unter Grenzübergänge.

Also liebe Leser, bringt den netten Grenzern am »Top-of-the-World Highway« ein KFZ-Kennzeichen aus eurem Heimatort mit. Polizeiabzeichen werden auch gesammelt!

Ab der Grenze heißt der bisherige »Top-of-the-World Highway« jetzt »Boundary Spur Road«, der wir über den Ort Chicken zum »Taylor Highway« folgen.

Die Straßennamen ändern sich, aber die herrliche Landschaft und die großartigen Panoramen bleiben uns auch in Alaska erhalten!

An der Kreuzung »Tetlin Junction« treffen wir auf einen alten Bekannten – den Alaska Highway. Links geht’s nach »Canada«, rechts nach »Tok«.

Zwischen hier und dem Ort Tok ist der Alaska Highway die einzige Straßenverbindung nach Norden!

Durch Tok muss jeder, der mit dem Fahrzeug in den Norden nach Alaska möchte. Tok ist eine typische Versorgungsstadt mit Tankstellen, Supermarkt und Übernachtungsmöglichkeit.

Diese Art von Stadt findet man meist an Kreuzungen von Verkehrswegen.

Wir bleiben auf dem Alaska Highway bis Delta Junction, wo dieser an der Einmündung in den Richardson Highway offiziell nach 2.288 km endet.

Für amerikanische Kinder lebt der Weihnachtsmann am Nordpol.

Kurz vor Fairbanks erreichen wir die Stadt »North Pole«, in der die an den Weihnachtsmann am Nordpol adressierte Kinderpost landet.

Im Santa Claus House werden diese Kinderbriefe beantwortet und das ganze Jahr Weihnachtsartikel verkauft! 365 Tage Weihnachten im Jahr, das gibt es nur hier!

Bei einem Abstecher von North Pole nach Chena Hot Springs, besuchen wir das dortige Eismuseum.

Am Eingang gibt es dicke Jacken, die einem während der 30 Minuten langen Führung trotz -20°C angenehm warm halten.

Im sehenswerten Museum ist nahezu alles aus Eis, sogar das Glas, in dem uns ein Martini serviert wird.

In Fairbanks besichtigen wir die Alaska Pipeline und informieren uns über den Aufbau, die Funktion und die technischen Details zu dieser außergewöhnlichen Ingenieurleistung.

Die Alaska Pipeline beginnt im Norden Alaskas an der Prudhoe Bay und führt über knapp 1.300 km in den Süden zum eisfreien Hafen nach Valdez.

Von Fairbanks gelangen wir auf dem Parks Highway zum Denali National Park, einem der schönsten National Parks in Alaska.

Im Denali Park ist auch der höchste Berg Nordamerikas zu finden, der Mount McKinley (6195 m).

Wir fahren so weit in den Park, wie es ohne Einschränkungen mit dem eigenen Fahrzeug erlaubt ist und übernachten dort auf dem schönen Savage River Campground.

So können wir den Rückweg am Morgen bei anderen Lichtverhältnissen erleben, sehen jedoch kaum Tiere.

Auf die lange Bustour (6-8 Std.), bei der man mit etwas Glück mehr Tiere sehen könnte, verzichten wir und fahren weiter Richtung Anchorage, denn wir wollen nach Seward.

Der Seward Highway folgt dabei dem Turnagain Arm, der den mit 11 m zweithöchsten Tidenhub in Nordamerika aufweist.

Als wir bei Ebbe entlangfahren, ist in dem breiten Fjord kaum Wasser zu sehen.

Mit schneebedeckten Bergen, Gletschern und Fjorden entspricht die Landschaft etwa dem Bild, das man üblicherweise mit Alaska verbindet.

Unterwegs machen wir einen kurzen Abstecher zum Gletschersee »Portage Lake« bei Whittier, wo jetzt im Spätsommer noch Eisschollen im Wasser treiben.

Es regnet und es ist kalt, so dass wir erst bei der Rückfahrt zur Gletscherzunge wandern wollen.

Auf schöner Strecke geht es weiter nach Seward, welches durch seine schöne Lage im Sommer viele Touristen anlockt.

Hier legen auch die Passagierschiffe ab, die in den Prince William Sound fahren. Wir bleiben nur eine Nacht, da es wieder regnet und es nicht besser werden soll.

Auch die aufgeschobene Wanderung zur Gletscherzunge fällt ins Wasser.

Auf dem Weg nach Valdez besuchen wir nördlich von Palmer eine Moschusochsen-Farm.

Die Farm hat sich zum Ziel gesetzt, diese wilden Tiere zu domestizieren, wobei dieser Prozess ca. 250 Jahre benötigen wird!

Aus der Unterwolle der Tiere fertigen Inuits in traditioneller Weise besonders weiche und wärmende Schals, Handschuhe und Mützen.

Valdez liegt, von schneebedeckten Bergen und Gletschern grandios umrahmt, an einem ganzjährig eisfreien Hafen.

Früher Ausgangspunkt für Goldsucher, heute Endpunkt der Alaska-Pipeline und 1989 durch das Tankerunglück der »Exxon Valdez« zu weltweiter »Berühmtheit« gelangt.

Im Jahre 1964 erlebte Valdez seine erste Katastrophe, als es von einem Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami vollständig zerstört und ein paar Kilometer weiter neu aufgebaut wurde.

Beide Unglücke fanden am jeweiligen Karfreitag statt.

In Valdez beobachten wir Lachse, Robben auf Lachsfang und Möwen, die von den Robben einen Teil der Beute ergattern wollen.

Auch ein Schwarzbär ist gekommen, der sich aber durch uns beim Fischen gestört fühlt und nach ein paar Minuten ohne Mahlzeit wieder im Wald verschwindet.

Auf dem Weg in den Wald schnappt er sich noch schnell ein paar Beeren von einem Strauch.

Wenn schon kein Hauptgang, dann wenigstens ein Dessert!

Sehr interessant ist der Besuch des Valdez Museums, wo wir mehr Details über das Erdbeben, die Ölkatastrophe, den Bau der Alaska Pipeline und die Strapazen der Goldsucher erfahren.

Am Flughafen vorbei gelangen wir zu einem abgelegenen Gletschersee, in dem wir wieder große Eisschollen sehen.

Auch das alte Valdez wollen wir besichtigen und folgen der entsprechenden Beschilderung.

Hier beobachten wir eine Schwarzbärin mit zwei Jungen, die mit ihrem Nachwuchs zum nahegelegenen Bach will.

Da das Wetter unbeständig ist und die Vorhersage keine Besserung verspricht, machen wir Strecke und reisen über Tok und Beaver Creek wieder nach Kanada ein.

Die kanadische Grenze passieren wir problemlos.

Wir wollen nach Haines (Alaska) und von dort mit der Fähre durch die Fjorde nach Skagway (Alaska), um dann über den White Pass – wie die Goldsucher – wieder nach Kanada einzureisen.

Wer sich Alaska auf der Karte genauer ansieht, stellt fest, dass es nicht nur aus der Ecke ganz oben links besteht, sondern auch in einem schmalen Streifen der Küste entlang nach Süden verläuft, also zwischen Pazifik und Kanada.

Da es jedoch nur eine Straßenverbindung gibt, müssen wir auf dem Landweg von Alaska nach Alaska durch Kanada. Wir schaffen an einem Tag 760 km und zwei Staatsgrenzen, kommen aber erst bei Dämmerung in Haines an.

Schade, denn Haines ist für seine vielen Bären bekannt, die hier am Fluss Lachse fangen.

Trotz fortschreitender Dunkelheit sehen wir eine Bärin mit zwei Jungen Lachse fangen. Leider reicht das Licht nicht für Fotos.

Hier treffen wir auch unsere Bekannten Siegrid & Gerhard wieder, die ebenfalls auf dem Weg nach Südamerika sind und auch die Fähre nach Skagway nehmen.

Wir übernachten direkt am Fähranleger, da die Fähre, die nur alle 4 Tage geht, bereits um 7:15 ablegt, man 2 Stunden vorher da sein soll und wir noch keine Tickets haben.

Der Ticketschalter wird um 3:15 geöffnet. Wir aber »schlafen aus« und holen unsere Tickets erst um 4:50.

Beim Warten auf das Boarding sehen wir in der Morgendämmerung Weißkopf-Seeadler in den Bäumen über der Straße.

Die Fähre bahnt sich ihren Weg durch eine eindrucksvolle Fjordlandschaft und an Deck ist die eisige Kälte Alaskas zu spüren.

Nach etwa einer Stunde sind wir in Skagway und sparen uns so die weit über 500 km Landweg.

Skagway war Durchgangsstadt der Goldsucher, die mittels Raddampfer hier ankamen und über den White Pass weiter nach Dawson wollten.

Von der Nachbarstadt Dyea ging es über den kürzeren, aber steileren Chilkoot Pass Trail, bei dem aber keine Lasttiere zum Transport der 1000 kg schweren Vorräte eingesetzt werden konnten.

Auch wir fahren über den White Pass zur kanadischen Grenze.

Der kanadische Grenzbeamte bemüht sich sichtlich, immer neue, teils merkwürdige Fragen zu finden. Was wir alles so im Aufbau hätten? Er fragt nach Bärenspray und nach Fotokameras. Da wir die Kameras vorne griffbereit haben, sind sie plötzlich uninteressant.

Ob wir Geschenke für Kanadier dabei hätten? Ob wir Alkohol dabei haben (wir haben die erlaubte Menge)?

Dann fragt er, ob wir hinten aufmachen können. Ich öffne das Heckstaufach, was ihn aber kaum interessiert.

Die Einmalüberschuhe zum Betreten unseres »Wohnzimmers« zieht er bereitwillig an. Gerade als wir reingegangen sind, steht auch sein Kollege an der Tür. Der bekommt aber keine Einmalschuhe, so dass er nur von außen reinschauen darf.

Ich soll den Alkohol zeigen, aber er kontrolliert noch nicht einmal, ob im Flaschenfach noch weitere Flaschen sind.

Dafür begutachtet er Möbel, Bett und den Aufbau ausführlich. Er schaut auch in keinen Schrank oder in ein anderes Staufach.

Die wollten in den hier unüblichen Fahrzeugtyp einfach mal reinschauen! Die Grenzer gehen grinsend ums Fahrzeug und lassen uns passieren.

Von der Grenze fahren wir zum Alaska Highway, von dem wir kurz vor Watson Lake wieder auf den Cassiar Highway nach Süden abbiegen.

Wir wollen nach Stewart und von dort nach Hyder (Alaska), da man in Hyder oft Bären beobachten kann.

Diese landschaftlich attraktive Strecke führt uns durch Wälder, vorbei an Seen, direkt an mehrere Gletscher und zu vielen Wasserfällen in einem schmalen Canyon.

Auch hier sind die leuchtenden Farben des Indian Summer noch allgegenwärtig.

Da Hyder (Alaska) nur über Stewart (Kanada) erreicht werden kann, gibt es keinen US-Grenzposten. In Hyder sind an der Bärenbeobachtungsstelle keine Fische im »Fish Creek« und wir fragen uns, warum hier Leute mit schussbereiter Kamera stehen und auf Bären warten!?

Der darauf angesprochene Ranger meint humorvoll: Man braucht entweder viel Fisch oder viel Glück, um einen Bären zu sehen.

Genau! Deshalb kehren wir gleich wieder um und am kanadischen Grenzposten werden kurz die Pässe kontrolliert.

Heute übernachten wir auf einem hübschen Campground direkt am See.

Auf dem Yellowhead Highway fahren wir über Fraser Lake nach Prince George und dann über Williams Lake bis Clinton.

Unterwegs besuchen wir den »Fulton River Spawning Channel«, den größten von Menschenhand geschaffenen Laichkanal mit einer beeindruckenden Zahl von Tieren im Wasser.

Überall stehen Schilder, auf denen vor Bären gewarnt wird. Wen wundert es, bei so vielen Lachsen!

Ein Abstecher bringt uns in die alte Goldgräberstadt Barkerville, die während des Cariboo Goldrausches entstanden ist.

Die Gebäude dieser unbewohnten Stadt sind noch weitestgehend erhalten und werden für touristische Zwecke weiterhin gepflegt.

Kurz nach Clinton nehmen wir die schöne Landstraße Richtung Vancouver, die über Lillooet führt.

Hier gibt es einen deutschen Bäcker und einen idyllischen, kostenlosen Campground im Wald mit Wildbach (BC Hydro), auf dem wir 2-3 Tage stehen bleiben möchten.

An unserem »letzten Tag« rollen Maria & Otto und Nicole & Claus auf den Campingplatz, stellen sich in unsere Nähe und wir verstehen uns auf Anhieb gut.

Es gibt viel zu erzählen und am Lagerfeuer sind die Tage und Abende äußerst kurzweilig.

So stehen wir ein paar Nächte länger als geplant und der Abschied fällt so gar nicht leicht.

An der Landstraße biegen wir nach links Richtung Vancouver ab.

Mit noch kaltem Motor fahren wir langsam die Steigung hinauf und sehen Nicole & Claus im Rückspiegel nach rechts abbiegen!

Gute Weiterreise!

Nachblick: Nicole und Claus haben uns ihren »Nachblick« geschickt. Vielen Dank für das hübsche Foto! (letztes Bild in der Bildergalerie)

Bilder

„Die Gold suchen, graben viel Erde und finden wenig.“
(Heraklit von Ephesus, ca. 540-480 v. Chr.)